Zweyhundert und zehntes Sonett.

[32] Wie wird mir bang, tritt vor die innern Sinnen

Der Tag, da ich schwermüth'gem Ernst ergeben

Die Herrinn ließ, bey ihr mein Herz! Im Leben

Mag keinem Ding' so gern und oft ich sinnen.

Ich seh' sie dann demüthig mitten drinnen

Bey schönen Frau'n sich wie die Ros' erheben

Aus Blümlein klein, nicht froh, nicht traurig eben;

Wie wer ein nahes Unglück fürchtet innen.

Sie hatt' all' sonst'gen Schmuck von sich geleget,

Gewand der Freude, Perlen, Kränze, Spangen,

Lachen, Gesang und Rede süß-gewichtig.

So ließ mein Leben ich von Fahr umheget.

Ahndungen, Träum' und Nachtgebild' umfangen

Mich nun, und gebe Gott, daß alles nichtig!

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 32-33.
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