Das vier-und-dreyssigste Capitel.

D. Faustus verkaufft fünff fette Schweine, eine um sechs Gulden.

[274] DAs Geld vom Roßtäuscher wärete nicht lang, muste demnach D. Faustus auf ein neues zu überkommen bedacht seyn, wie er auch thäte. Denn er ward einsten ein Säutreiber, rüstete ihm fünff starcke gemeste Schweine zu, die triebe er auf einen Marckt, in einem nahgelegenen Städtlein:

Nota: D. Fausti Famulus, Christoff Wagner, meldet in seinem Schreiben an einen seiner guten Freunde, wie er der Säutreiber gewesen, sein Herr aber sey hernacher kommen, und der Kauffman oder Verkauffer gewesen.

Es stunde nicht lang an, da erschienen zween Müller und ein Wirth, diese handelten nun um die Schweine, und wurden endlich miteinander eins, daß sie die Schweine kauffen und unter sich theilen wolten, weiln dergleichen sonst nicht auf dem Marckt gewesen; wurden also mit D. Fausto, dem Verkauffer eins, die fünff Schweine für dreyssig Gulden zu bezahlen. Faustus, der wol wuste, was es für Schweine wären, bate die Käuffer, sie solten [241] die Säu nur auf dem Land hintreiben und nicht sobald in die Schwemme führen.

Da begabe sichs aber, daß sich die Säu unterwegens in dem Koth wältzeten und besudelten, daß der Treiber gezwungen wurde, sie in die Schwemme zu treiben: aber alsobald verschwanden sie darinnen, und schwummen in dem Wasser fünff Strohwisch empor, welches denn sobald den Kauffern ward angesaget, die nun nicht wusten wie sie ihrem Leide thun solten, zumaln sie nicht ersinnen kundten, wie solches zugegangen wäre, noch auch rathen, wie sie sich ihres Schadens an dem Verkauffer erholen solten, denn sie wusten nicht wo dieser anzutreffen wäre.


Anmerckung.

I. Diß ist die dritte Verwandlung, oder vielmehr Verblendung, zu welcher der Teuffel dem D. Fausto willfährig gewesen. Nun ist[274] hierbey die Frag, ob noch heutiges Tages durch deß Teuffels Hülffe die Zauberer, Hexen und Unholden, nicht allein sich selbst, sondern auch andere Menschen, können nach ihrem Gefallen in einem Augenblick in Katzen, Hunde, Wölffe, und andere unvernünfftige Thiere verwandeln.

In den mitternächtigen Ländern, schreibt Olaus M. daß sich die Leute in der Christnacht in Wölffe verwandeln, und grossen Schaden thun, andere anfallen, zerreissen, und so gar der jungen Kinder nicht verschonen. In Teutschland hat man auch unterschiedliche Exempel, daß Hexen und Zauberer sich in Wölffe verwandelt haben, und wenn sie verwundet, oder daß ihnen eine Patten ab gehauen worden, hat sich befunden daß es Menschen Hände oder Füsse gewesen.

Also haben sich auch zwo Hexen, welche gesehen, daß ein armer Weinführer sein Geld in seinen Schubkarren verkeulet, sich in Schweine verstellet, ihme nächst der Stadt Würtzburg fürgewartet, verjagt und mit ihren Waffen den Schubkarren zerbrechen wollen: ungefehr aber hat sie ein Wildschütz begegnet, und die eine darvon geschossen; welche alsobald wieder zu [242] ihrer ersten Gestalt kommen, und erwiesen, daß sie ein altes Weib gewesen.

Hiervon fragt sich nun, ob solches mit natürlichen Ursachen geschehen könne, wie etliche wollen, oder ob solches eine Verblendung?

Denn daß solche Verwandlung warhafftig und dem Wesen nach geschehen soll, davon finden wir nicht allein in heiliger Schrifft nichts, und kan auch mit dem Exempel Nebucadnezars nicht bewiesen werden.

