Rübezahl betrieget einen Pferdekäuffer.

[329] Etwan Auno 1631. Hat es sich begeben / daß Rübezahl einen Roßteuscher angetroffen / welcher übers Gebirge zu wandern vorgehabt. Solchem beut er einen stattlichen Gaul zuverkauffen: Vnd als er die Bezahlung empfangen / und der Keüffer nun auffgeseßen war / und seinen weg wiederümb anheimreiten wolt / hat ihn der Rübezahl gewarnet und vermahnet er sols bey leib nicht Abends ins Waßer reitē / darob sich dann der Keuffer verwunderte / und desto begieriger ward / die Vrsache zuerfahren / Warümb doch nur der Roßteutscher ihm verboten / das Pferd ins waßer zureiten / und hat darümb desto sehrer zum Wasser geeilet / den Gaulen zuträncken und zu schwemmen / nach dem er aber mitten ins Wasser kommen / wird er gewar / daß er auff eine Bündel[329] Stroh sitze. Derwegen er dann in grossem Zorn und Vngedult wiederumkehret / und seinen Vorkäuffer den betriegerischen Roßteuscher in seiner Herberge suchet. Der Roßteuscher als Rübezahl wird gewar / das sein Käuffer / den er so meisterlich betrogen hatte / herzu kömpt / und ihn suchē will / strecket sich derwegē die lenge lang auf die Banck / und thet als ob er schlieffe. De Käuffer / als er in die Stuben kömpt / und sihet seinen Verkäuffer auf der Banck liegen / und schlaffen / ergreifft er ihn bey einen Schenckel / und zuckt ihn / in dem er aber etwas desto serrer und ungestümmer rucket / daß er vom Schlaff soll auffwachen / hat er ihn den Schenckel / als ihn gedaucht ausm Hindeln gerissen: Dessen er dann gar sehr erschrocken / hat das Bein an die Erde geworffen / und ist zur Stuben hienaus gelauffen / und hat Pferd[330] und Geld fahren lassen / und entberen müssen.

Hie ist aber zu mercken / daß der Rübezal auff seinem gedachten Berge / eine Lofierung prælentiret hat / wohinein er den andern Roßteuscher geführet: welcher auch nicht anders gedacht / weil er unbekant / als wie es eine rechte Behausung were: derentwegen er auch wiederumb dahin gegangen. Mercke weiter / daß etliche diese Geschichte auch von D. Faust vorgegeben.

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Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 329-331.
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