Zweyhundert und viertes Sonett.

[29] Du grüne Höh' mit schatt'gen Blüthenbogen,

Wo singend ruht, oder in sich gekehret

Von ew'gen Geistern Zeugniß uns gewähret

Sie, die der Welt all' ihren Ruhm entzogen;

Mein Herz, das ihretwegen mir entflogen,

Und weislich thut und mehr, so nie es kehret,

Sucht, wo das Gras, vom schönen Fuß geehret

Aus diesen Augen Feuchtigkeit gesogen.

Es seufzt und spricht bey jedem Schritt mit Greinen:

»Ach, wär' ein Weilchen hier des Grams Geselle,

Der müde schon vom Leben und vom Weinen!«

Sie lachet, und verschieden sind die Fälle;

Herzlos gleich' ich dem Stein', du Edens Hainen,

O glückliche, o heil'ge, süße Stelle!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 29-30.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Canzoniere
Canzoniere - Eine Auswahl (Italienisch/Deutsch)
Canzoniere: 50 Gedichte mit Kommentar. Ital. /Dt.
Canzoniere. Zweisprachige Gesamtausgabe.
Canzoniere
Canzoniere /Triumphe /Verstreute Gedichte: Ital. /Dt.