XXI. Von Wald-Mannern.

[298] Von diesen Abentheuern ist erstlich folgende Historia auff zunehmen / welche gelesen wird bey Gottfried Schultzen in seiner continuirten Chronicke pag. 542. ad annum Christi 1644. In Chur-Sachsen fiengen seine Leute im Holtze ein wildes Weibelein / einer Ellen lang / in Gestalt eines Menschen / ihr Angesicht / Hände / und Fußsohlen waren gantz glatt / sonsten aber überall rauch. Dieses Weibelein fing an zu reden / und sagte: Ich verkündige und bringe den Frieden im Lande. O wollte GOtt! Ihre Churfürstliche Durchläuchtigkeit befahlen / man sollte sie wieder lauffen lassen / weil vor etwa 25. Jahren auch ein Männlein in gleicher Gestalt gefangen worden / welches den Unfrieden und Krieg verkündiget hätte.

2. Hierzu gehören auch die Satyri, Fauni. etc. Davon beym Libavio stehet Disp. 1. Hexaëm. §. 34. Daß die Jüden ad c. 2. Genes. v. 4. von unterschiedlichen Creaturen vorgeben / als von den Satyris, Faunis, Incubis, Penatibus, und andern Polter-Geistern /welche einen Abscheu für den Sabbath tragen; Wie sie daher von GOtt unvollkommen gelassen worden /weil der Abend den Schöpffer überfallen / und der Tag untern Händen weggelauffen gewesen: Derentwegen er[298] sie so gut habe hinspringen lassen / als sie zur Zeit gerathen können / daher wären sie halb Mensch / und halb Bock / etc. Aber diese Fratze wird wacker wiederleget Genes. 1. v. 13. da GOtt alles Geschöpff angesehen hat / das sehr gut miteinander gewesen.

3. Von dergleichen Bockmännern / Centauris oder Pferdmännern / besiehe Harsdörffern in Secretar. p. m. 671. 672. lib. 10. c. 32. da er auch eine Beschreibung und Abbildung vorbringet / von einer greulichen Mißgeburth / so in Catalonien gefunden worden Anno 1654. welches hernach nach Madrill / und endlich ins Closter zu Escurial gebracht worden: Das siben Köpffe / dreyzehen Augen / siben Erme und Hände / mit einer greulich-brüllenden Stimme gehabt hat.

Hr. L. Joh. Adam. Scherzer in Disp. de Angelis, Th. 3. spricht / daß Al Jannabius beym Pocokio in Not. ad Post. c. 7. p. 286. die Engel in 3. Classes abtheile / in die guten / bösen und mittelarten. Da er die medios nennet Gin genium, und die bösen Sathan Sathanam, vom Ebr. Sath. Welches Wort sonderlich denen Satyris zukömt / so in rauher Gestalt vermercket werden. Sonsten ist hiebey zu mercken / daß es auch wol rechte Menschen gegeben habe / so über und über rauh gewesen: Als jener Knabe beym Scalig. in Exerc.[299] 114. vide Barthol. in observ. Anatom. centur. 2. c. 42. p. m. 83. etc. Von den Haarichten und Bärtichten Mägdlein. Ich habe ein Mägdlein ohngefähr von 6. Jahren / in Coppenhagen / und hernach in Holland gesehen / welches die Eltern herumb führten / und einem vor Geld sehen liessen. Dieses war am gantzen Leibe rauh / und mit weissen Haaren bewachsen. Ja aus der innern Höle der Ohren hiengen lange schöne Locken / so war auch das Kinn mit dergleichen weissen und eine quer Hand lang abhangenden Haaren bewachsen. Auff dem Landgut der wohledelen Frauen Elina Marsunin in Fünen / lebte ein Weib / welches schön von Angesicht war / aber dabey einen langen Feuergelben und krausen Bart zeugete. Zu Bonanien ist in des Aldrovandi Kunstkammer eines Weibes Bildnüß zu sehen / welches einem Bärtlichten Schweitzer gar sehr gleichet. In dem Frauenzimmer des Ertz-Hertzogs in Oesterreich war unlängst eine dreyssig-jährige Frauens-Person / welche von Jugend auff / noch ehe sie einige Monatliche Reinigung außgestanden / allbereit einen langen Bart unnd starcke Knebel / gleich den Männern gezeiget. Sonsten stehet den Weibes-Bildern ein glattes Kinn wol an / dieweil / damit ich die Worte Tibulli[300] etwas verändert gebrauche / libro uno, Elus.


Carior est auro virgo, cui lævia fulgent

Ora, nec amplexus aspera barba terit.


Vielmehr als Geld ist angenehm

Und zum umbarmen recht bequem /

Die Jungfr / derer glatte Wangen

Mit keinem Bart-Haar sind behangen.


So fleust auch mit der Monatlichen Rose derselbe verwerffliche Unrath hinweg / der in den Männern durch den Uberfluß des Bartes herauß getrieben wird. Confer Christoph. Richtern in Spectac. Histor. centur. 2. c. 68. vom Kinde mit einem langen Barte gebohren. Und cap. 69. vom Angesichte gantz mit Haren bewachsen. A. Torqvemad. en la premiere journee de son Hexameron.

Wie diese drey letzten wohl rechte Leute gewesen / also ists hingegen ertichtet und erlogen daß die Satyri, Fauni, etc. solten Menschen seyn. Es redet aber davon noch weiter Johan. Trithemius in qvæst. ad Imp. Maximil. I. Beym Hildebrand. in Goët. p. m. 323. 324. Das dritte Geschlecht / nennen wier die[301] irrdischen Teuffel / und zweiffle nicht / sie seyn um ihrer Sünde Willen aus dem Himmel verstossen / und auff die Erde gefallen: Von diesen schreibt der H. Bischoff und Märterer Ignatius Thophorus in einem Sendebriefe an die Epheser also: Es ist nichts bessers / denn Friede haben / dadurch alle Pfeile der Himmlischen und irrdischen Geister Kraffloß werden. Dieser Teuffel wohnen etliche in den Walden und Forsten / und thun den Jägern viel zu leyde. Etliche halten sich im weiten Felde und führen die Wandersleute bey Nacht irre. Etliche haben ihre Wohnunge in heimlichen Orten und Löchern. Andere / die nicht so wilde und ungestüm / sind gerne umb die Menschen / in einem heimlichen Ort. Sie sind nicht alle einer Natur / sondern ungleich gesinnet und geartet. Denn etliche sind nicht so gar böse als die andern / wiewohl sie alle voll böser Neigunge. Etliche haben ihre Lust daran / wenn sie die Menschen durch Gespenst erschrecken. Etliche weissagen zukünfftige Dinge / damit die / so es hören / viel von ihnen halten. Etliche legen grossen Fleiß darauff / wie sie unbesinnete und Melancholische Leute vertüstern / beschädigen unnd umbbringen mögen. Wie wir denn offt erfahren haben. Darumb schreibet der H. Johannes Chrysostomus im dritten Buch von der Vorsehunge[302] an Stagyrium einen Münch also: Grosse Traurigkeit thut grössern Schaden / denn alle Teuffelische Wercke. Denn welcher der Teuffel mächtig wird / die überwindet er alle durch Traurigkeit / wenn man sich derselben abthut / so hat man sich vom Teuffel nichts zu befahren. Dieses Geschlecht der Teuffel / hält sich gar selten zu den Hexen und Unholden / von wegen ihres unbeständigen und leichtfertigen Sinnes. Sintemahl sie lieber viel erschrecken / denn einem eintzigen Weibe außwarten wollen. Doch lassen sie sich bißweilen im Glaß / Crystall / oder Spiegel finden / wie sie den unsinnigen Leuten zugesaget haben / und geben den Weibern / wenn sie durch ihre Zauberische Worte auffgemahnet werden / Antwort auff ihre Frage / und zeigen ihnen an / wenn der so ihnen kömpt / ihnen unterwegen gefluchet / oder übel nachgeredet hat / und ist ein grosser Unterscheid zwischen diesen Zauberinnen / und andern / denn was andere durch ihre Zauberey verderbet haben / das verheissen diese wieder zurechte zu bringen / dieweil aber die Zauberinnen gemeyniglich eine Zauberey mit der andern vertreiben / so ist allen Christen von der Kirchen geboten / derselbigen allerdings müssig zu gehen. Hactenus ille: Aus welchem Handgreifflich gnug bekannt ist / was Wald-Geister[303] und Satyri seyn / nemblich der böse Feind selber. Es gehöret aber noch folgendes darzu aus Raueris memorab. c. 108. p. 103. Apollonius als er durch ein Dorff in Ethiopien reisete / hat er einen Satyrum, so den Weibern sehr nach gesetzet / durch einen Trunck Wein entschläffet / gebunden / und daß er hinfüro dem Lande keinen Schaden mehr zufügete / verordnet. Unter diesen unzüchtigen Geniis haben allezeit die Sylvani den Vorzug gehabt / welcher wie Ælianus in histor. anim. schreibet / aus dem Beyschlaff Chrathis einer Sybarithin / mit einem Geiß gezeuget worden / mit eines Menschen Angesicht / an dem Leib wie ein Geiß / biß an den Nabel / wie ein Mensch / mit Hörnern auf dem Haupt / und spitzen Haarlocken unter dem Kinn / von dem Nabel an / biß unten auß einem Bock gleich mit gespaltenen Haarichten Bockfüssen / diesen haben die Sybariten unter ihre Götter gezehlet / und Sylvanum genennnet / weil er in den Wäldern gewohnet. Ist den Schwangern Weibern sehr überlästig / als deren Blutfluß in der Geburt verhindert / ihre heimliche Glieder unzüchtiger Weise betastet / und zum offtermahl in Lebensgefahr gestürtzet / etc. Im übrigen / wer ein Bildnüß von solchen Satyris begehret / dir wird deren eine Aehnligkeit finden am Pan, in meiner Antiquit.[304] Karte. Sonsten von einer wunderlichen Bedeutung unnd Außlegung des Worts Satyrus, besihe mein grosses Historisches Traumbuch tit. von der Philol. und Annagramm. Außlegung der Nacht-Gesichter.