Denn wenn wir die Geschicht von ihm, Danielis im vierdten, recht betrachten, so findet sichs, daß seine Verwandelung nicht geschehen sey seinem Leibe nach, und warhafftig und wesentlich, sondern allein nach seiner Vernunfft, da er gleich worden ist den Thieren auf dem Feld, die unvernünfftig auf demselben herum lauffen: denn wir lesen allda nichts, daß er zu einem Ochsen oder anderm Thier sey worden, sondern daß er von den Menschen seye abgesondert worden, und daß er wie die Ochsen das Gras geessen. Von den Menschen aber ist er abgesondert worden um seiner Unsinnigkeit und Wütens willen: daher er selbsten hernach gesagt: Nach dieser Zeit hub ich Nebucadnezar meine Augen auf gen Himmel, und mein Verstand ward mir wieder gegeben. Darvon Hieronymus also sagt: quando dicit, sensum sibi redditum, ostendit non formam se amisisse, sed mentem, das ist, indem er sagt, daß er seinen Verstand habe wieder bekommen, zeiget er an, daß er sein Wesen nicht hab verloren, sondern nur seine Vernunfft.

Sondern es ist auch diese wesentliche Verwandlung wider die heilige Schrifft, als welche solche wesentliche Verwandlung der Creaturen[275] nicht dem Teuffel, deme sie unmüglich ist, sondern GOtt zuschreibet.

Daß deß Loths Weib um ihres Unglaubens und Ungehorsams willen in eine Saltzseule verwandelt worden, das hat GOtt gethan, wie zu lesen im ersten Buch Mosis im 19, v. 26. (D. Walther in seiner Propheten Postill, p. 892. sagt hiervon also: durch solche Verwandlung ist sie augenblicklich gestorben, lebendig und tod gewesen: und solches ist geschehen aus Göttlicher Allmacht, zur Straff der unglaubigen Seelen, Sap. 10. 7. und nicht vom Teuffel.)

Daß Aarons Stab in Egypten in eine Schlang, und das Wasser in Blut ist verwandelt worden, das hat der Finger [243] GOttes gethan, aus dem andern Buch Mosis im 10. vers. 20.

Daß das Wasser zu Cana in Galilæa in guten Wein verwandelt worden, das hat der ewige Sohn GOttes, der HERR Christus gethan, beym Evangelisten Johanne im andern, v. 9.

Derowegen so ist solche Verwandlung der Menschen in Wölffe, Katzen, Hunde, u.s.f. keine warhafftige und wesentliche Verwandlung, sondern eine Verblendung deß Teuffels, der seiner Werckzeuge, der Zauberer und Hexen Sinn und Vernunfft also verwirret, daß sie meinen, sie seyn Wölffe, Katzen, und dergleichen, auch also von andern darfür angesehen werden.

Augustinus gibt hierauf einen feinen Bericht, wenn er unter andern also spricht 1. 18. de C. D. c. 18. Hæc aut falsò narrantur, aut ludificationibus Diaboli fiunt; solche Dinge seynd entweder erdichtet und falsch, oder es ist deß Teuffels Gespenst und Betrug gewesen.

Wenn man aber gleichwol einwendet, es seyn nicht alles Poetische Fabeln und Gedichte, dass bisweilen die Menschen in Wölffe und andere Thiere verwandelt worden, wie von der Medea, von der Circe bekandt ist, sondern etliche der Dinge verhalten sich in der wahrheit auch also. Denn man habe es aus der Erfahrung, dass Menschen zu Wölffen, und zu andern dergleichen unvernünfftigen Thieren seynd worden: darauf ist mit oberwehntem Kirchenlehrer zu antworten, daß solche Dinge im Grund nichts anders seyn, denn nur allein ludificationes Dæmonum, deß Teuffels Gespenst und Betrug, und seine Blendung, darmit er die Menschen bethöret, daß sie das für gewiß und wahr halten, was an ihm selbst und im Grund nichts ist.

