19. In Genua

[474] Ach, wer wiese zurück, wie entwöhnt die Brust auch

Sei durch ewigen Gram und der Welt Enttäuschung,

Wer allmächtige Sehnsucht,

Süße Begierde zurück?


Wenn voll magischer Kraft, in dem Land der Schönheit,

Unausweichlicher Schmerz dem Gefühl sich aufdringt,

Ach, wer wiese die Liebe,

Hielte die Klage zurück?


Doch kein Bleiben vergönnt des Geschicks Beschluß mir:

Zwar freiwillig und doch ein Gezwungener muß ich,

Muß dich wieder verlassen,

Genua, blühende Stadt!


Dich, dein rauschendes Meer und den schönen Strandweg,

Ja, was reizender ist! Ich erblickte kaum noch

Je mich selbst in geliebtern

Augen und liebenderen.


Doch wer Liebe versteht, er bekennt, wie sehr auch

Freudvoll sei der Besitz, es gewährt Besitz uns

Nie dich, sanftere Wehmut,

Selige Träne der Huld!

Quelle:
August Graf von Platen: Werke in zwei Bänden. Band 1: Lyrik. München 1982, S. 474.
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