Autor Magicorum part. 1. p. 26. b. auff dem Berge Parnasso in Bœotiâ, welcher dem Apollini consecriret und zugeeignet ist / wird allwege ein Jahr umbs ander das Fest der Bachanalien oder tollen Fastnachten gehalten / unnd werden auch zum öfftermahl die Satyri oder Wald-Gespänste in grosser Anzahl daselbst gesehen / unnd werden gemeiniglich gar fürnehmliche Stimmen gehört / es ist auch offtmahls ein Klang von Cymebln gehöret worden. Macrob. libro. Saturnal. capite 18. Ein mehrers von solchen suche beym Zeilero in Trauer-Geschichten / unnd in mei nem Blocksberge. Weiter mag hierzu auch noch gesetzet werden / was Hildebrand hat in Goëtiâ. Von den Nymphen und Sylphen / so von dem Teuffel besessen und in die Bäume geführet. Cap. 24. Es geschiehet also / daß etwan Bäume und dergleichen gefunden werden / die Blut geben / so darinn gehauen wird / unnd dasselbige nicht in Wege der Zauberey / sondern wisset[305] daß ein Nympha darinnen ist / dann sie sind Geister / und haben Blut und Fleisch / unnd sind genaturet den Geistern / daß sie einer andern Natur sind / den wir in ihren Wesen. Nun aber der Bäume halben / wie sie darein kommen / oder das Holtz / also das ist / und sie das Holtz. Ist am ersten auff solche Weise zuverstehen / wie der Teuffel die Menschen besitzet und regiret sie / also besitzet er auch solche Nymphen / und so er sie beseßen hat / so fähret er mit ihnen in die Bäume / unnd beugt dieselbige und sie krümt sie gleich als wolt er sie ümbwerffen / so doch kein Wind ist / und still ist darzu / dabey lest er auch die Aeste und Lauberblätter / so herabreißen / nicht unter dem Baume liegen / stehet gleich als wer es für und für mit einem Besem sauber gekehret. Nun auff das folget / dieweil die Nymphen beseßen ist / und auß ihrer Region genommen / und geführet also in einem Baum / alsdann was darein gahauen wird / dasselbe blutet und ist nicht anders / als wenn ein Hexen-Katze / Meer-Wolff gehauen wird / da läufft Menschenblut heraus / und ist aber kein Mensch / sondern eine Katze / unnd Meerwolf / wiewohl der Meerwolff / die Katze ein Mensch ist / es sihet aber nicht einem Menschen gleich / wie also der Mensch mag verkehret werden / in ein solches Thier von den Hexen. Also auch werden[306] die Nymphen auch dahin verwandelt daß sie für ein Baum anzusehen sind / und sind doch kein Baum nicht / sondern Nymphen / und der Baum gibt Menschenblut / und ist kein Mensch.

Nun aber auf solche zweene Leibe in einem Leibe zu verstehen / ist zumercken / als den Baum und den Menschen / der Mensch Nymph ist ein Geist gegen uns zu rechnen / das ist / sein Leib durchgehet Mauren / und dergleichen ohne Hinderniß.

Nun ist Nymphes nicht ein Wasserfrau / sondern Nympha. Nymphes ist eine Schrötle nach gemeinem Teutschen zu verstehen / von etlichen Bergmännlein genant / oder Pigmæi, so weit aber den Grund anzuzeigen / so heist der rechte alte Name Sylphes / unnd sind Menschen wie andere Menschen mit allen Wesen / doch aber in der Natur und Eigenschafft über die Menschen / also daß sie verschwinden / gehen durch verschlossene Thür. Dieselbigen Sylphes werden von dem Teuffel in die Bäume getrieben / unn also auf solches wird Blut gefunden / nicht aber von uns Menschen / oder ein anders daraus zuverstehen / sondern ein Sylphes der besessen ist von dem Teuffel / unnd also in den Baum getrieben / und dieweil er durch ein Wind gehen kan / also auch in Baum gehen / unn darin bleiben / was alsdann also herauß lauft / ist derselbige Schrötlein Blut unnd Schweiß /[307] welcher / so er wiederumb kömpt / seinen Leib verwund trägt / an dem Ort da er getroffen ist / etc. So viel Kornmannus.

Hieher gehöret auch Paulus Einhorn vom Aberglauben parte 2. c. 2. p. m. 8. etc. Von dem Wesen der Teuffel / ob dieselbigen leibliche Creaturen seyn / und Natürliche Leiber haben / ob sie leiblicher Nothdurfft zu Erhaltung ihres Leibes und Lebens bedürffen / sich vermehren und Kinder zeugen / sterben und an besondere Oerter / im Walde im Wasser / im Meere / im Felde / etc. ihre Wohnung haben? Der Meynung seyn viel in diesem Lande / es seyn die Teuffel leibliche Creaturen / und haben Natürliche Leiber / wie die Menschen / darümb sie auch also leben / und solcher Nothdurfft zu Erhaltung ihres Leibes und Lebens bedürffen / wie die Menschen. Daher auch dieses erfolget / daß sie es dafür halten / es haben die Teuffel sonderliche Wohnungen an besondere Oerter / etliche im Walde oder Busche / etliche im Wasser / etliche sonst im Felde. Derer gedencken sie offt auf ihre Sprache / sonderlich höret mans / wenn sie fluchen /wie sie bald des Teuffels / des Meeres / bald des Waldes / des Windes / etc. gedencken. Und ist diese Meynung / daß die Teuffel leibliche Creaturen seyn / unnd rechte Natürliche Leiber haben / nicht neu /[308] sondern es seynd schon vor Zeiten gar viel der Meynung gewesen als die Platonici, welche gelehret / daß in der Lufft Geister wären / welche Plato in Timæo nennet Filios Dei, Kinder Gottes / Porphyrius, animalia aërea, dieselben sollen ihrer Meynung nach subtile Cörper haben. Quos etiam Spiritus cœli influentis obnoxios esse voluerunt. Unde secundum Planetas, alii Jovii, alii Mercuriales, Martiales, etc. dicti sunt. Und weil dieselben Creaturen so Leiber haben / müssen genehret werden / und durch Natürliche Speise erhalten / auch seyn auch vor Zeiten viele der Meinung gewesen / daß sie essen und trincken / und durch Natürliche Speise erhalten würden / wie solches Julius Firmicus Referent: Magdeburg: Centur: 4. cap. 15. aus Porphyriô anzeiget / daß sie es dafür gehalten / Dæmonum substantiam ali animabus & cruore ex pecudum assidua cæde & fuso, daß die Teuffel erhalten würden von den Seelen unnd dem Blute des Viehes so täglich geopffert unnd geschlachtet worden. Was ferner durch Natürliche Speise genehret und erhalten wird / das ist sterblich / darumb weil sie den Geistern die Natürliche Nahrung zugeeignet / haben sie ihnen auch die Sterbligkeit zugeschrieben.[309]

Wie solches aus Plutarcho zu sehen / welcher schreibet / daß zu den Zeiten des Käysers Tiberii ein Heydnischer Abgott oder Teuffel gewesen / welcher Magnus Pan genennet worden. Derselbe sey gestorben. Cardanus hat auch einen Spiritum familiarem gehabt / welcher ihm angezeiget / er würde nach 300. Jahren sterben. Weil auch dieses erfolget / daß wo sie sterben und ümbkommen / auch gebohren werden und andere zeugen / damit wenn sie sterben / zu Erhaltunge ihres Geschlechtes andere hinterlassen / wie die Menschen und andere sterbliche Creaturen: Hat man ihnen auch zugeeignet / daß sie sich vermehren und mit Weibesbildern Kinder zeugen könten. Dieser Meynung ist 1. Josephus lib. 1. Antiq. cap. Welcher schreibet / daß viel Engel Gottes mit den Weibern Kinder gezeuget / welche böse Leute worden / denn sie sich auf ihre Stärcke verlassen / und dadurch alles was gut gewesen / verachtet und verworffen.

