VII.
Woher Rübezahl gekommen sey: und wie sein Anfang sey?

[225] In diesem Stücke variiren die Autores gar sehr: In dem etliche sagen / daß er gewesen sey entweder ein


1. Riese Monychus.

2. Uornehmster Hussit.

3. Berg Gott / oder Genius montis

4. Enceladus.[225]

5. Münch.

6. Zauberer.

7. Ædelman.

8. Lang öhrigter Eselsfresser


1.

Unter den jenigen / welche vorgeben / daß Rübezahl etwan der Monychus sey / (entweder einer von den fürtrefflichsten alten Riesen / oder gar der tapfferste unter den Centauris, welcher solche Leibes Stärcke gehabt / daß er auch die grössesten und höhsten Bäumen aus der Erdē hat reissen können / und solche für ein Gewehr wieder seine Feinde brauchen / etc. vide Carolum Stephanum in dictionario pag. m. 739.) ist gehörig der Fechnerus in seinem poemate de monte Giganteo.

2. Daß etliche ferner in den Gedancken stehen / als wenn Rübezahl ein verbanneter von den vornehmsten Hussiten sey / haben wir schon oben[226] vernommen; wo die derivation des Nahmens Riebezahl vorfiel.

3. Etliche halten gar darfür / daß dieser Riebezal ein sonderlicher Genius montis sey / oder ein Schutz-Engel desselben: wie man denn hin und wieder von dergleichen Diis tutelaribus, oder Præstitibus, so wohl bey Geistlichen als weltlichen Schribenten viel dings lieset: und sonderlich das Scriptum D. Dorsii von dieser materi mit mehren kan nach geschlagen werden.

4. Wie man auch in die Gedancken gerathen könte / als wenn Riebezal der Enceladus were / ist gleichesfalls oben in der Etymologia berühret worden.

5. Daß Rübezahl ein Mönch solle gewesen seyn; daß ist die allermeiste Meinung und Vorgeben: und zwar will man dieses beweisen / erstlich aus den Sciptoribus, davon wir allbereits[227] viele angezogen. Zum andern wollen es etliche confirmiren mit der Gestalt die Rübezahl meisten theils immer / oder doch offte haben soll / wenn er sich sehen lässet: da von hernach was mehres folgen wird.

Was zwar erstlich dennoch zum Uberfluß die authoritatēm Scriptorum betrifft so ist auch ein Ort verhanden bey dem Ælurio d.l.p.m. 129 da D. Casparus Schwenckfeld in 4ten Theile seiner Beschreibung des Hirschbergischen warmen Bades in Schlesien also redet: Er soll von einem Mönche dahin (nemlich auffn Riesen-Gebirge /) hin gebannet seyn wurden. Eben dieses hat auch Schickfusius l. 4. der Schlesischen Cronicke p.m. 11.

6. Daß etliche in der Meinung begriffen seyn / als wenn Rübezahl ein verfluchter oder verschworener Zäuberer sey; solches ist oben allegiret geworden.[228]

7. Daß dieser Rübezahl ferner / nach anderer Leute Wahn / ein Edelman solle gewesen seyn: davon ist dieses zu lesen beym Schickfusio d.l.p. 11. Montanus (saget er der vortreffliche Chymicus zu Striegaw / dessen unten in diesem Lapitel ferner soll gedacht werden; hat berichtet / daß ein geborner Frantzose / Adelichen Geschlechts / derer von Ron se fal, wegen seines unersättigen Geitzes / soll dahin religiret seyn.

8. Daß Rübezahl / nach etlicher Schertze / soll einer von den Eselsfressern seyn; ist allbereit vor her bey gefüget: darzu noch etwan dieses kan gesetzet werden; daß aus Riebentsal per anagramma kompt er brat ein Esel. Doch gnugsam von dieser Schnackerey welche ich habe hie und vor her mit inspergiren wollen zum Schertze: weil nach dem Horatio:[229]


Omne tulit punctum, qui miscuit utile dulci.


Umb dieser Ursachen / wiederhole ich noch einmal / habe ich gedachten Schertz de Onophagis vor bringen wollen: und sonsten keinen damit beleidigen; welches ich fürwar von Hertzen hier exprimire, damit ja keiner etwan eine Feindschafft oder Groll auff mich werffen mögte.


Vita verecunda est: musa jocosa mihi!


Was in übrigen aber endlich daß Herkommen / und eigentlichen Ursprung des Rübezahls anlanget; so werde ich wol die meisten Meinungen allhier freylich zusammen gesetzet haben; aber daß ich die rechte und beste Meinung solte hervor ziehen können / solches unterstehe ich mich kaum. Dieses kan ich zwar sagen / daß sie fast alle dahin zielen / wie Rübezal ein Mönch solle gewesen seyn / und wegen[230] seiner Zauberey bey Gott nicht zu Gnaden könne kommen; sondern immer und ohn unterlaß auff dem Riesengebirge zur Straffe müsse herumb irren. Doch wie dem allen: so vermeine ich gleichwohl hierbey / daß dieses Fürgeben eine tradition aus dem Pabstthumb noch übrig sey / und zum Beweißthumb nicht viel schaffe. Von der Wahrheit aber recht zureden / so ist solches spectrum wohl nicht anders als ein individuum von den leibhafften Teuffeln / so mit dem Lucifer, wegen ihres Hochmuths (welchen dieser Geist noch heutiges Tages affectiret,) vor weilen aus dem Himmel verstossen seyn.

Quelle:
Praetorius, Johannes: DaeMonoLogia RVbInzaLII sILesII. Leipzig, Arnstadt 1662, S. 225-231.
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