Zweyhundert und fünftes Sonett.

[30] Schlimmes bedrängt mich, Schlimmeres ich sehe,

Und einen Pfad zu ihm, gar breit und eben;

In gleichen Wahnsinn hab' ich mich ergeben,

Mit dir befangen in demselben Wehe.

Weiß nicht, ob ich um Krieg, um Frieden flehe;

Schwer ist der Schaden; bös, in Schande leben.

Doch warum zagen? – Will nicht widerstreben

Des Ew'gen Rathschluß, was mir auch geschehe.

Zwar bin ich würdig nicht der Ehr' und Güte,

So du mir angethan; dich täuscht dein Minnen,

Das auch gesundes Aug' oft falsch läßt sehen.

Doch himmelwärts zu heben mein Gemüthe,

Ist mein Entschluß, zu spornen Herz und Sinnen; –

Kurz ist die Zeit und langer Weg zu gehen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 30.
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