Lactantius lib. 2. cap. 15. schreibet / daß wie die Menschen angefangen sich zu mehrē / habe Gott der HErr / damit die Menschen durch den Betrug des Teufels nicht möchten verführet werden / seine Engel gesand die Menschen zu behüten / denselben Er geboten / daß sie sich auf Erden nicht verunreinigten / damit sie nicht ihre Herrligkeit[310] so sie im Himmel hätten /verlöhren. Wie sie aber bey den Menschen gewesen / habe sie der Teuffel verführet und zu Sünden gereitzet / daß sie sich mit den Weibern verunreiniget. Darüm sie wegen solcher Sünde darin sie sich begeben / nicht wieder in den Himmel aufgenommen / sondern auff die Erde gefallen. Spricht er weiter / welche von denen gebohren seyn / weil sie keine rechte Engel unn keine rechte Menschen gewesen / besondern eine andere Natur gehabt / seyn sie nicht in die Helle gelassen / wie ihre Väter nicht in den Himmel gelassen seyn. Also sind zweyerley Teuffel geworden / etc. Dieser Meynunge / daß solches die Teuffel zuwege bringen können / seyn auch andere / auch gedencken die Historien etlicher Exempel / als des Merlini welcher vom Teuffel solle gehohren seyn. So schreibet auch Buchananus lib. 8. Scot- histor. von einer Jungfrauen vom Adel in Schottlande / daß dieselbe stets einen Teuffel in Unzucht beygewohnet. Es sollen auch noch Leute seyn / welche ihren Uhrsprung herrechen sollen von der schönen Melusinâ, von welcher die Histori zeuget / daß sie ein Teuffel gewesen / und etwa mit einem Herrn viel Kinder gezeuget / wie solches weitläufftig in der Histori von der Melusina zu lesen. Daher auch Ludovicus Vives sup. Cap. 23. lib. 15. de civit. DEI also schreibet: Es[311] sind noch heute Völcker verhanden / welche sich rühmen / daß sie ihren Ursprung von den Teuffel haben / welche entweder in der Gestalt eines Mannes den Weibern / oder eines Weibes den Männern beygewohnet / welche meines erachtens ärger ist / als den Ursprung seines Adels von Räubern / Mördern und Strassenbuben / herrechen / welches viele thun. Daß aber die Teuffel wie diese erzehlete Meynungen wollen / sollten Natürliche Leiber haben / in derselben Natur und Wesen gar und gantz zuwieder / und der solches bestätiget und dafür hält / der begehet ein vitium in adjecto. Denn es bezeuget die Schrifft öffentlich / daß die Engel Geister sind / und spricht also David Psalm 104. Du machest deine Engel zu Winden / und deine Diener zu Feuerflammen. Darauß zusehen ist / daß die Engel und Teuffel keine Natürliche Leiber haben. Was ein Geist ist / kan kein Leib oder leiblich Wesen seyn / wie es Christus der HR. bezeuget Luc. 24. und spricht / ein Geist hat kein Fleisch und Bein / das ist / ein Geist hat keinen Leib. Denn Fleisch und Bein haben / ist eben so viel als einen Leib haben. Darümb / weil sie keinen Natürlichen Leib haben / so können sie auch nicht sterben. Ist derwegen das an ihn selber nichts / und der Natur der Geister zuwieder / daß Plutarchus von dem Abgott Pan schreibet / daß er gestorben sey / unnd ist nur ein[312] Betrug des Teuffels gewesen. Denn /weil ümb die Zeit die Heydnischen oracula gäntzlich verstummet und keine Antwort gegeben / hat der Satan dem Menschen dennoch eine Ursache anzeigen wollen / warümb eben ümb die Zeit solches aufgehöret. Und weil er die rechte Ursache nicht anzeigen dürffen / hat er seiner Gewohnheit nach diese Lügenhafftige Ursache gegeben / als wäre er gestorben: Da doch die Ursache nicht gewesen / sondern daß Christus der HERR dem Teuffel die Macht und Gewalt genommen / und ins Verderben gestürtzet. Das ist die Ursache gewesen / daß solche Teuffelische oracula alle auffgehöret so zuvor von den Heyden geehret und hochgehalten worden / daß Christus der HErr mit dem Lichte seines Evangelii solche Finsternüssen des Reiches des Satans vertrieben. Solche Gewalt hat er auch seinen Jüngern gegeben / daß sie Krafft seines Evangelii seines Wortes und Befehles die bösen Geister untertreten und ihr Reich zerstören sollten. Welches der Teuffel selbst durch das oraculum Apollinis bekandt dem Käyser Diocletiano, wie Eusebius lib. quinto disp. parat. schreibet: Justos illi obturare os, quo minus oracula edere posit, es hätten ihm die Gerechten das Maul verstopffet / daß er nicht wie zuvor Andtwort[313] wort geben könte. Und hat desselben Apollinis Priester Philip. Morn. de verit. Rel. Christ. c. 32. vermeldet / daß durch die Justos oder Gerechten / die Christen verstanden würden / darumb Diocletianus dieselben angefangen zu verfolgen. Ein solcher Betrug und Lügen des Satans ist auch der gewesen / so des Cardani Geist oder Spiritus familiaris vorgegeben / er würde nach 300. Jahren sterben: Welches geschehen / daß er Cardanū, mit nichtigen unn falschen opinionibus und Meynungen möchte betriegen und bethören. Wie ihnen nun diese natürliche Eygenschafft nicht zukommt / also kompt ihnen auch das nicht zu / daß sie sich vermehren und Kinder zeugen. Denn das gehöret leiblichen Creaturen zu / welchen GOtt der HErr solches mitgetheilet / zu Erhaltunge ihres Geschlechtes / damit dasselbe nicht untergehe. Denn / es hat GOtt der HErr in der Erschaffunge den Creaturen / zweene Genera, Art oder Geschlechter der Creaturen erschaffen. 1. Die / so in ihren individuis vel Essentiâ und eigenem Wesen / beständig seyn und nicht untergehen / als die Engel / gute und böse / die Sonne / den Mond / die Sterne. 2. Die so zwar in ihren individuis und eigenen Wesen nicht beständig unnd unsterblich seyn / sondern in suâ specie, in ihrem Geschlechte / welches nicht untergehet noch stirbet / biß ans Ende[314] der Welt. Denn ob schon die Individua untergehen und sterben / ob schon dieser Feigenbaum / diese Eiche verdorret / verfället und untergehet / ob schon diß oder jenes Pferd / dieser Löwe / dieser oder jener Mensche stirbet / so stirbet dennoch die species und das Geschlechte oder die Natur der Feigenbäume / der Eichen / der Pferde / der Löwen und der Menschen nicht / sondern bleibet biß ans Ende der Welt. Weil nun aber die Geister oder Teuffel zu diesen Creaturen nicht gehören / und nicht sterben / sondern in demselben Wesen darin sie erschaffen / bleiben / und nicht untergehen / kan ihnen auch das nicht zukommen / daß sie sich vermehren und andere zeugen. So können sie auch dasselbige mit Weibesbildern nicht thun wie Josephus und Lanctantius wollen / auch andere Historten melden / weil sie keine Natürliche Leiber / etc.

[Omnis physica generatio ex Materiâ & formâ constat. Angeli igitur tam boni quam mali, cum substantiæ sint corporis expertes: Propriam Formam in Materiâ inducere & sie naturaliter generare nequeunt. In generatione enim Formali sive Univocâ, requiritur, ut duo conveniant non solum ejus generis sed etiam ejusdem speciei: alterum sese habens, solum Effectivè alterum solum passivê, ut loquitur[315] Armandus de bello visu Tract. 2. de subst. Cap. 50. Communicantes hôc modo suam naturam non communicat ut fiat idem cum Generantibus. Angeli, Angeli igitur & homines, cum non solum speciei sed & genere differant: in Generatione convenire & sic Generatô suam Naturam communicare, ut idem sit cum generantibus, non poterunt.] Auch kann solches nicht geschehen in angenommener Menschlicher Gestalt. Denn es ist ein solcher angenommener Leib oder Menschliche Gestalt kein rechter Mensch / so Leib und Seele hat / sondern hat nur eine äuserliche Gestalt eines Menschen. Darumb kann er in solchem Leibe dasselbe nicht thun / was ein rechter Mensche / dem es die Natur mitgetheilet. Ist derwegē dieses nichts anders / als ein Betrug des Teuffels / und ein imaginarius concubitus oder blosse Einbildunge. Denn weil er ein unreiner Geist ist / so hat er auch Lust zur Unreinigkeit / und bildet solchen seinen Glidern als dem Hn. unn andern so ihm ergeben / ein / als wäre es also / da es doch an ihm selber nichts ist. Was Josephi und Lactantii Zeugniß anbetrifft / haben diese Meynung gefasset aus dem 6. Cap. des 1. Buchs Mosis, da gedacht wird / daß die Kinder Gottes mit dem Kindern der Menschen Kinder gezeuget. Und haben sie durch die Kinder Gottes verstanden die Engel / durch die Töchter der Menschē / die Weiber. Diese Meynung[316] ist daher kommen / daß sie das Wort Kinder Gottes / unn Töchter der Menschen nicht recht verstanden und außgelegt haben / wie solches fein D. Luth. anzeiget / und spricht: Daß Mosis nennet Gottes Kinder / ist eigentlich zu deuten auff die Menschen / auf dem Stam und linien von Seth Adams Sohn. Wiewol man aber sonsten wenig Schrifft findet im Alten Testamente / daß die Menschen Gottes Kinder heissen / doch ist es dazumahl schon beruffen gewesen / daß daher zunehmen ist / daß es feine hochverständige Leute gewesen sind / und das Evangelium oder die Verheissunge Adam gegeben wol verstanden haben / daß wer da gläubet an den versprochenen Saamen / alles hätte was GOtt selbst hat / und Gottes Kind würde. Daß rede ich darumb / daß unsere Schreiber hierüber irre gewesen / und mancherley Ding erdacht haben / wer die Kinder Gottes gewesen wären / weil sie nicht gewohnet waren / daß man Menschen auf Erden solte Gottes Kinder unn heilig heissen / so doch das Vater Unser so wir täglich beten uns das im Mund gibet / daß wir Gottes Kinder seyn. Aus solchen Unverstande treumen etliche / daß die Engel dadurch gemeynet werden / welche recht GOttes Kinder sind / als seyn sie zu Menschen Töchtern gangen / und sie beschlaffen / daraus denn grosse Riesen unnd giganten sollen gebohren seyn worden /[317] es ist aber Narrentheidunge hactenus Lutherus. Dieser Meynung ist auch Augustinus und spricht; Angelos etiam fuisse Dei homines nuncupatos, eadem scriptura locupletissima testis est. Nam & de Johanne scriptum est. Ecce mitto Angelum meum, ante faciem tuam, qui præparabit viam tuam. Und weiter redet er also: Non autem illos ita fuisse Angelos Dei, ut homines non essent, sicut quidam putant, sed homines procul dubio fuisse, scriptura ipsa sine ambuguitate declarat. Spiritu quippe Dei fuerant sancti Angeli Dei & filii Dei, sed delinando ad inferiora homines dicuntur, nomine naturæ non gratiæ.

Den andern Exempeln anlangende / derer die historien gedencken / daß nehmlich viele gewesen / so vom Teuffel und Menschen gebohren / als Merlinus und andere / so seyn dieselben ohne allen Zweiffel /wie andere Menschen natürlich vom Vater und Mutter gebohren / und hat der Teuffel so wol dem generantibus, denen so denselben gebohren / da sie doch wie andere Menschen gebohren seyn. Wie er denn in der Heydenschafft solches den armen Menschen offt eingebildet / daß viel Menschen von den erdichteten Göttern gebohren wären / also daß sich wol etliche Weiber gerühmet / daß ihnen die Götter beygewohnet /[318] andere das sie von den Göttern gebohren. Sind aber schendlich betrogen worden / auf mancherley Art und Weise. Unter andern erzehlet Josephus lib. 18. Antiquit. c. 3. einen solchen Betrug / wie ein Jüngling unter dem Schein eines Abgottes solle Büberey in dem Tempel Isidis, mit einer edelen Römerin begangen / und solches hernach offenbahr und gestrafft worden. Deßgleichen Exempel beschreibet aus Ruffino Polydorus Virgilius, De inventio Rerlib. 5. c. 8. Welche bey demselben kan nachgeschlagen und gelesen werden. Ohne Zweiffel sind andere dergleichen Exempel auff diese Weise geschehen und hat der Teuffel solches angerichtet / daß dadurch die Menschen zur grossen Unzucht reitzen / unnd denn auch in diesen falschen Wahn bestätigen möchte / als wäre auch nichts als leibliches und fleischliches an ihm / ja es wäre GOtt und sein ewiges geistliches Wesen / auch irrdisch / fleischlich und vergänglich. Damit die Menschen nur immer möchten irrdisch gesinnet seyn / und nimmer verstehen unn lernen / was GOtt / fleischlich oder Geistlich sey: Daß sie / die Menschen auch sich selber nicht erkennen möchten / und ein Geistlich und Göttlich Leben führen / wie GOtt der HErr von Menschen nach seinen Ebenbilde erschaffen / erfordert.[319]

Dasselbe mag auch von dem Exempel / so Buchnanus einführet / gesaget werden / daß es ein Betrug des Teuffels gewesen. Und was D. Arnisæus von solchen Exempeln hält / und wie er beantwortet in Epytom. Metaphys. pag. 254. will ich hier kürtzlich setzen. Substantiam inquit novam producere Angelus non potest, quia aut eam crearet, aut generaret: Creare non potest, quia creatio nulli creaturæ communicabilis: Generatio verò est productio formæ ex potentia Materiæ, quæ solis corporibus competit, & sit per corporeas facultates, Materiam tam dium subigentes, donec forma nova induatur. Angelus verò corpus nullum habet, unde patet quid de incubis & succubis, quid de Merlino Anglo ex Dæmone nato, si vera sunt quod de illo Alanus ab Insulis in explicatione ejus Prophetiæ & Vicentius L. 21. Histo. C. 30. protulit: De nobili puella, quam perpetuo Dæmonis concubitu usam refert Buchanus. Hactenus D. Arnisæus.

