Rübezahl verehret einem einen Kegel.

[278] Es hat sich einmal begeben daß ein Handwercks Geselle auff dem Gebirge spatzieren gehet / und ohngefehr andere seiner Pursche nicht weit davon boseln siehet: Zu solchen hat er sich geschwinde hingemachet / und erstlich zusehen wollen: Doch ist er alsobald von der gantzen Compagnie (welche von Rübezahlns Zunffts-Gesellen bestanden) angeredet worden: Er solle doch ein wenig versuchen und mitspielen: Vielleicht könte er was gewinnen: Auff diese Ermahnung lest sich der albere Tropff belieben und gesellet sich zu einer Parthey / und spielet auch ein Zeitlang mit / ja er gewinnet auch einen hübschen Pfennig: Doch besinnet er sich[278] mittlerweile / daß dieß Ding oder Spiel müsse unrichtig seyn / und (weil ihm mehr dergleichen Possen bewust waren /) bringet seine Worte vor gegen die Mittspieler: Er habe nun Zeit zugehen; weil er nicht länger verziehen können / wegen wichtige Gescheffte / so er in bevorstehenden Stunden verrichten solle / nach Befehl seines Meisters. Drauff / weil er sich nicht wil nöthigen und weiter verzägern lassen: wird er dimittiret: Doch redet ihn einer (vielleicht der Rübezahl / der die Possen mit der Ausflucht und absentirung vermerckete) zu er solte doch einen Kegel aus dem Spiele zum Gedächtnüß mitnehmen: Er wüste gewiß / es würde ihn nicht gereuen. Was thut der Handwercks-Knecht? Er steckt solchen Kegel zu sich in Schiebesack / und wandert damit den Berg hinunter nach Hause[279] zu / und ist in starcken Glauben begriffen / er werde noch über den Gewinst eine köstliche Beuthe erworben habē. Aber wie er in seinen Schubesack greifft / und nach seinen Wahn / für den höltzern einen gülden Kegel herausziehen will; ergreifft er einen alten Kühefladen. Er wird hierüber erhitzet / und flucht unwissend den gute Rübezahl alle hencker auf dem Kopff; zeucht auch zugleich seinen Schubesack heraus / damit er ihn vollends ausleere / und den Mist ausschütte: Da findet er erstlich wieder verhoffen von gedachteter Außbeuthe einen ziemlichen Vorschmack; in dem er eine gute Summa Goldkörner mit untermischet befindet: Welche ihm die Mühe erstlich den Kegel zutragen / und darnach in den Kühedreck zugreiffen / zur gnüge belohnet hat.

Doch ist hiebey zugedencken /[280] daß etliche darinne variiren; in dem auch gesaget wird daß dieser Handwercks-Pursch / er mag nun ein Schneider oder Schuster gewest seyn / solle auff den Berge in Kegeln verspielet / und eine Anzahl etlicher Groschen verlohren haben worüber (weil er sonsten immer andern hat können abgewinnen / und unverhoffter weise diesesmahl solchen Schiffbruch des leidigen Glücks erfahren) er erstlich in sich geschlagen und gedacht daß das Ding nicht recht möge zugehen. Ja er solle hier auff seinen Abtrit begehret haben / und sich bey zeite aus dem Staube wollen machen. Doch sey dieses wie ihm wolle: In übrigen bleibet es darbey / daß der Handwercks-Kerl in Außräumung des Kuhfladens / des Virgilii Apophthegmati od' nachdencklichē Spruche nachgekommen; in dem er zu einen[281] heran nahenden / da er den Poeten Ennium gelesen und innitiret, gesaget / nach geschehene Befragung: Aurumex stercore lego, das ist / ich suche Gold aus Koth. Doch ist es beyderseits in diesem Fall noch so weit gut gewesen / daß der Koth oder Dreck nicht so gar schmürig sondern dürre gewesen: Sonsten würde es geheissen haben.


Hoc scio pro certo quòd si cum stercore certo;

Aut vincam, aut vincar: seu maculem aut maculer.


Doch wie auch endlich diesen wenn der Dreck schon were weich gewesen; so hette sich dennoch wohl / nicht mit sonderlichen Wiederwillen / Gold oder Geld drauß suchen lassen. Haben es doch die Römer gar gerne[282] gethan / da sie nach den Josephum Gold / so die Juden verschlucket / aus ihren Mist und Gedärme / mit begierde gesucht haben. Gnug ists gewesen / daß sie es gefunden / und das gefundene sich der mühe verlohnet hat.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 278-283.
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