Als jhm von seiner braut ein krantz überschickt war:

[99] Was wil der schöne krantz/ den mir mein' ehrenkrone

Für alle meine trew' vnd liebe schickt zu lohne?

Erzeiget-gläub ich-an: mein liebster augenschein

Woll' hinfort meinem häupt' an stat des krantzes seyn/

O krantz/ o tewrer krantz/ die blüthe deiner jugend/

Vnd jungfräwlichen zucht/ die blumen deiner tugend/

Des guten namens ruch/ seind meines häuptes zier

Vnd meiste hertzen lust/ daran benüget mir.

Doch lass' ich mir den krantz von hertzen wolgefallen[99]

Den mir mein hertzenkrantz (der krantz den mir für allen

Gott selbst gezeiget hat) mit eigner hand gemacht.

O krantz ich bleibe dein zu tag' vnd nacht bedacht.

Es müsse dieser krantz mein trewes hertz' vmbschliessen

Es müss jhn Venus selbst mit silber-taw begiessen;

Damit er nicht verwelck'/ vnd bleibe/ wie er ist/

Mein angeneme lust/ die mir das leben fristt.

Quelle:
Deutsche Literatur, Reihe Barock, Erg.-Bd., Leipzig 1939, S. 99-100.
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