Was weiter von der Histori der schönen Melusinæ zu halten / das zeiget Cornelius Agrippa an und spricht de namtat: Scient: Cap. 80 Alii cum à meretricibus & scortis ortum habuerunt, turpitudinem hanc Fabulis tegunt, qualem de Melusina legimus, das ist weil ihrer etliche[320] ihren Ursprung von Huren haben / decken sie solche Schande mit Fabeln zu / wie eine solche Fabel von der Melusina gelesen wird. Die Wohnunge der Teuffel anlangende / als solten sie an besondere Oerter / wie die Menschen oder sonsten unvernünfftige Thiere / wohnen; So muß diß nothwendig erfolgen. Seyn sie keine leibliche Creaturen / unnd haben keinem Leib / wie itzt bewiesen / so können sie auch nicht haben die Affectiones corporis naturalis, Eigenschafften des Natürlichen Leibes / als da seyn /1. Motus, die Natürliche Bewegung / daß sie sich von einen Ort zum andern bewegen / wie ein Mensch von einem Ort zum andern sich beweget; 2. Tempus, die Zeit / daß sie in der Zeit leben / alt werden an Jahren / Zeiten / Monaten, Tagen / etc. zunehmen. 3. Locus, der Ort / daß sie drinnen seyn / und von denselben umbgeben werden. Daß sie in denselbigen liegen / stehen / gehen / etc. [Hæ sunt affectiones Corporis Naturalis propriæ. Motus, Locus, Tempus; Quod igitur est corpus naturale sive Physicum, est in Motu, Loco, Tempore; Et contra. Quod est in Motu, Loco, Tempore, est corpus naturale Physicum. Quare nullo modo ejusmodi affectiones spiritibus incorporeis [321] tribui possunt, illi enim non ex materia, & Forma compositi sunt: sed ex aliquo tanquam potentia & aliquo tanquam Actu, ut loquitur Scaliger Exercit. 359. f. 2. Ist derwegen an ihm selber nichts / daß sie besondere Wohnunge haben sollten / etliche im Walde / im Felde / im Meer / etc. Es kan wol geschehen / daß sich der Teuffel mit seinen Gespänsten sehen lasse an solche Oerter / er thut es aber nur den Menschen zu schrecken / als wäre es seine eigene Wohnunge / da es also nicht ist. Nun möchte hingegen eingewendet werden: wird doch in der H. Schrifft gedacht der Feldteuffel oder Feldgeister / als Lev. 17. v. 7. Deu. 32. 17. Esa. 14. v. 21. v. 34. v. 14. Zu dem so schreiben auch die Historici und Geschichtschreiber von den Satyris, Faunis und Sylvanis, welche in Walde und in Felde gewohnet / und von den Heyden sind geehret worden / und vor Götter gehalten. Also gedencken sie auch der Nereidum, Tritonum und anderer / so im Meer und Wassern ihre Wohnunge gehabt. So muß es wahr seyn / daß die Teuffel an besondere Oerter etliche in Walde / im Wasser im Felde ihre Wohnungen haben. Hierauff ist zu antworten / daß in den dreyen Oertern Lev. 17. Jesai. 14. und 34. da im Teutschen Texte Feldteuffel gelesen wird / stehet im Hebräischen Sair, welches eigentlich heisset pilosus, rauch und ungeheur /[322] und wollen die Hebr. es werden durch dis Wort eigentlich verstanden / die Satyri, Fauni und Sylvani, welche nicht Teuffel / sondern grausame wilde Thiere sind / wie sie auch in den beydē Oertern in Propheten Jes. unter andere wilde Thiere / als Rohrdommel / Eulen / Straussen / etc. gezehlet werden. Deut. 32. aber wird nicht gelesen Sair, sondern Sedim die Teuffel / denn also lieset man da Jisbechu lasedim, das ist sie haben geopffert den Teuffeln / unn heisset Sched eigentlich der Teuffel /wie die so der Hebræischen Sprache kündig schreiben. Solche Satyri, Fauni und Sylvani derer sonderlich die Heydnischen Historien gedencken / sollen unvernünfftige / grausame und wilde Thiere seyn / halb einen Menschen / halb einen Bock oder Ziegen gleich / und im Walde herumb lauffen. Dieselbe ungeheure monstra und abscheuliche Thiere sind in der Heydenschafft vor Götter gehalten worden: Die / so sie Satyros geheissen unn Faunos sind Götter der Nemorum unnd Lust-Wälder. Die / so sie Sylvanos genant / sind Dii Sylvarum, Götter des Holtzes oder des Waldes gewesen: Dieselben aber so sie Panas geheissen / Götter der Ecker und der Felder. Es sind aber diese an sich selber keine Teuffel oder Geister gewesen / sondern unvernünfftige Thiere / durch welche der Teuffel sein Werck unn Abgötterey bey[323] den Heyden getrieben und ohne Zweiffel durch sie geredet / und auf ihre Frage geantwortet. Solches Satyri und Abgottes der Heyden gedencket auch Hieronymus in der Beschreibung des Lebens Pauli des Einsiedelers / und schreibet / daß wie Anthonius zu Paulo dem Einsiedeler gereiset / habe er im Walde ein kleines Menschlein gesehen / mit einer spitzigen Nasen und Hörnern an der Stirn / das ander Theil aber des Leibes sey einer Ziegen gleich gewesen / habe auch Füsse gehabt /wie eine Ziege. Dasselbe hat auch reden können / denn wie der Antonius gefraget / wer er wäre / hat es geantwortet / er wäre eine sterbliche Creatur und einer von denen / welche die Heyden vor ihre Götter hielten / und Faunos, Satyros und Incubos heissen. Damit aber dieses nicht möchte vor unwahr gehalten werden / so schreibet er daß es fast aller Welt bekant / daß zum Zelten Constantini so ein monstrum lebendig gen Alexandria gebracht worden / und den Leuten ein groß Spectakel gewesen / hernach ist desselben Todten Cörper gen Antiochia daß er vom Käyser gesehen würde / gebracht und daß er in der Hitze nicht verdürbe / ist er eingesaltzen und also dahin bracht worden. Daß nun aber in der Hebræischen Sprache die Teuffel mit Namen wie die Monstra genennet werden / ist die Ursache daß die[324] Teuffel derselbē vor Götter an ihre stete ehren lassen / unn durch dieselbe schreckliche Abgötterey bestetiget Reuchl. l. 2. Rudm. Hebr. ex R. Mose Gernudensi & R. Abrah. Darnach ist diese Ursache / weil die Teuffel in solcher Gestalt erschienen / grausam unn rauch / also daß diselben so sie gesehē auch müssen rauch und ungestalt werden / indem ihnen vor Angst die Haar zu Berge gestanden. Unn weil nun die Heyden solche für Feldgötter gehaltē /werden sie in Gottes Wort Feldteufel geheissen oder Feldgötter / nicht daß es an ihm selber so sey / sondern weil solche Satyri und Monstra von den Heyden durch des Teuffels eingeben / dafür gehalten. Also haben auch die Heyden sonderbahre Götter und Göttinnen gehabt / so in den Wassern gewohnet / daß es aber in der Warheit sich also solte verhaltē haben / da ist die Frage von. Und ist gewiß daß es nur Ludibria und Betrug des Teuffels gewesen / damit er das Heydenisch unverständige Volck in Irrthum geführet / und seines Gefallens betrogen / auch oftmals erschrecket unn geängstet. Sonsten wird auch von vielen Scribenten gedacht der Tritonum und Nereidū, welche Nymphæ maris Meer-Jungfrauen genant werden / unn sollen dieselben einem Menschē gar ähnlich seyn / auch soll man an etlichen Orten derselben Geschrey hören; Es gedencket deren Scal. Exer. 226. f. 12. unn schreibet[325] unter andern / daß ihm ein glaubwürdiger erzehlet / daß wie er auf dem Meer gesiegelt / so ein Hommo marinus, auf dem Anckerstricke zu ihm in das Schif gangen; Auch habe er zu Parma selbst so einen gesehen. Daß aber dieselben sollten Teuffel seyn / so in den Wasser wohnen / ist nichts: Sondern es sind rechte Natürliche Creaturen / Fische / so nur eine äuserliche Gleichheit mit dem Menschen haben / und mit desselben Cörper oder Leibe. Wie denn weiter also Scaliger schreibet / daß in Scythia solche Fische gefangen werden / welche einen Menschen gar gleich seyn sollen. Cæterum spricht er / illos neutiquam tutos fecit similitude, quò minus ab accolis esitentur. Das ist / diese Gleichheit macht sich nicht sicher / daß sie von den Einwohnern nicht solten gegessen werden. Wie er dieses über Tische erzehlet / haben die so mit ihm über Tische gesessen / einem Abscheu gehabet / und dieselben so solche gegessen / vor Anthropophages unn Menschenfresser gehalten. Ego verò, spricht er; Ich beweise aber / daß ihre Meynung gottloß wäre / daß sie meyneten / daß etwas Menschliches an ihnen wäre. Denn die äuserliche Gleichheit / macht nicht daß sie Menschen seyn / sondern die Seele und der Verstand der Menschen / und scheidet ihn von allen unvernünfftigen Creaturen. Weilen nun solches die Nereides[326] und Menschen des Meers / wie sie gemeiniglich geheissen werden / nicht haben / können sie keine Menschen seyn / ob sie schon was dem Leibe anbetrifft / dem Menschen gleich sind. Sonsten schreiben andere Scribenten, daß solch ein Homo marinus in Meer gefangen / welcher hat pflegen aus dem Meer zu gehen / und die Weiber so am Ufer des Meers gangen / zu rauben / dieser ist gar einem Menschen gleich gewesen / und weil er keine Speise zu sich nehmen wollē / ist er hungers gestorben: weiter schreibet man von einen solchen Menschen / welcher stets in Wasser gelebet / und wann er aus dem Wasser kommen / hat er kaum Athem holen können. Dieser ist getaufft / und in der Tauffe Nicolaus, von den Einwohnern aber Colapiscis genant worden. Ist offt den Leuten im Meer so da gesiegelt / begegnet. Von diesen aber ist zuhalten / daß es rechte Natürliche Menschen gewesen / so von Jugend auf sich zu solchen schwimmen begeben / daß sie also des Wassers gewohnet / ausser dem Wasser nicht leben können. Dieses letzten Exempels gedencket auch Scaliger Exercit. 262. und zeiget die Ursache an / wie und durch was Mittel er im Meer hat leben und Athem holen können. Sind also dieselben auch keine Geister oder Teuffel so im Meer und Wassern wohnen. Und ist dasselbe an sich offenbahr / daß[327] die Geister in keinem Wasser ihre Wohnungen / auch nicht an andern Orten haben / wo es aber geschicht / daß er sich mit seinen Gespenst sehen lässet / so geschichts die Menschen zu schrecken / und in ihrer Superstition und Aberglauben zu stärcken. Darumb muß man den Geistern nichts leibliches zumässen / weil sie keine leibliche sondern Geistliche Creaturen sind / und alles nur ein Betrug ist / was auch offt Zauberer und Zauberinnen vorgeben. Denn ob sie schon dem Teuffel sich ergeben / so giebet er sich doch ihnen nicht also zu erkennen nach seinem Wesen; Sondern betreugt sie nur / als wäre alles leiblich an ihm / da es doch nicht ist. Wie sich denn etliche Zauberinnen rühmen sollen es sey der Satan ihr Liebhaber / er erscheine in dieser oder jenen Gestalt / habe einen besondern Namen / bey welchen mann er geruffen / erscheine. Solche Spiritus Familiares und gebannete oder gezwungene Teuffel haben auch / wie Lyra schreibet / die Jüden gehabt derer der eine Benthamaleon, der ander Josepheda geheissen / wie von denselben / unn was sie vor Hülffe den Jüden geleistet / beym Lyra kan gelesen werdē. Supr. c. 34. Es. ex Talm. l. Metula. Sonderlich gedencket des Benthamaleons P. Galatinus, de Arcan. Cahtol. veri libr. 11. c. 13. und beschreibet weitläufftig die geleistete Hülffe und dem Dienst so er den Jüden[328] bezeiget / wie solches nach der Lenge beym gemeldten Galatino zu lesen. Aber von solchen Namen weiß die H. Schrifft nichts. Darum es billig vor einem Betrug zu halten / was sie betrieglich von ihren Namen und Wesen vorgebē / und ist nichts anders von ihnen zu halten / als uns GOttes Wort offenbahret / nemlich daß sie Geister / und nichts leibliches an ihnen sey / damit man auch nicht von ihnen verführet werde. Bißhieher jener: Dazu noch kan gesetzet werden Manlius in Collectan. p.m. 31. 32. Ich wolte nicht glauben / daß Satyri wären / wenn ichs nicht durch die Erfahrung erlernet hätte. Wie der Sylla außn Methridatischen Krieg wieder nach Rom zog / wegen Marium, welcher die vornehmsten und besten Römer ümgebracht hatte; Da ist unterweges zu ihm ein Satyrus von zimlich Menschlicher Gestalt gebracht worden / unnd wie man ihm zu reden befohlen / hat er kaum ein Gemurmel von sich gegeben / welches kein Mensch verstehen können. Ich halte aber dafür / daß dieses Gespänst der böse Feind gewesen sey: Denn er hat bedeutet / was der Sylla für Bürger zu Rom finden würde. Also sagen sie noch jetzo / daß ein König vor wenig Jahren / zweene Satyros, oder gantz Behaarte Menschen / mit sich herumm gefähret habe /[329] so uns Menschē gantz ehnlich gewesen / ohne daß sie sonsten gantz abscheulich gelassen / und einen tunckelen Thon von sich haben verlauten lassen / welches man aber nicht verstehen können. Diese haben zweiffels ohne was angedeutet. So lieset man auch / in der Geschichte des Ambrosii, daß ihme Satyri erschienen seyn: Aber das sind zweiffels ohne Teuffel gewesen. Ich muß allhier vorbringen / was mir eine alte Fraw aus Salfeld vor ein paar Jahren erzehlete; Nemblich wie es sich vor 30. Jahren bey Salfeld begeben; Daß ein Bauer mit Namen Hans Krepel / auff der Heyde Holtz gehauen / und zwar nach Mittage (da sie es in gemein nicht sonderlich fürnehmen / sondern vielmehr verbleiben lassen: Weil sich das Ungethüm offte alsdenn erreget /) da war ein klein Wild- oder Mooßweibigen zu ihm kommen / und hatte gesaget: Vater /wenn ihr werdet hernach aufhören und Feyerabend machen / oder den letzten Baum umbhauen; So hauet doch ja im Stamm 3. Creutze / es wird euch gut seyn: Unn hiemit war es weggekommen: Jener Bauer aber hatte es für Quackeley geachtet / unn theils das Weibigen für ein Gespenste gehalten / theils das Creutz für vergeblich geschätzet / als welches nichts gutes mit sich bringen möchte. Hat also nach seiner gewöhnlichen Grobheit und Ruchlosigkeit[330] keine 3. Creutze in den letzten Stam gehauen / wie er war gegen den Abend nach Hause gegangen. Des andern Tages / wie er nach Mittage war widergekommen zu hauen; Da war abermahl das Weibigen zu ihn getreten und hatte gesaget; Ach ihr Mann / warumb habt ihr gestern die 3. Creutze nicht hinein gehauen? Es sollte euch und mir geholffen haben. Wir werden sehr offt / und fast ohne Unterlaß des Nachmittags / doch sonderlich des Nachts von den wilden Jägern gejagt / und müssen uns von ihnen zermetzschen lassen / unn haben keine Ruhe / wo wir nicht auf dergleichen behauende Stämme kommen: Denn davon kan er uns nicht bringen / sondern wir sind sicher. Der Bauer soll aus gewohnte Grobheit gesprochen haben: Ho! Was wolte das seyn? Was sollten die Creutze helffen? Ich will keine dir zu Gefallen hinmachen. Hierauf soll das Mooßweibgen über den Kerl her gewesen seyn / und sehr zerdrucket haben; Daß er auch kranck davon geworden: Ob er wohl ein starcker Lümmel gewesen / unnd vorgedachte Frauen sehr wohl bekant gewesen / die es auch von ihme selber gehöret. Drauff soll hernach der Bauer immer gewohnt worden seyn / die vorige Instruction fleissiger zu beobachten: Also / daß er die 3. Creutze niemahlen nachdem unterlassen: Drauff denn ihme auch nichts wiederliches[331] geschehen. Solche Weibergen unnd Männergen sollen allda auf der Heyde oder im Holtze an dunckeln Oertern / unter der Erden / wohnen / und Löcher hinein haben / drinnen sie liegen / und zwar auff grünen Mooß / wie sie denn auch umb und umb mit Mooß sollen bekleidet seyn. Und ist die Sache so gar denen Handwerckern ingemein bekant; Als da man bey Drechslern und andern Künstlern / allerhand gleichgebildete Püpgen feil antrifft. Das jagen aber von den wilden Jägern soll offte geschehen; Doch zu einer Zeit mehr als andern Zeit: Also daß es die herümb wohnenden Leute mit Verwunderung anhören sollen; Da denn einer zu den andern spricht: Nun / der wilde Jäger hat sich ja nechsten wieder zusagt / daß es immer knistert und knastert. Von eben solcher Historien / besihe part. 2. vom Rübenzahl: Da du es bestaden wirst / daß es sich auch fast also auffm Riesen-Gebirge an Schlesien zutragen soll. Voriges Weib gedachte gegen mir auch / daß sich ebenmäßig auch nachfolgendes bey Salfeld soll begeben haben: Nemlich ein ander bekandter Bauer aus Arntschgereyde / nahe bey Salfeld / war auch aufs Gebirge oder ins Holtz hinauf gegangen zu holtzen / so hatte eben der wilde Jäger gejaget / den er zwar nicht gesehen; (Denn von niemanden sol er gesehen[332] werden /) sondern nur / wie auch seine bellende Hunde gehöret hat: Da er denn flugs aus Fürwitzigkeit helffen jagen / und also / wie der Jäger / zu schreyen angefangen; Das seinige also darbey verrichtet / und hernach nach Hause gegangen war. Am folgenden Tage früe / wie er in seinem Pferdestall hatte wollen gehen; Da war für der Thür ein viertel von grünen Wald- oder Mooß-Weibgen / aufgehenckt gewesen: Gleichsamb als ein Theil oder Lohn der Jagt. Hierüber war er erschrocken / unn geschwinde nach Wirbach gelauffen / zum Edelmanne von Watzdorff / und hatte ihme die Sache erzehlet: Der denn gerathen er solle ja umb seiner Wohlfarth Willen / das Fleisch nicht anrühren; Sonsten würde ihn der Jäger hernach anfechten; sondern hengen lassen: Welches er dennn auch gethan: Drauf es von sich selbsten unvermerckt wieder weggekommen / und er ohne Anfechtung geblieben ist. Dieses ist freylich eine wunderliche Sache: Aber zweiffels ohne ein hengerscher Betrug. Man hat ja wol Historien / da unterschidliche Leute gantz rauch über unn über gewesen; aber das ist ein eintzelnes und monstrosisches Thun. Also spricht Zeilerus im Regist. ad rom. 2. Ep. daß Ao. 1630. in der Osterm. zu Leipzig zusehen sey gewest ein Kind von 1. Jahre / welches über den gantzen Leib haaricht / und einen Bart[333] am Maule / auch zum Ohren herauß lange Haare gehabt hat. Im übrigen von den andern Wald-Männern redet Zeilerus mit wenigen also Tom. 2. Epist. 553. p. 879. Oder es seynd andere monstrosische Creaturen / massen denn Plinius gedencket / daß in Indiâ, sonderlich zu seiner Zeit / die Menschen mit den wilden Thieren zugehalten / davon allerhand monstra gebohren worden; Unter welche denn etliche die Sylphes, Satyros, und Faunos ziehen / welche grausame wilde Thier / halb einem Menschen / und halb einem Bock oder Ziegen / gleich seyn sollen / die im Walde herumb gelauffen / und welche die Heyden für Götter und Geister / ob sie wohl keine gewesen / gehalten habē. Die Geistischen aber seynd keine Elementarische natürliche Erdgeister / oder ein sonderbahr Geschlecht der Menschen / wie Paracelsus will / sondern der Teuffel selbsten / so in der H. Schrifft Feldteuffel genennet werden.