Und dieses ist dem Satan leichtlich zu thun; denn er kan aus GOttes Verhängniß die Menschen bezaubern und bethören, daß sie etwan ein Gespenst in dieses oder jenes Thiers Gestalt für ein warhafftiges Thier ansehen, und meinen es sey ein Thier, da es doch keines ist: ja sich selbst wol für ein solch Thier ansehen, und ihnen dergleichen[276] einbilden.

Also schreibet abermals Augustinus unter andern, daß zu seiner Zeit in Italia Weiber gewesen, welche den vorüber Reisenden einen beschwornen oder bezauberten Käs dargegeben, von welchem, wo sie geessen und seiner zur Speise genossen, [244] seyn sie von Stund an in Pferde und andere grosse Lastthiere verwandelt worden, die etwas auf sich nemen und tragen müssen, bis daß sie solches verrichtet; alsdenn haben sie ihren Verstand und Gestalt wiederum bekommen.

Ingleichen lieset man von einem paar Ehevolck, die hatten eine schöne Tochter, welche dergestalt bezaubert wurde, daß sie gäntzlich meineten, ihre Tochter wäre zu einer Kuh worden, denn sie kondten keine andere, als eine natürliche Kühe-Gestalt an ihr sehen, und nichts anders fühlen, denn natürliche Hörner, Hals, Beine und Haut einer Kuh, führeten sie derohalben zu einem heiligen Mann selbiger Zeit, Namens Macarius, der ein Einsiedler war, und klagten ihme mit Thränen, daß ihre einige Tochter, die sie mitführeten, wäre zur Kuh worden, und baten ihn, er wolte doch für sie zu GOtt bitten, daß sie wiederum ihre vorige menschliche Gestalt bekommen möchte. Da nun der gute Altvatter sie also reden höret, sprach er, ihr möget gleich sagen was ihr wollet, ich sehe eine Jungfrau und keine Kuh: also bate er GOtt, daß er den Eltern ihre Augen wieder eröffnen wolte.

Hierüber sagt D. Luther in seiner Postilla: ist das nicht ein grosser Gewalt deß Teuffels, der die Leute also bezaubern kan, daß sie nicht anderst sehen und greiffen können denn eine Kuh, und ist doch nicht eine Kuh, sondern ihre Tochter?

Eine Histori von einem vermeinten Beerwolff oder Weerwolff erzehlet Georgius Sabinus: Man hält es, spricht er, allhier in Preussen darfür, daß etliche Menschen zu Wölffen sollen werden, und ist nicht gar lang ein solcher allhie gefangen worden, und zu dem Hertzogen in Preussen von den Bauren gebracht, die darüber geklagt, daß er ihrem Vieh grossen Schaden mit Würgen und Reissen gethan; und beschreibet denselben Sabinus folgend, erzehlet auch wie es mit ihme hergangen. Es war, spricht er, ein heßlicher greulicher Mensch, wie ein wild ungeheuer Thier, und hatte viel heßliche Wunden und Narben unter dem Angesicht, und sagt man, daß ihn die Hunde also zugerichtet und gebissen hätten, wenn er zu einem Wolff worden wäre.

Da er nun von etlichen aus Befehl deß Hertzogen gefragt worden, was und wie es eine Gelegenheit oder Beschaffenheit mit ihm hätte? darauf er geantwortet, daß er deß Jahrs zweymal zu einem Wolff würde; einmal um Weihnachten, das anderemal um Johannis, nach Pfingsten: um dieselbige Zeit [245] aber würde er gar verwandelt, und[277] müsse alsdenn als ein anderer Wolff in der Wildniß und Gehöltz, unter und mit andern Wölffen lauffen, reissen, wüten und toben. Ehe ihm aber die Wolff-Haare wüchsen, und er rauh und gar verwandelt würde, so komme ihn vorher ein grosses Schrecken und Traurigkeit an, die er am gantzen Leib fühlete.

