XIII. Von Nacht-Mahrs-Menschen.

[347] Zeiler im 2. Theile der Epist. 462. pag. m. 524. was vom Nacht Gespenst / so man auch Truten / vom Trücken heisset / zu halten sey? Fraget der Herr / unter andern auch: darauff geantwortet wird / daß zwar die Abergläubischen einen ansprengenden drückenden Teuffel darauß machen / theils auch den Unholden / und Hexen / als Werckzeug des Sathans / solches zu schreiben: Aber es ist im Grunde eine natürliche Kranckheit / so den Leib beschweret; Damit die Bewegunge und Rede / verhindert wird / und ihme der Mensch im ersten Schlaffe / sonderlich wann er auffm Rücken liegt / einbildet / es krieche ihm etwas zum Füssen herauff / biß zur Brust / daß ihn / als ein gespenst / hart beschwere / und drücke / den Athem / und Stimm / ümb Hülff zu ruffen / verhalte / ihn erstrecken wolle / und alles verwegen hinweg nehme.

Daher wird offt von solchen ein ängstliches Kreischen / und Kirren gehört / daß so bald die Quaal etwas nachläst / und auffhört:[347] gleichwohl sie mit Furcht / und Zittern erwachen thun / und wann solches offt geschiehet / so ist Gefahr dabey / sonderlich bey denen / so grosse Haupt-Arbeit haben; weil das Hirn / als ein Sitz des Verstandes / damit geschwächt wird / und solcher Zustand ein Vortrab der fallenden Sucht ist. Es entstehet aber aus einer zähen Füchtigkeit / die das Hintertheil des Hirns angreiffet / die Gäng- und Spanne Adern verstopffet: daher die eusserliche Glieder d'lebendigen Geister anfangē beraubt zu werden. Sonsten nennet M. Matthesius Sel. in Postill. Tom. 1. f. 87. b. Dom. XI. Trin. d'Welt Kinder / Schretel und Trutten / so alle Welt aus augen- und nehmen nicht mehr / denn die Leut haben und vermögen. Von Druyden und Drudten Füsse / M. Tob. Schmidt in der Zwickau. Chron. part. 1. pag. 341.

Was schadets / wenn hierauff anhangs Weise beygesüget werde folgendes! Als weme ist nicht von Erfurth bekant / was davor (noch vorm Jüngsten Tage) umb diese Zeit / nach der Abergläubigen Meynung / sich zu tragen solle? Nehmlich daß eine dergleichen hefftige Schlacht davor vermuthlig sey / daß auch denen Pferden das vergossene Menschen Bluth biß an die Bäuche gehen solle / und was deß Dinges mehe ist / daß man vielmehr fabuliret denn beweiset. Besiehe meine Türckischen Schrifften davon / item das Wunder A. B. C. In übrigen hat man / von selbiger Statt / noch viel neulichers, vorgespück zum weitern Unglücke / (dafür GOtt selbigen Ort / gnädig behünten wolle) als da seynd folgende Nachrichte.[348]

