35.

[221] Die Zeiten, wo das Liebchen nah, sie gehn, ihr wißt nicht wie, herum;

Doch jene Zeiten, wenn es fern, o sagt, wie bringt ihr die herum?

Wenn ihr ein Lied zu singen denkt, so singt ein regelrechtes Lied,[221]

Das meine schwankt am Gängelband der losen Phantasie herum.

Ein Nebenbuhler hatte schon entzogen mir dies schöne Bild,

Doch bracht ich wieder es zu mir, wiewohl er mich beschrie, herum;

Ich höre hoffend schon voraus, wie mich dein erstes Du begrüßt,

O wäre schon die bange Zeit, und dieses stolze Sie herum!

Es windet sich der Liebe Geist um deiner Glieder Ebenmaß,

Wie um die Worte des Gesangs die weiche Melodie herum!

Wann liegt mein Haupt auf deinem Schoß, indem sich mein verwegner Arm

Um deine schlanke Hüfte schlingt, und um dein schönes Knie herum?

Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 221-222.
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