Der Ochs und der Esel

[184] Ochs und Esel zankten sich

Beym Spatziergang um die Wette,

Wer am meisten Weisheit hätte:

Keiner siegte, keiner wich.


Endlich kam man überein,

Daß der Löwe, wenn er wollte,

Diesen Streit entscheiden sollte;

Und was konnte klüger seyn?


Beyde reden tief gebückt

Vor des Thierbeherrschers Throne,

Der mit einem edlen Hohne

Auf das Paar herunter blickt.


Endlich sprach die Majestät

Zu dem Esel und dem Farren:

Ihr seyd alle beyde Narren.

Jeder gafft ihn an und geht.

Quelle:
Gottlieb Konrad Pfeffel: Poetische Versuche, Erster bis Dritter Theil, Band 1, Tübingen 1802, S. 184-185.
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