Rübezahl speiset einen hungrigen.

[61] Unter andern Sachen / die theils hier erzehlet seyn /und auch noch zum theil folgen werden / hat mir ein wohlmeinender unn gutthätiger Mensch aus Hirschberg geschriebē / daß auff eine Zeit ein Bettler zum unbewusten Rübezahl gekommen / und ihn umb ein stücke Brodt für seinen hungrigen Magen angesprochen: Demselben hat der Rübezahl gesaget: er hätte zwar so eben kein Brot bey sich / dennoch gedächte er ihn noch mit etwas anders zu sättigen: Greifft derowegen in seinen Schubesack / und langt etliche grosse Wurtzeln herfür / die er den Bettler überreichet / mit diesen Worten: Iß hievō etwas / du wirst schon satt werden / und sie werden dir auch wol schmecken:[61] Was du nicht bezwingen kanst / das stecke zu dir /und halte es in guter Verwahrung. Der Mensch gehorsamete dieser Vermahnung / als (nach dem er sich bey dem Rübezahl bedancket hatte / welcher auch alsobald von ihm schied / und gleichsam anderswohin gieng) ward satt / und behielt eine und die andere Wurtzel übrig; aus welchen hernachmahls in seiner Taschen lauter gediegen Gold war / welches der arme für seine Gehorsamkeit erlangete. Im übrigen aber /hat sich allhier der Geist seines Nahmens betlerkehr gemäß erzeiget: Nemlich / Rübenzagelitis per anapr. iß Wurzel-Gaben.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 61-62.
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