Harsdörffer im Geschichtsp. c 63 p. 461. etc. Was von den Waldgeistern oder Satyris zu halten sey? Die Neurung und seltene Sachen haben in unserem Verstande und Gedächtniß mehr Raum und Beliebung / als gemeine Händel. Wenn man was neues zu Ohren bringt / so beharret es in fleissigem Nachsinnnen und scheinet / daß sich nicht nur die Poeten / sondern auch die[334] Geschichtschreiber bemühen / was neues und seltzames zu schreiben / daß man von ihnen sagen kan der Spanier Sprichtwort: (de lexos larges mentiras) von ferne kommen die grösten Lügen / und glaubet einer einem guten Freunde zu Gefallen / was er mit Ungemach zu sehen nicht gewillet ist. Was die Poeten von den Syrenen vermeldet / das hat seine Deutung auf die Wollust / wie an einem andern Ort vermeldet worden. Die Centauri, halb Männer / halb Pferde / bedeuten den vernünfftigen und Viehischen Antheil des Menschen / und gleiche Meynung hat es mit den Satyris oder Wald-Geistern. Hiervon redet Lucretius, wenn er saget / daß die Pferdmänner so wenig / als die Geißmänner / in der Natur zu befinden: Denn / saget er / in dem dritten und vierdten Jahre ist ein Pferd bey seinen Kräfften / das Kind aber ist in diesem Alter klein und schwach / und das Pferd ist alt /wenn der Mensch zu seinen vollständigen Kräfften kömpt. Also hat ein Geiß ein gar kurtzes Leben / und gantz ungleiches Wachsthum gegen dem Menschen / und eben dieses konte man auch von den Fischen sagen. Plinius lib. 7. Hist. Nat. erzehlet / daß ein Hippo Centaurus in Thessaliâ gebohren worden / sey aber eben denselbigen Tag gestorben / und Wunders wegen in König auffgehalten /[335] und von der Verwesung eine Zeit verhalten worden. Der H. Hieronymus schreibet / daß ein solcher Waldgeist zu dem Einsiedler Antonio gekommen / welches Gestalt der böse Geist angekommen / ihn zu versuchen. Also haben die Poeten durch die halben Menschen und halben Böcke / geschwinde / geile / Bäurische und Spöttische Leute bedeuten wollen / welche sich vermittelst des Weines / (denn die Satyri seynd des Bacchi Hoffdiener /) zu allen Lastern angewehnet / und dadurch in ein wildes und Viehisches Leben gerathen: Und dieser Meynung hat auch Plato geschrieben hinterlassen / daß die Seele der Viehisch gesinneten Menschen nach ihrem Ableben in die Thiere fahre / selbe von allen Lastern ab zu schrecken.

