Rübezahl schüttelt Aepffel ab.

[14] Anno 1620. seyn zwey Drechsler-Gesellen über das Riesengebürge gegangen /[14] und haben alda nicht weit vom Wege einen vermeinten Bauersmann angetroffen / der gleichsam zwischen viel Apffelbäumen gestanden / und davon häuffig Obst abgeschüttelt hat: Zu solchen seyn sie nahe hinan getreten / und haben ihm ein paar Schock Aepgel abgekaufft / und zu sich gesteckt. Wie sie nur aber ihres Weges fortgegangen /und bald vor Hunger etliche Aepffel haben anbeissen wollenn: Sihe / da sind es Kieselsteine gewesen. Wie sie numehr diesen Possen sind inne worden / da haben sie sich flugs wieder zurücke gewandt / und sind in den vorigen Bäumen gegangen; Da sie aber keine Aepffelbäume mehr / sondern nur andere gemeine unfruchtbare Waldstauden an vorigen Orte betroffen haben / in welcher eine der Rübezahl gesessen / und die anwesende Narren greulich ausgelachet hat: Drüber die betrogene Aepffel-Käuffer von neuen weggegangen seyn / ihr Geld verlohren geschätzet / und die[15] übrigen Steine an die Erde geschüttet haben; Worunter aber ein iedweder ein fein Stücke gediegenes Goldes gefunden hat: Welches ihnen der wohlmeinende Geist verehret hat / weil sie ihn aus Unmuth nicht verspottet hatten / sondern den gedachten Schaden mit Gedult ertragen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 14-16.
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