Dieses hat man dazumal, allermassen es von ihm erzehlet, dafür gehalten, daß deme auch also seye; man hat aber der Sachen gewissen Grund wollen erfahren, ob nicht etwan ein Betrug möchte darunter seyn. Hierauf hat man ihn eine gute Zeit gefangen gehalten, und den Hütern oder denen so ihn im Gefängniß bewacheten und bewahreten, ernstlich auferleget, daß sie ja eben und fleissige Achtung auf ihn geben und halten solten, ob er seinem Berichten nach auf ernannte Zeit zu einem Wolff würde. Aber da ward kein Wolff aus ihm, sondern ist und bleibet eben der heßliche und ungeheure Bauer, wie er in das Loch gestecket worden.

Und schliesset Sabinus darauf und spricht: daraus ist nun kundt und offenbar, daß es ein lauter gedichtet Ding und Phantasey seye, was man von den Bär- oder Wärwölffen vorgiebet und sagt; und daß es deß Teuffels Gespenst sey, dadurch sie bethöret und betrogen, also dencken und meinen, daß sie zu Wölffen werden, da es doch eitel Betrug und Teuffelsgespenst ist, die Leute also zu äffen und umzuführen.

Ist also die Verblendung nicht eines wesentlichen Wolffs, sondern eines falschen Scheinbild, und weiß man wol, daß sonsten melancholische Leute ihnen dergleichen abentheurliche Sachen einbilden, sich in Wäldern und Einöden aufhalten, zu Nachts aber wie die Wölffe hervor lauffen und den Menschen und Viehe schaden wollen, ob sie gleich keine Wolffs-Gestalt an sich haben.

Daher auch dieses entstehen mag, wenn einen ein rasender oder wütender Wolff gebissen hat, daß solcher Biß ihn der Wolffs-Art theilhafftig machet; wenn er ihm nemlich solches hart und vest einbildet. Also hat ihr eine Dirne zu Preßlau in Schlesien eingebildet, sie sey eine Katz worden, weil sie von einem Katzenhirn geessen. Ein anderer so viel Geißmilch getruncken, hat ihm eingebildet, er müsse Gras und Kraut essen, wie eine Geisse.

Dass aber solche Verwandlung wesentlich beschehe, sagt Herr Harsdörffer im Schauplatz Jämmerlicher Mordgeschicht [246] Hist. 126. ist der Göttlichen Ordnung unter den Geschöpffen zu entgegen, und kan der böse Geist nicht eines in das andere verkehren; welche Kranckheit sonsten Lycanthropia oder Lupina Insania genennet wird, darvon aber bey den Medicis.

Diesem nach seynd solche Wolff-Menschen krancke und melancholische[278] Leute, welche ihnen einbilden, daß sie solche Thiere seyn und alles zerreissen und auffressen müssen: Massen zu Würtzburg ein solcher in das Gefängniß kommen, der ausgesaget, es sey kein besseres Fleisch als Menschen-Fleisch, und wer solches einmal gekostet, nicht mehr darvon ablassen könne.

A. Lercheimer im Bedencken von Zaub. c. 12. schreibt, er sey einsmals nebenst einem guten Freund in eines Landvogts Haus kommen, der einen Bärwolff (wie man solche Leut auf teutsch pflegt zu nennen) gefangen hielte. Den habe er nun lassen für sich kommen, daß sie Gespräche mit ihm hielten und sich erkundigten, was es doch für ein Handel mit solchen Leuten wäre.