Hingegen muß man bedencken / daß man gleich so wohl zu wenig / als zu viel glauben kan / und lässet sich eine Erzehlung nicht gleich mit leichter Hand verwerffen / wenn sie uns nicht glaublich / unnd unserm Verstande gemäß fürkompt. Die Erfahrung übertrifft unsere Ursachen / und treibet unsern Unglauben zurücke / daß man mehrmahls mit den Worten der Unwissenden heraus brechen muß: Ich hätte dieses nicht gemeynt: Ich hätte es nicht geglaubet / wenn ich es nicht gesehen: Nun weiß ich nichts darwieder zu sagen.[336]

Zwey unterschiedliche Samen / können an gebührenden Orte vermischet / eine dritte Zucht hervor bringen / wie wir sehen / daß das Maul-Thier von einem Esel unnd einer Studen erzielet worden. Daß nun ein Geißbock ein geiles Thier / wie auch die Affen / unnd daß solche in Ermanglung der Weibelein sich vermischen / hällt ja Porta für keine unmügliche Sache: Wie man auch Exempel hat / daß die Weiber dergleichen verfluchten Sodomiterey sich gelüsten lassen / unnd mit ihren Mißgeburthen verbrennet werden. Zu deme weiß man / was die Einbildung bey denen Weibern thut / unnd was sie zuweilen an den Thieren ersehen / sonderlich aber die jenigen / welche bey der Viehezucht auferwachsen / daß man auch für ungezweiffelt hält / Romulum und Remum habe eine Wölffin gesäuget. Die Ursache / welche Lucretius anführet / erweiset sich irrig in den Bäumen / wenn man betrachtet / wie ein Geschlechte sich mit dem andern einimpffen lässet / unnd eine dritte Art der Frucht bringet / welche von dem Stammer unnd dem Peltzreiselein gleich genaturet ist. Der Centaurus, welcher dem Antonio begegnet / ist von ihm für keinen bösen Geist gehalten / sondern für einen wilden Menschen angesehen worden / weil[337] er mit ihm seine Sprache geredet / und gefraget / wo der Knecht Gottes in der Wüsten an zu treffen / und zweiffelt auch der H. Hieronymus / ob es ein wilder Mensch oder der Sathan gewesen; Weil er sich für einen sterblichen Menschen dargegeben / und den Einsiedler ersuchet / er solte GOtt für ihn und sein Geschlechte bitten. Plato erzehlet in Conviv. Sap. daß ein Schäffer dem Periander ein Kind / von einer Studen gebohren / gebracht / dessen Haupt / Hals und Hände / dem Menschen / das übrige einem Pferde gleich gewesen. Thales sagte drauff / daß solches Natürlich; Und riethe / daß Periander keine Stallknechte haben sollte / die nicht beweibet wären. Plutarchus schreibet / daß dem Sylla zu Rom ein Satyrus geschicket worden / der schlaffend gefangen worden / welchen Sylla mit Verwahrung wieder an seinen Ort / da er hergekommen / zurücke gesendet. Es ist auch im Plutarcho zu lesen / daß der Hirtengötze Pan, der ein Oberster unter den Satyris, gestorben. Zu Zeiten des Käysers Constantini, ist auch ein Satyrus auf dem Schauplatz zu Alexandria gewiesen worden / und weil er todt war / hat man ihn balsamirt nach Antiocha geschickt. Daß auch die Affen der Weibes-Personen begehren / und sie schwängern / ist ausser allen Zweiffel / mag auch wohl seyn / daß man in einem[338] Lande / da die Affen nicht bekannt gewesen / einen gestorbenen für einen wilden Mann außgegeben / welches von dem gemeinen Mann geglaubt / und von dem Plinio und andern für eine gewisse Geschicht der Nachwelt geschrieben hinterlassen worden. Massen erstgenannter Scribent vermeldet / daß Satyri aus Indien gebracht werden / die sehr geschwinde lauffen / und bald auf einem / bald auf zweyen Füssen einher gehen / und wegen ihrer Geschwindigkeit selten lebendig gefangen wer den.

