17. An August Kopisch

[472] Roms Mauern, Roms Prachtgärten, wo stets

Die Zypresse ragt, schwermütig und stolz,

Wiederum schließen sie mich friedlich ein,

Rollen der Welt Sage mir auf.


Dich hält mit Recht Parthenope fest,

Wo die heitre See Glanz streut, wo indes

Aloen, mächtig an Wuchs, überblühn

Jede den Fels spiegelnde Bucht.


Dorthin, o Freund, bald kehr ich zurück;

Es ersehnt das Herz manch ländlichen Ort,

Während oft schaffender Trieb dichterisch

Meines Gemüts Saite beschwingt.


Auf Wogen trägt Unruhe den Geist,

Sie erhebt und senkt fernschiffenden Wunsch;

Sei es nun liebender Drang, oder sei's

Künftiger Tat heiße Begier.


Mein Leben mag Frucht bringen, es mag

Wie die Knospe herb abfallen im Lenz:

Er verhängt's, welcher dem Aug unbekannt

Wirft des Geschicks blutigen Pfeil.
[472]

Mag Unverstand mich richten und Haß

In dem Land, wo Teuts Ursprache geblüht,

Bleiben wird, Jahre hindurch, meines Lieds

Echo, bis auch dieses entschwebt.


Jetzt leuchtet Roms Südhimmel mir noch,

Und er liegt so rein auf Stadt und Gebürg:

Über dein offenes Dach, Pantheon,

Führt er entlang Sterne der Nacht.


Hier fesselt bald vorzeitlicher Kunst

Unerreichte Kraft mich, Götter in Stein,

Oder bald neueren Ruhms Farbenhauch,

Wann er verklärt sinnigen Stoff:


Wenn Guidos Eos Rosen verstreut,

Und empor sich schwingt Schönheit zum Apoll;

Doch Saturn hält sie zurück streng. Es hat's

Dominichins Pinsel gedacht.


Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 472-473.
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