21.

[216] Verdammen mögen hier und da der Kunst gestrenge Richter mich,

Doch wer verliebt ist und berauscht, der hält für einen Dichter mich!

Nur daß ich altre, fühl ich nun, da mich ein kalter Blick verscheucht,

Es machte sonst ein solcher Blick nur mut'ger und erpichter mich;

Doch senken alte Wünsche sich, so steigen neue wieder auf,

Verfolgen, wie ein Fliegenschwarm im Sommer, immer dichter mich;

Vermöcht ich zu vertraun die Qual, die seufzend nun im Wind zerrinnt,

So tröstete vielleicht ein Freund, ein redlicher und schlichter, mich:

Die Guten lieb ich allgesamt, und horche gern der Weisen Rat,

Doch halt ich freilich lieber stets zu luftigem Gelichter mich.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 216.
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