Der Mensch geberdete sich wie ein Unsinniger, lachete, hupffete, als wenn er nicht aus dem Thurn, sondern von einem Wolleben herkäme; bekandte nebens vielen andern teuffelischen Betrug und Gespenst, daß er am Ostertag Nachts daheim bey seinem Gesinde wäre gewesen in Wolffs-Gestalt, welches Ort mehr denn zwantzig Meilen von dannen war, und ein Fluß dazwischen zweymal so breit als der Rhein bey Cölln. Sie fragten, wie kamest du aber übers Wasser? er antwortet: ich floge darüber. Wie kamest du aus dem Gefängniß? ich zog die Füsse aus dem Stock, und flohe zum Fenster hinaus. Was thätest du bey den Deinen? ich gieng umher, besahe wie sie lagen und schlieffen. Warum kehrest du denn wieder ins Gefängniß? ich muste wol, mein Meister wolte es so haben. Rühmete seinen Meister sehr. Da sie ihm sagten, das wäre ein böser Meister, sprach er: könnet ihr mir einen bessern geben, den will ich annemen. Er wuste von GOtt so viel als ein Wolff. Es war ein erbärmliches Ding den Menschen anzusehen und zu hören.

Eben dieser Author schreibet am gedachten Ort: kurtz zuvor war es geschehen selbiges Orts, daß ein Bauer in deß Vogts Haus kam, und asse da zu Nacht. Nachdem er wol geessen und getruncken, fällt er plötzlich von der Banck hinter sich, als wenn ihn der Tropff schlüge. Der Vogt der das Ding, [247] wie er meinet, verstund, ließ ihn also liegen unangerühret, hiesse das Gesind schlaffen gehen. Deß Morgens fand man vor der Stadt, auf der Weyde, ein tod Pferd, war mit einer Sensen mitten von einander gehauen, und die Sense lag dabey.

Der Vogt liesse den Baurn, seinen Gast, einziehen; der bekennet, er habs gethan, es sey eine Hexe da umher geflogen, wie eine Liechtflamme, welchen die Wärwölffe feind seyn, und müssen sie verfolgen, nach dieser hab er gehauen mit der Sense: da sie sich aber unters Pferd verborgen, das eben da gegangen und gegraset, seye der Hieb durchs Pferd gangen. Also hat der Mensch bekandt, das er nicht gethan,[279] sondern das ihm getraumet hatte, wie auch der vorige. Jener lag mit Leib und Seel eingeschlossen im Thurn, darum kundte er nicht über zwantzig Meilen daheim seyn; dieser lag mit Leib und Seel die gantze Nacht über in der Stuben, darum kundt er nicht draussen auf dem Feld seyn, daß er die That begienge. Der Teuffel hats gethan, und es ihm im tieffen Schlaff und Traum so starck eingebildet, daß er gemeinet und bekandt, es sey sein Werck. Ist doch drauf verbrennet worden.

Weßwegen der vorneme Theologus. D. Danhauer, im Evangelischen Denkmal p. 599. hiervon nachdencklich schreibet: ob nun dergleichen Metamorphoses und Verwandlungen der Menschen in Wölffe durch die Natur müglich, das übergeben wir den Philosophis auszufechten: gleichwol hat die Experienz dergleichen Exempla für die Augen gebracht, sonderlich an Hexen und Unholden, die sich in allerhand zahme und wilde Thier und nament lich auch in Wölffe metamorphosiret und verkehret, Viehe angefallen, und grossen Schaden gethan. Das mag aber durch die Schwartzekunst und Zauberey, und Verblendung also geschehen seyn.

Peter Burgott und Michel Verdung gestunden vor Gericht, sie hätten GOtt verlaugnet, und sich dem Teuffel ergeben: sie wären miteinander in den Flecken Charlon gangen, hätten mit Liechtern aus grünem Wax, von dunckler Flamm und blaulecht, getantzt, und dem Teuffel geopffert, sich darauf gesalbet, und wären also zu Wölffen worden, über alle massen schnell gelauffen; bald wieder Menschen und wieder Wölffe geworden, auch dergestalt mit den Wölffinnen zu thun gehabt, und solche Lust empfunden, als wie von Weibern Burgott bekandte auch, er hätte einen Knaben von sieben Jahren mit [248] seinen Wolffszähnen und Klauen umgebracht, wolte ihn auch gefressen haben, wenn ihn die Bauren nicht verjaget hätten. Verdung bekandt, er hätte ein Mägdlein, das im Garten Erbsenschotten gebrochen, erwürgt, davon ihn der Herr von Cuvee abgetrieben: sie beyde hätten sonsten vier Mägdlein gefressen, und sonderlich darbey deß Orts, der Zeit, und deß Alters der Kinder gedacht. Bodinus in Dæmonom. Teutsch. p. 120.