Besitze auch davon Voëtium in disputat. 752. Vor allen andern Dingen über gehöret hie zum Beschluß her. D. Joh. Scholtz in Tract. von der wunderbaren Haarkranckheit / p. 108. etc. Die Erfindungs- volle Mahlerkunst hat mit ihren sonst sinnreichen Bildungen auch Haarichte wilde Leute auff die dahn gebracht / und selbe an dem gantzen Leib Haarich gemahlet / nur die Spitze der Nasen / fordere Knie / Arsbacken / Fläcke an Händen und Füssen ohne Haar und frey gelassen; Daher es bey dem gemeinen Mann in einen solchen Wahn außgeschlagen / alß solten dergleichen Leute in der Welt befindlich seyn. Und sind auch neben dergleichen Gemählden / so anderer Orten / alß in hiesiger des H. Reichs-Stadt Nürnberg / und dessen alten Rathhauß /[339] zwey dergleichen Haupter gantz rein und schön in Stein gehauen zu sehen: Deren unterstes oben ist dem Bogen der Rathhauß-Thür zum Schnecken / so des hochlöblichen Landpfleg Amptstuben von untenher berühret; Das andere zur rechten höher hinauff zum Eckstein / neben der geheimen Cantzeley / so gewiß ohne sondere Bedeutnüß man nicht wohl wird dahin gesetzet haben. Daß aber solche Muthmassung bey vielen vor eine Fabel mehr / als eine warhaffte Geschicht / und / wie schon erinnert worden / einem Mahler-Gedicht ähnlicher / schliessen wir daher / weil die jenige Autores, so die Weltkugel / mit ihren darauff bekannten Königreichen / Fürstenthumen / Ländern und Städten: Bergen und Thälern / Feldern und Waldern; Meeren und Wässern / Völckern und Inwohnern / sampt dero Sprachen / Sitten / Kleidungen / und was noch anders mehr ist / auff das genaueste und fleissigste beschrieben; Sothaner Leute aber fast ohne sonderbahre Bemerckung / oder ja gar wenig gedacht: Da sie doch der wildesten Völcker / als der Amazenum, Canibalū, der Americaner / und noch anderer mehr / so gantz unbekleidet daher gehen / und doch nicht haarich / ja ihnen solche ungestalte Haare viel lieber außrauffen / als denen es eine Schande zu seyn dauchte / als verwildet einher so zugehen /[340] fleissig gedacht. Pomponius Mela zwar gedencket der am Leibe gantz haarichten Leute in Caramaniâ im seinem 3. Buch am 43. Cap. So sind auch dem Solino die wild-haarige Leute nicht ungereymt zu glauben / deren Auffenthalt und Wohnunge mit Plinio, lib. 7. c. 2. und Aulo Gellio, lib. 9. c. 4.er in Indien setzet. Was Joh. Plancarpio der Minorit in seiner Reiß / in die Tartarey im Jahr Christi 1245. vor wilde haariche Leute angetroffen / das mag der günstige Leser selbst suchen / in seinem Buch von den Tartarischen Geschichten / am 6. Cap. Wie auch Odoricum bey dem Majolo, Colloq. 2. Dergleichen wilde haariche Leute / so Menschen-Fresser seyn / bezeuget auch Antonius Pigasetta; Nicht minder Ulysses Aldrovandus, in seiner Histori von denen Mißgeburten / daß zu seiner Zeit zu Bononien in Welschland sich habe sehen lassen ein Mägdlein / ungefehr von acht Jahren / aus den Canarischen Insuln bürtig / so von einem wilden Haarichen Vater / einem 40. Jährigen Manne / alldorten sey erzeuget worden / neben einer noch andern Tochter / so 12. Jahr alt / unn einem Sohn / der 20. Jahr seines Alters / alle gleich haarich. Unter diese haariche verwildete Leute zehlet erstgedachter Aldrovandus die Völcker / welche man Cinnamios nennet / auch von ihren nechst angelegenē Völckern[341] in der Barbarey / wegen Länge der Haare am Leib und Bart / wilde Leute benahmset werden. Vor erinnertem Mahlerischen Sinnen zum besten / und daß solches mehr der Warheit ähnlich / als ein Poetischen Fabel oder Gedicht gemäß / will ich zwo fast seltene / und seltzame Historien erzehlen / deren eine Wilhelmus Johnsius ein Engeländer / in seinem Lexico Chymico fol. m. 144. 145. zu Londen Anno 1657. gedruckt / Anregung thut / wie nehmlich vor wenig Jahren / in der Gegend des Ertzbistuhms Saltzburg es sich zugetragen / daß an den Gräntzen selbiges Ertzstifftes / gegen Kärndten / von den Jägern ein ungeheuer Wild angetroffen worden / auff welches sie ihre Windspür angehen lassen / die sich zwar allerdings willig erzeigt / das Wild aber keines weges angreiffen wollen / da solches die Jägermeister gesehen / hatten sie solches umbgestellet / und endlich gefangen ihrem damahls regierendem Ertzbischoff gelieffert / welcher es mit nicht wenigerm verwundern wohl betrachtet / daß es eines Menschen Angesicht und gantz glatt habe / so dann ingleichen an Händen und Füssen nicht Haarich / der übrige gantze Leib aber wäre / wie andere unvernünfftige und wilde Thiere / aller Orten rauch und Wollicht gewesen; Daß es also mehr einem Wild / als vernünfftigen Menschen[342] gleichete. Gieng / so zu reden / sehr niederträchtig / auf allen vieren / fast wie die Schweine pflegen. Man versuchte solch Wild / ob es auch / da man ihm Speiß vorsetzete / etwas kosten würde / die rührete es nicht einmahl an. Sie wolten weiter erfahren / ob auch aus solchem monstro oder Ungeheuer einiges Wort oder Rede / wie von vernünfftigen Menschen zu bringen wäre / und weiln vor sich selbst es dergleichen Anzeig nicht vermercken lassen wolten / als versuchten sie selbiges mit unterschiedlichen Schlägen / stichen / brennen und andern dergleichen quälen / es war alles umbsonst / und vergeblich; Weil es weder eines Menschenrede / noch viel weniger eines wildes / oder andern Thieres Stimme von sich hören liesse: Worauff sie selbiges zwar weiter ungeplagt ferner auffbehielten: Greulich und abscheulich genug war der Anblick dieses Ungeheuers / als dessen alle und jede ungewohnt / und dergleichen selbiger Enden weder von Menschen augen gesehen / oder ergriffen worden. Es scheuete das Licht überaus / wollte auch der Gegenwart der Leute immerzu entfliehen / und suchte allenthalben und in allen Winckeln sich zu verstecken; Weiln es ihm aber unmöglich / und also der Gemeinschafft der Leute / des hellen Lichts / und selbiger Speiß und Lufft ungewohnet / als starb solcher[343] am dritten Tage / nach dem er gefangen eingebracht worden / wie es gemeiniglich bey solchen ungeheurem Wild und ungewöhnlichen / ja abscheulichen monstris zu geschehen pflegt; Als denen ihr einsamer Wald und düstere Wildnüß viel genehmer und Natürlicher / die abscheuliche Hölen und unwegsame Erdklüfften viel lieber / als die freye Lufft / die schöne beidere Tages-Sonne / und die anmuthige Gesellschafft der Menschen; Denn auch den Mensch vor allen andern Creaturen diese Guade von seinem Schöpffer hat / wie auch derer ein ieder vernünfftiger brauchen wird / daß er sich zu seines gleichen geselle. Wil also dieses abscheuliche haariche oder wollige monstrum noch zweiffelhafftig machen / ob nicht auch dergleichen wilde verdusterte Leute noch mehr zu finden und zu glauben / daß auch eine solche Art der Leute ferner anzutreffen / die Felsen und Klüfte / Wald und Gründe mehr gewohnet / ohne Stimme / Red oder Sprach / ohne alles Sinnen und Vernunfft / gantz verwildet und Viehischer Art dahin lebten / daß sie auch der vernünfftigen Menschen Gesellschafft / und freyen Lufft ungewohnend / ehe den Todt leyden müsten: Welches ja ohne sonders grausen nicht nur zu erfahren / und zu lesen / noch abscheulicher aber anzusehen einiger vernünfftigen Creatur vorkommen[344] sollte / ja wohl gar unglaublich wo nicht eines noch andern abscheulichen Ungeheuers / die Anno 1660. von der Herbstmeß zu Franckfurt / biß zu 1661. umb Ostern gehaltene Frülings-Meß / in offendlichen Druck gegebene Relatio Historica, nicht geringen Glauben zustellete; Wenn selbe unter andern Begebnüssen des Monats Octobris, des verwichenen Jahrs folgender Gestalt glaubwürdig berichtet. Zu Cloone in Irrland / wahr zu der Zeit ein gantz raucher wilder Mann in selbigen Walde kommen / ungekleidet / unnd über den gantzen Leib rauch / wie ein wildes Thier / hatte auch nur ein klein rundes Mützgen auff dem Kopffe. Die von Adel unnd Bauren in selbiger Gegend / hatten ihn endlich mit Englischen Doggen unnd Jagthunden gejagt / besetzen ihn auch in einem grossen Morast bey Cloone Tibrid / da er nirgend durchkommen kunte / und man ihn also durch Hunger zu zwingen vermeynt / daß er sich sollte fangen lassen / oder sterben. Inzwischen waren die Landsassen dieses wilden Mannes halben in grossen Furchten / weil er ehe der wilden Thiere / als der vernünfftigen Menschen schonete. Anno 1526. war ein dergleichen bärtiger Meermann / mit langē dicken Haaren / gleich wie Borsten / so etliche Jahr[345] ausser dem Wasser gantz stumm lebte / endlich aber an der Pest sturbe. Dergleichen Haarichen Bäurischen Mann beschreibt Ausonius, der wegen seiner harten Haare gar abscheulich anzusehen gewest / fast wie ein Meer-Igel. Das Ungeheuer der Welt Caligula wird auch von den Historischreibern Haaricht beschrieben: Der erzürnete sich sehr hefftig darob / wenn iemand eine Geiß nur nennete / so gar / daß sich auch solcher einer Lebens-Gefahr zu besorgen hatte / Ursach / weiln auch diese gleich so wohl als er rauch wären. Idem p. 124. Wie denn solcher zotichten Gestalt Personen gesehen und gekant zu haben sich gerühmet Felix Platerus. Der erzehlet eine sonderbahre Histori von einem Manne / der am gantzen Leibe über unnd über sehr Haaricht zu Pariß in Franckreich gelebt / der sey eben darumb / dem damahligen regierendem König Henrico, dem andern dieses Namens / sehr lieb gewest / weßwegen er sich auch an dessen Hofe stetigs auffgehalten: Der hatte / außgenommen / was die Augen betraffe / umb welcher geringen Raum die glatte Haut zu sehen / so wohl auch am gantzen Leib / als im Angesicht / so lange die Haare / daß / da er recht sehen wollen / allzeit die Haare seiner Augenbraun und Stirn über sich drucken müssen. Es wurde ihm aber auch ein solches rauches[346] Weib zugesellet / und zur Ehe gegeben / von welcher er auch dergleichen rauche Kinder erzeuget / so ebenmässig gantz haarich. Diese wurden nach Verfliessung etlicher Zeit / mit ihrer Mutter / den Hertzogen von Parma in Flandern zugeschickt; Nemblich ein Knab von neun Jahren / und eine Tochter von sieben Jahren / die führete man hernach / den Weg nach Welschland zu reisen / durch Basel / allwo sie gedachter Platerus im Jahr Christi 1583. gesehen / und contrafeyen / oder abmahlen lassen. Diese beyde Kinder waren im Angesichte auch gantz rauch / der Knab aber mehr / denn das Mägdlein: Am Rücken hatten sie alle beyde sehr lange und dicke Haare / den Borsten nicht ungleich. So schreibet Marcus Damascenus von einer Frauen zum H. Berg genannt / in der Pisaner Gebieth wohnhafft / die eine Tochter gebahr / so über und über haarig gewesen; Die Haare aber waren den Camelhaaren nicht ungleich: Ursach solcher Geburt war / daß selbiger Mutter in ihrem Bette abgemahlet stehen hatte das Bild S. Johannis des Täuffers / mit einer Cameel-Haut bekleidet / so ihr fort und fort vor den Augen und Angesichte stunde / die sie ihr nachfolgende Zeit so tieff und starck eingebildet. Matthæus Villanus lib. 5. Histor. cap. 52. und mit ihm Nicolaus Montagnana; Sind beyde[347] der Meynung / es sey dieses Mägdlein die jenige Person gewesen / so nachmahls Käysers Caroli, des vierden dieses Namens / Gemahlin verehret worden / und im sieben den Jahr ihres Alters über und über mit einer rothfärbigen zoteichten Wolle / wie andere Thiere bekleidet /zu sehen gewest / denn die Einbildungs-Krafft bey dem Frauenvolck so viel vermag / daß sie ihnen die zur Zeit der Empfängniß und Bildung tieff-gefaste Gesichte / und Einbildungen fort und fort zu Gemüthe ziehen. Denn weil selbige vor ihren Männern Lust-begierig und schertzhafft / mit ihren Augen / alles / was ihnen zu Handen stosset / zu begaffen pflegen; Geschicht es gar leichtlich / daß die natürliche Bildungskrafft / so im formen und bilden des Kindes geschäfftig im Mutterleibe / alle ihre Gedancken dahin richtet / wie sie die zu Gesichte gebrachte Figuren nachbilde / der natürlichen Eltern Gestalt aber dabey vergesse. Dergleichen Exempel hat sich unter der Regierung Pabsts Martini, des vierdten dieses Namens / begeben / da eine von hohem Stande vornehme Matron einem Knaben gebohren / der gantz zotticht / wie ein Beer anzusehen / auch solche Beerenklauen gehabt / worüber Pabst Martinus bewogen worden / alle / an seinem Päbstlichen Pallast / angemahlte Beeren-Bilder[348] ausstreichen zu lassen / zum Anzeig / daß solche Beeren-Gesichte dieser ersehenen Frucht einige Ursach wären: Wie Lycosthenes, in seinem Buch von den Wunderzeichen und unnatürlichen Begebnüssen des 1282ten Jahrs nach Christi Geburt erzehlet / etc. Idem pag. 132. Die Vulgata der Heil. Schrifft gedencket auch der Pilosorum, welche von etlichen vor Satyri wollen gehalten werden / und die jüngst Anno 1662. publicirte Physica curiosa, unserm Scopo ziemlich ähnlich / unter die Mirabilia Hominum rechnet: Deren wird aber absonderlich gedacht im 13. Capittel der Weissagung Jesaiæ / wieder die Zerstörung der großmüthigen Stadt Babel / so durch der Meder unnd Perser Macht sollte zu Grunde und Boden gestürtzet werden. Die Lateinische Wort lauten in unserer Muttersprache also / daß man es gegeben hat durch Ohim und Zihim. Auch werden Pilosi von eben gemeldtem Propheten Feld-Teuffel genennet: Denn da abermahl in dessen vier und dreissigsten Capittel stehet / daß in der Heyden Pallästen / als damahligen Feinden der Kirchen Gottes / unnd nach der endlichen Vertilgung alles wüst unnd od liegen sollen / der Prophet GOttes vorher verkündiget / daß / nach der Vulgatâ, occurrent dæmonia Onocentauris, [349] & pilosus clamabit, alter & alterum, etc. Das giebt die Teutsche Bibel also: Da werden unter einander lauffen / Marder und Geyre / und ein Feldteuffel wird dem andern begegnen. Nun sind die Außläger hierüber unterschiedlicher Meynung / und will ie einer vor dem andern es besser geben / weiln sie aber selbst nicht gleiches Sinnes / als fallen etliche der Gelehrten dem vornehmen Jesuiten Joh. Euseb. Nieremberg bey / welcher durch diese Pilosos eigendlich nicht Feldteuffel / Ohim oder Zihim verstehet / sondern die hüpffende Satyros meynet. Jetzt eben fellet mir bey der betrieglichen Frauen scharffsinnig außgedachten Weiberlist inne / welche die sonst fromme und Gottsfürchtige Rebecca mit Jacob ihrem kleinern Sohne / wieder ihrem Erstgebohrnen / dem Esau / begangen / daß sie seine Hände mit einem rauhen Felle überzogen / etc. Gen. 27. v. 27. etc. Aus welchem allen wohl abzunehmen / daß Esau der Wald- und Weltling / wie ihn der hochgelehrte Meyfartus an einem Orte nennet / weil ihn sein Vater an denen Härichten Händen erkennet / auch an übrigem Leibe ziemlich rauch müsse gewesen seyn / so ohne Zweiffel auch von grober Speise / deren diese Wald- und Welt-Leute geniessen / herkommen; Massen solches das rothe Linsen-Gerüchte bezeuget /warumb er dem Jacob[350] seine erste Geburth verkauffet. Genes. 25. v. 32. etc.

