Rübezahl ist ein [173] Professor Medicinæ.

Es sollen / nach dem gemeinen Gerüchte / alle Wurtzelmänner / Chymici und Edelgestein sucher desselbigen Gebürges / es nothwendig mit dem Rübezahl halten / und ihn für einen Præceptorem erkennēn müssen; so ferne sie seiner Gnade leben / des besessenen Schatzes Nutzen haben / und was tüchtiges davon bringen wollen. Man erzehlet auch noch ferner / wie gleich zu dieser Zeit am Gebürge ein alter Mann mit Nahmen Krebs wohnhafftig seyn soll / der allerley Raritäten und Artzeneyen von solchen seinen Oberherren mitgetheilet bekömpt; dadurch er alle Seuchen heilen / die Unbäßligkeiten vertreiben / und bevorstehende eventus prophezeihen kan. Dieser Mann soll nunmehr ein fast alter / doch schlechter Bauerkerl seyn / mehrentheils barfuß herein treten / und nach belieben viel[174] wunderliche Sachen ausüben. Nach belieben sage ich: weil nicht allezeit einem iedweden flugs wil auffhupffen / wenn es ihm nicht eben / und auffgereimet ist: Wie es denn nicht selten seyn soll / daß er vornehme Herren ungeholffen abweiset / so es ihm zu wieder ist / und sie nicht die gelegneste Zeit treffen; darwieder denn nichts will helffen / sie mögen schmeigeln / Geld über Geld diesen / oder zehenmal Doctor Krebs heissen; Denn also will sich der Doctor tituliren lassen / und ein richtiger Artzney Doctor seyn und heissen. Es soll / nemlich vor ein paar Jahren ein Freyherr an ihn Leute geschicket haben / und freundlich bitten lassen / er möchte sich doch stellen / und ihn zur vorigen Gesundheit verhelffen; Dem soll er zur Antwort haben sagen lassen: Euer Herr soll mich im Arsche lecken / was schier ich mich umb ihn. Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 173-175.
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