Zu Lüttich seynd Anno 1610. zween Zauberer gerichtet worden, die sich zu Bärwölffen machten, und sonderlich viel Kinder tödeten, hatten einen Knaben bey sich von 12. Jahren, welchen der Satan zum Raben machte, wenn sie den Raub zerrissen und gefressen.

D. Schultheiß erzehlet in seiner Instruction, f. 86. daß zu Gesicke ein solcher Wärwolff mit seiner Frauen ausgegangen, Holtz zu suchen; da habe der Mann sich absentiret, und hab darauf in Gestalt eines[280] Wärwolffs seine Frau selbst angefallen, welcher er zwar nichts thun können, sondern nur blos ihren roten Rock zerrissen, und darnach sich bald in menschlicher Gestalt wieder sehen lassen, und habe der Mann die Fäslein ihres roten Rocks noch in seinem Bart befunden, sey endlich justificirt und alles in Warheit befunden worden.

Daß aber die Verwundung sich an deß Zauberers oder der Hexen Gestalt befindet, beschiehet würcklich auch durch den bösen Feind an deß Zauberers Leibe, sagt oben gedachter Herr Harsdörffer. d. l.

Philipp ein Schuhflicker zu Ferrar, betheuerte mit einem Eid vor Gericht, es hätte ihn eine Unholdin vor etlichen Monaten also betrogen, daß sie ihm befohlen, er solte die Katz nicht beschädigen, noch ihr wehren, die etwan liebkosend und spielend zu dem krancken Knaben, dem sie helffen wolte, und den sie auch vielleicht zuvor verhext, würde kommen. Da sie nun ihres Weges gangen, sahe er und sein Weib eine grosse Katz, die sie zuvor nie gesehen, zu dem Knaben eilen: und weil sie sich fürchteten, trieben sie diesselbe zum öfftern ab, wurden doch letzlich ungehalten, daß sie so offt wieder kommen. Drum schloß der Mann die Thür zu, triebe die Katz mit einem Knebelspieß von einem Ort zum andern, und gab ihr gute Stöß, bis er sie durch das Fenster hinaus sprengt, daß sie auf den Boden fiele und für tod da lage. Es befand sich aber, daß dieselbige alte Vettel kranck, zerschlagen, und am gantzen Leib zerpleuet zu Bette lag.

[249] Im Berner Gebiet war ein vornemer Schwartzkünstler, Schaf genannt, der sich offentlich rühmete, wie er nach Belieben seinen Feinden unter den Händen entgieng, und sich in eine Maus verstellte: man sagt auch, er wäre seinen Todfeinden mehr denn einmal also entwi schet.

Da aber die Gerechtigkeit GOttes an seiner Bosheit ein Ende machen wolte, wird er endlich von seinen Feinden in einer Stuben bey dem Fenster, als er sich nichts Böses traumen ließ, mit Spies und Degen erstochen, und starb elendiglich wegen seiner Unthaten.

Nicol. Remigius Garzonus, und andere schreiben von dem Großhertzogen in Reussen, daß er einen solchen Bärwolff gefangen, und von ihm begehret habe, er soll sich seinem Gebrauch nach in ein solch Thier verwandeln. Es geschihet: da er nur eine kleine Zeit in einem andern Gemach allein ist, und seine Kunst probiret, stehet er da in Gestalt eines grossen Wolffs, mit feurigen Augen und bleckenden Zähnen, mit Aufsperrung deß Rachens und Schlundes, daß der Großhertzog samt allen den Seinigen ihn mit Verwunderung angesehen: aber ermeldter Großhertzog lässet zwey starcke und grosse Docken oder Hunde herkommen, die zerreissen ihn, ehe er die Macht hat sich wieder in einen Menschen zu verändern, in etliche hundert Stücke.

[281] Da ich in meiner Jugend, Anno 1547, zu Franckfurt an der Oder studirte, schreibet vorgedachter Lercheimer, c. 12. f. 27. truge sichs zu im August-Monat, daß im Lande zu Meckelburg, bey den Edlen von Moltzanen, aus ihrer Nachbarschafft von ihren Unterthanen ein grosser Rüde mit einem weissen Halsband in ihren Hof kam gelauffen: den fallen nun bald die Jaghunde an, und beissen auf ihn zu. Da sie ihm aber nichts abgewinnen kundten, kommen die Stallbuben auch mit Gabeln und Spiesen gelauffen, schlagen und stechen auf ihn zu. Da wird er alsobald ein Mensch, ein alt Weib, die bittet um Gnade, man wolle ihrer verschonen, ward darauf angegriffen, und gefäng lich eingezogen.

Diß war eine Verblendung der Augen, welche in dieser Geschicht nicht allein den Menschen, sondern auch den Hunden wiederfuhre: und hat der Teuffel zu diesem Hunds-Gespenst dem Weib gerahten und geholffen, bis sie dardurch ins Gefängniß kommen; da hat ers weit genug mit ihr gebracht, und sie verlassen.

[250] So zeigen nun diese Exempel klärlich an, wenn der Zauberer und Hexen Leib eine andere denn Menschliche Gestalt haben, daß es denn ein Gespenst seye: und wo solch gespenstig Thier an einem Fuß oder an einem Glied verletzet wird, so werde der menschliche Leib verletzet.

Dessen zu mehrerer Bestättigung, schreibt Bodinus abermal Dæmonom. Teutsch. p. 121. die Unholden zu Vernon pflegten offt in Gestalt der Katzen in einem gar alten Schloß ihre Kurtzweil zu treiben: und als ein Mann oder fünffe sich unterfiengen daselbst über Nacht zu bleiben, musten sie einen scharffen Katzen-Krieg ausstehen, darüber ihrer einer Tod geblieben, die andere alle viel Wunden empfangen: aber sie verwundeten auch viel Katzen, und befand sich, daß viel Weiber verwundet wären.

In dem Maleficarum wird gelesen, daß nicht weit von Straßburg in einem Städtlein, einer habe Holtz auf der Gassen gehauen oder gespaltet; auf diesen seynd drey Katzen feindlich zugesprungen, er aber habe sich gewehret, und alle drey verletzet und verwundet, und seyn dieselbe Stund drey vorneme Weiber daselbst in ihren Häusern verwundet worden. Als er nun der That halben angeklagt worden, hab er sich entschuldiget, er sey in ihre Häuser gar nicht kommen, und zur selben Stund nicht Menschen, sondern Katzen auf der Gassen verletzet.

Darvon urtheilet nun der Author desselben Buchs nicht unrecht, daß der Teuffel selbst in Gestalt deß Holtzhauers diese Weiber verwundet habe: die drey Katzen aber, die sich an ihn gemacht, seyn[282] deß Teuffels Verblendung gewesen.

In Flandern ward ein solcher Wolff mit einem Pfeil in die Hüffte geschossen; und fand sich ein Bauer mit dem Pfeil noch in der Hüffte kranck zu Bette liegen: auch erkandte der Schütz den Pfeil, daß er ihn nach dem Wolff geschossen.

Job. Fincelius l. 11. de Mirabil. schreibet, man habe zu Padua einen solchen Bärwolff gefangen, und als man ihm Händ und Füsse abgehauen, wäre er zu einem Mann ohne Händ und Füsse worden.[283]

Quelle:
Pfitzer, Nikolaus: Das ärgerliche Leben und schreckliche Ende deß viel-berüchtigten Ertz- Schwartzkünstlers Johannis Fausti [...]. Tübingen 1880 [Nachdruck: Hildesheim, New York 1976], S. 274-284.
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