Zweyhundert zwey und neunzigstes Sonett.

[77] Der einst besiegt mit Duft und Farbenprangen

Den Orient, wo Düft' und Lichter fluthen

Durch Laub und Blüth' und Frucht, drum alles Guten

Und Herrlichen der West den Preis empfangen,

Mein süßer Lorbeerbaum, wo eingegangen

Einst alle Schönheit, all' der Tugend Gluthen,

Sah, wie mein Herr und meine Göttinn ruhten

Ehrbar von seinem Schattendach umfangen.

Auch ich wob in des Baumes Heiligthume

Mir ein Gedankennest; glühend und frierend

In Flamm' und Frost mußt' ich mich glücklich ehren.

Voll war die Welt von ihrem ew'gen Ruhme;

Da nahm sie Gott, mit ihr den Himmel zierend;

Und werth auch war sie es, ihm zu gehören.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 77-78.
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