Es erzehlet Hippocrates von der Phaetusâ, des Pyrrhi Eheweibe / daß / nachdem sie eine Zeitlang in einer fruchtbahren Ehe gelebet / und ihre Monatliche Blume endlich hinterblieben / sey ihr nicht nur der Bart gewachsen / sondern auch am gantzen Leibe haarig / und mehr einem Manne gleich / als einem Weibe ähnlich worden. Fast auff dergleichen Schlag wurde Namysia des Corripi in Thasô Eheweib / davon Hippocrates part 8. 6. Epidem. Aphoris. 45. etc. zu sehen / haarig befunden. Hieher gehöret auch die Histori von jener Wittib / die Alexander Benedictus, lib. 26. Curat. Morb. c. 4. auffgezeichnet. Die verhält sich also: Ein einiges und ziemlich schrinbares Exempel können wir hiran fügen / von einer Wittib: Denn als wir im Griechenland waren / bekame ich Kundschafft / wie gedachtes Weib vor dieser Zeit empfangen hätte; Weiln sie sich aber ihres Mannes eine geraume Zeit geäussert / und ihre gewöhnliche allbereit verlohren / habe sie sich nach und nach zu verändern angefangen: Also / daß / nachdeme ihr ein Bart gewachsen / und sie die Stimme verändert / man selbe ehe vor ein Manns- als Weibsperson gehalten. Lieber / weil wir mit dieser Histori[351] umbgehen / so last uns folgende Wort gar heran setzen / dürffen vielleicht bey unserer Handlung noch in etwas dienlich seyn. Gedachter Alexander fähret fort und spricht: Auß diesem Zustand entspringen allerhand unnatürliche Entleerungen des Geblüts / Schwindsucht / Freischel / neben noch andern Haupt- und Hirn-Kranckheiten: It. Wassersucht und Gliderbeschwerden / etc. Joh. Riolanus l. 6. Anthropogr. c. 52. f. 588. Edit. Paris. in 4. im Jahr Christi 1626. gedencket einer Jungfr. die sich zu Grätz in der Steyermarck / im Ertz-Hertzöglichen Oesterreichischen Frauen-Zimmer auffgehalten /welche von Kindes-Bein an / und also noch länge vorher / ehe sie ihre gewöhnliche Entleerung der Weiblichen Monats-Blume bekommen / einen ziemlichen langen Bart / gleich einem Manne / gehabt.

Es erwehnet J. C. Scaliger de Subtil. ad Card. Exerc. 115. num 2 fol. 427. von einem Spanischen Knaben / der aus India gebracht worden / (andere wollen / dieser Knabe sey von Indianischen Eltern in Hispanien erzeuget worden /) so über und über mit weissen Haaren bedecket war / auch deßwegen von den Frantzosen Barbet benahmset worden / so bey denen in Flandern ein zottichten Hund / oder wie sie es nach ihrer Landes Sprache außreden / einen Waaterhund / oder / wie es[352] unsere Hochteutsche teutschen / einen zottichten Wasserhund bedeutet. So hat auch König Heinrich in Franckreich zu Pariß einen solchen Haarichten Menschen studieren lassen / und ihme seine eigene Præceptores gehalten / wie Bosch, Disp. de Concord. Med. & Phys. Th. 41. meldet / auch hat Realdus Columbus lib. 13. de tegentibus fabricam humani corporis, cap. 2. de pilis fol. 470. einen dergleichen Haarichten Menschen gesehen; Wie nicht minder eine Klosterfraw / oder Nonne / die über den gantzen Leib Haare gehabt.

Sehr nachdencklich ists weiter / was M. Johann Christianus Hagenauer hat / in seiner Pract. 1666. von der Stadt Goßlar An- und Fortgange / im Jahr Christi / 1240. haben sich auf dem Hartz zween Satyri oder wilde Menschen fangen lassen / mit langen Schwäntzen / das Weiblein ward unter der Jagt gestochen / daß es starb: Das Männlein aber blieb lebendig / ward zahm gemacht / ging aufgerichtet / lernete reden / schrie oder offte wie eine Rehe oder Ziege / hatte keine Vernunfft schämete sich auch nicht / in Brunst riß es offte Frauen ernieder / Herold. fol. 496. Dahero ohn Zweiffel das Bergstädtlein Wildmann /woselbst es vielleicht gefangen: Item die Wildenmänner Thaler ihre Namen bekommen[353] haben vor vierhundert Jahren. (Und diese oder dergleichen Historien mögen freylich denen Heyden Anlaß gegeben haben / zu solchen Reden / die sie von ihren Satyris schwatzen. In übrigen gedencket solcher auch Bochartus in Geograph. Sacr. in Canaan. l. 1. c. 38. p. 483. Daß nehmlich die Satyri heissen sollen vom Hebr. Sair, welches nicht alleine einen Bock / sondern auch einen Henger in Bocksgestalt bedeutet: Weil sich der Teuffel in dergleichen Form zum Zeiten erzeiget: Weiter / daß die Cobali oder Koboldte heissammen sollen von Chabel, das ist / eine Rencke / Betrug / List. PAN, der nicht minder / mit denen Cobalis, und Faunis, einer aus denen Gefehrten Bacchi gewesen / soll daher ins Geschrei gekommen seyn / daß er Panicos terrores erwecke / oder denen Menschen eine heimliche Furcht einjage / weil Phan auf Hebr. heisset / er ist bestürtzt und erschrocken. Psalm 88. v. 16. Faunus soll eben davon herrühren von Phun. Daher Ovid. in Phædrâ: Faunique bicornes Numine contactas attonuêre suô. Vide Dionys. Halycarnass: de Faunâ. Besiehe auch Buxtorff in Lexic. p. m. 836. von dranen Satyris oder Feld-Teuffeln. In der Affen theurl. Geschicht-Kletterung Pantag. nennet die Sylenos, Seullänen / oder Sau-lenen. Satyros, gehalbirte Menschen / Geißmänner: Harpien /[354] des Jupiters Vogelhund / forne schön und lieb / gestalt als Frauen: Und hinten hön und dieb / mit Klauen. Confer Plin. l. 7. hist. & Natal. Comit. l. 5. mythol. c. 7. ex Pausan. Atticis. Johann. Gorop. Beean: in Hermath. l. 5. fol. 102. Warumb die Satyri lange Ohren haben? D. Joh. Meisner: in disp. de Apparit. Dæmon. §. 6. c. 2. Woher sie heissen / onoscelides, asinipedes, ægypanes, capripedes, ex R. Abrah. in Gen. apud Camerar in hor. succ. centur. 1. c. 71.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 298-355.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Fantasiestücke in Callots Manier

Fantasiestücke in Callots Manier

Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht

282 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon