Die Quaterne

[85] Vom Lottodämon hart geplagt,

Beschloßen vier Pariser Damen,

Die niemals den Gewinst bekamen,

Dem sie schon lange nachgejagt,

Den Aberwitz um Rath zu fragen.

Das hatten sie schon oft gethan

Und wußtens nicht. Der goldne Wagen

Hielt mit Geräusch am Tollhaus an.

Sie steigen aus; die Thüren knarren;

Sie schaudern und beym ersten Narren,

Es war ein grauer Alchymist,

Verweilen sie. Die Schönen baten

Den düstern Geist beym Trismegist,

Vier Nummern ihnen anzurathen,

Die als Quaterne dann ihr Glück

Zum Lottorad versuchen sollen.

Der Alte thut mit heiterm Blick,

Was die geputzten Damen wollen,

Die dem Papier mit frohem Drang

Die reichen Zahlen anvertrauen.

Laßt, rief der Greis, mich sie beschauen![86]

Man gab sie ihm und er verschlang

Die Ziffern flugs wie Mandelkerne.

Nun, sprach er nach vollbrachtem Schmaus,

Verziehet hier; denn die Quaterne

Kömmt heute noch gewiß heraus.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 3, Tübingen 1802, S. 85-87.
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