Alle beyde Cometen haben sich zwar angefanden do allererst / wie das gantze Wesen (verhoffentlich) mit Erfurt und dem Meinzischen Churfürsten sich geendiget hatte: doch giengen sehr viele Prognosticanten dahin / daß solche Phaenomena ihr sonderliches Absehen drauff hetten / und der Tantz erstlich recht angehen würde: zu deme / weil der eine Kreißtag zu Leipzig nachn Anfang des 1665. es so weit confirmirte / daß der Schwedische Legat etliche mahl außdrucklich gesaget / dz sie Erfurt nicht liessen / weil sie viel Wolthaten drauß empfangen hetten: Es müste also in dē vorigen Stand wieder versetzet werden. Und was der Spargamenten und Beginnen mehr waren und wurden. Weil ich mich aber so weit gewiß wüste / daß kein Zeichen zu solchem blutigen Kriege / drinnen gantz Teutschland müsse eingewickelt werden; am so Cometen war vorhergegangen so blieb ich immer dabey: daß es nicht groß zubefahren habe: über dem / was allbereit geschehen ist. Nehmlich anno 1663. am letzten oder 30. Nov. Montags / hat man zu Dreßden / Freyburg / Anneberg etc. 3. Sonnen und zwischen diesen 3. Regenbogen / wie auch Abends ümb den Mond herümb einen Regen-Bogen etc. gesehen. Vide-Novellas Lips. pag. m. 1384. dicti Anni. Adde mein Türckisches Wunderbuch. Tob. Beuteln in Tract. de Com. 2. 1665. Ex D. Benjam. Leubers Sonnen-Wunder (zu Dreßden 1664. gedruckt:) was hierauff erfolget sey / ist bekant gnug / nehmlich die Anmassung der Stadt Erfurt vom Meynzisch Churfurst: welche doch unterm Schutze des[349] Churfürst zu Sachsen ist: Laut des Tract. de statii controversiae wegen Erfurt etc. anno 1663. zu Leipzig gedruckt / drauff auch zweyffels frey D. Lenber d. l. ziehlet / wenn er saget / daß es vor der Thüre sey / was selbiges mal die Parelii bedeuteten; nemlich es ist noch zum Uberflusse dieses darbey zu verwundern / daß der liebe GOtt solche Zeichen gegen und nach Mittage etwas abendwerds hat sehen lassen, als vō welcher Seite auch / das allda gelegene Erfurt hat sollen attaquirt werden. Und daß solche neben-Sonnen diese Signatur haben / nemlich Veränderungen in Regimentern / da ein Potenat dem Andern Einpaß thun wil / beglaubet auch d. l. Beutelius / conf. M. Tob. Schmidt in der Zwick. Chron. part. 2. x. m. 45. 46. Wie auch Georg. Alban. Marium oder Halb-mayern / in Astrolog. Judic. von 2. oder 3. Neben–Sonnen / zu Nürnberg gedruckt / anno 1615. außn Peucero. etc. Und solche folgete / leider! richtig auff die Parelios anno 1663. An der hernach belagerten und sich ergebendē Stadt Erfurt anno 1664. in Octob. drüber nur 6. Persohnen todt geschossen seyn geworden / und 9. beschädiget. Vide Continuat. XVIII. der Histor. Relat. p. m. 51. 52. über die Verwüstung / so auffn Lande daher umb denen Bauters-Leuten wiederfahren ist. Vide d. l. p. 32. 33. in Septemb. confer hac de Mater. Das Moguntinische Manifest / oder vielmehr dessen Wiederlegung / nebenst vielen andern Instrumenten: Item die Leichen-Predigt des Bürgermeisters Limprechts.[350]

Nun / GOtt helffe / daß es dabey bleibe / und nicht was weiters erfolge / als etwan noch andere neuliegere Parelii zuverstehen geben wollen / so man anno 1665. am 16. Martij 10. Tage vor Ostern / zu Dreßden etc. Nach Mittag von 3. Uhr an / fast biß zu der Sonnen Untergang / wahr genommen hat. Confer Beutelmm d. l. nebenst meinē Spanischen Monstro / Traun man gab vor / die rechte Sonne habe dunckeler und elender gesehen / als die Gesellen / so sind sie auch wieder am rechtschüldigen Orte gewesen. Doch kan es nun vielmehr geschehen / daß der Gerechte GOtt / diese ietzige sich hinein gefundene Soldaten wieder herauß treibe / und einige andere asseclas restituire. Was schadets / wenn ich allhier hinbey fügete / die Grabschrifft des jenigen / mit dessen Weßen und Untergange das gantze Spiel sich anfieng:


CONDITUS EST HOC TUMULO

QVATUOR VIR ERPHORDIENSIS

M. VOLCKMARUS LIMPRECHT,

INFAUSTO SIDERE SI NON NATUS,

DENATUS.

FERRO CARNIFICIS. HORRENTE

SCELUS ACIE.

EFFERATO PLAUDENTE POPULO

TER CÆSUS.

SEMEL MORTUUS,

BIS TUMULATUS.

[351] ITERUM MANDATO CLEMENTISS:

DOMINI NOSTRI JOHANNIS PHILIPPI.

PER-HONORIFICE E SUSPECTO AD CURIAM

LOCO, TRANSLATUS AD HOC

TEMPLUM.

LUGENTIBUS CIVIBUS NON ILLUM. SED SE.

HUNC SOL DECLINATA JAM INIQVA SED

VITIOSÆ PLEBIS LIBRA

SUPERATO INVIDÆ SCORPIO IN SAGITTARIO

TRISTI FACIE, AN FACE?

IPSO PROPE MERIDIE VIOLENTO IN

OCASSU.

SPECTARE EST COACTUS

DURO FATO

AC, QVISQVISES, QVI AB INFIDA PLEBE

TOLLERIS.

QVARE AUT FUGE, AUT LUGE!


Sonsten seynd schier mit einander nachfolgende Wunder Wercke / verdächtig / als


(1. Erklingung des Orgels.

(2. Rumor der Wilden Schweine.

(3. Feurige Lufft-Soldaten.

(4. Uerdoppelten Sonnen.

(5. Runterfallung des Bildes auffn Rath-Hause.

(6. Die vier Bienen-Schwärme.

(7. Testimonia derer Warsager.


Vom Ersten erwarte meinem prognosticirten Booten Cometicum. Vom andern / dritten und 7 benden besiehe meine neue Welt-Beschr. p. 183. 184. und 180. part. 1. Vom 5. besiehe mein Wunder A. B. C.[352]

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 347-353.
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