Rübezahl siehet etliche betrüglich in die Hand.

[73] Nach dem es mit der Chiromantie so weit gekommen / daß sie nunmehr von allen Buben exerciret wird; so hat sich der Rübezahl auch endlich der Sache angemasset / hat ein Planeten-buch genommen / ist zu den Leuten in die Häuser gegangen / und hat ihn in die Hände gegucket / darbey er denn allerhand Schelmstücke mit vorgenommen / und unter andern etliche also geäffer hat. Nemlich / einem hat er aus der Hand wahrgesaget / er solle sich vorsehen / damit er nicht dermahleins vom Rübezahl verführet würde. Hierzu hat jener gesprochē: der Teuffel wird ihn ja nicht reiten / daß er auch über mich kommen wird. Nein /sagte der Rübezahl / er soll unter dich kommen / und dich also verführen. Und hiemit sackte er ihn auff[73] seinen Puckel / und führet ihn zum Hause hinaus / vor die Stadt auff eine Wiese. Einem andern hat er diesen Possen gethan: Nemlich / er soll ihm aus der Hand geweissaget haben / daß es bald geschehen würde /daß er dürffte betrogen werden. Hierzu hat jener gesagt: das wird der Hencker nicht wollen / sintemal ich mich fürsehen kan. Drauff antwortet der Rübezahl: das hilfft noch nichts zur Sache / du must auch hinter dich sehen; Und indeme schwanck er sich hinter ihm hin / hatte einen grossen Trog / legte ihn da hinein /und betrog ihn also redlich und eigendlich. Einem andern hat er solchen Schabernack gethan: Nemlich er hat ihm aus der Faust vorgeschwatzt / daß er bald würde vervortheilet werden. Darzu soll jener gesprochen haben: Ich will mich wohl in acht nehmen: Rübezahl aber hat repliciret: für deine böse Sieben (das ist / Fraue) wirstu dich kaum in acht nehmen / daß sie dich nicht vervortheilen[74] solte; Das ist / den Fördertheilwegnehmen. Einem andern hat er dieses aus den Händen fürgeschwatzet / daß es bald geschehen dürfft / wie man ihn bey der Nase herumb führe / oder ein Ding weis machte. Darzu hat jener gelachet / der Rübezahl aber kriegt den Narren bey der Nase / und führet ihn etliche mal im Haus herumb. Einem andern hat er solches verkündiget daß er bald werde geplündett werden: Da jener es aber verlachet hat / fasset der Rübezahl den Spötter an / und zerreiset seine Kleider in tausend Stückē / Lumpen / oder Plundern / und henget ihm den Beutel über den Kopff / sprechende: Nun bist du geplündert. Einem Niedersachsen soll er prophezeyet haben: Es wird dich einer bestehlen; wie es jener aber nicht hat gläuben wollen / da hat er etliche Stiele hervor gezogen / (welche man auff Niedersächsisch Stäle heist) und hat ihn wacker damit abgestielet oder gestälet. Einem andern hat er aus der Hand beygebracht /[75] das er bald werde beschissen werden: Wie jener es belachet / da hat er die Hosen vom Arse heruntergezogen / den Kerl niedergerissen / und einen grossen Hauffen auff den Buckel hingesetzt.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 73-76.
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