Rübezahl badet drey Pfaffen wacker ab.

[140] Es ist im andern Theil Erwehnung geschehen / daß die Papisten eine Kirche oder Capell auff den Riesen-Gebürge zu bauen vorgenommen haben: Drauff habe ich numehr erfahren / daß das Werck nicht fortgangen / sondern was man des Tages verrichtet gehabt habe /solches sey des Nachts umbgeworffen und verkehrt gewesen: Derentwegen denn die Catholicken ihres unterfangen eingestellet sollen haben / drüber sie in ihrer Meynung sind betrogen geworden / da sie gedacht hatten /[140] es solle eine Wahlfart dahin angestellet werden / voraus sie ihre Beutel spicken möchten; Aber vergebens; der Modus acqvirendi wil nicht fort: Das Fegefeur und die Messen müssen derenthalben und mitlerweile noch das beste thun; damit die pingvedo abdominis nicht cessire. Aber damit ich auff das vorige wiederumb komme / so habe ich gehöret / daß (wie man mit dem Kirchbau noch zu kehre gegangen /) der Landes-Herr auff eine Zeit mit etlichen Pfaffen auffs Gebürge hinauff gegangen sey: Darvon dennoch einer nicht hat mögen hinauff kommen / weil er unterwegens in pede montium war unbaß geworden: Daher der Graffe seinen mit sich genommenen Apotecker befolen / daß er den Krancken warten solle: Sprechende / die Apotecker sind fast selber halbe Pfaffen: Darumb nehmet mir diesen Pfaffen in acht / curirt und bringt ihn wieder zu rechte / wir andern wollen unterdessen auffs Gebürge spatziren: Drauff der Apotecker ihme eine[141] Weinsuppe gemachet etc. Wie aber in übrigen der Graffe mit den andern Pfaffen auff die Schneekippe gekommē / da sol er einen rauchen langen Peltz angeleget haben; der ausserhalb durchaus mit Mardern / und inwendig gleichesfalls durchaus mit guten Rauchwercke versehen gewesen; Und zwar eusserlich / damit das vermuthete Wasser glat könte ablauffen: Inwendig aber / damit ihme die darbey passirende Kälte nicht schaden möchte: Sintemal einer dafür halten wolte / daß es eine abgelegte Karte gewesen umb die Pfaffen ein wenig zu äffen; Ungeachtet /daß sich die Pfaffen und Affen nicht gerne lassen straffen. Aber nun höre was geschicht? Wie der Peltz von Graffen kaum war angezogen gewesen / da erhebet sich ein grausames Wetter mit Regen / als wenn man das Wasser mit Kannen vom Himmel gösse /welches von dem Peltze wacker war herunter geflossen und den Graffen wenig beschweret hatte: Aber der Münche ihre Kutten waren dermassen[142] durchnässet unn belästiget worden / daß sie schier hetten möchten vergehen: Wie sie denn auch hernach (als sie vom Berge herunter gewesen /) zum Apotecker heimlich sollen gesaget haben: Nun / einmal auff dem Riesen Gebürge gewesen / und darnach sein lebtage nicht mehr. So recht / mein Ehrwürdiger Pfaffe / es hat dich ja der Rübezahl müssen einweihen / und mit Weihewasser besprengen / wie du ihm zu erst die Ehre gethan / und auff seine Residentz zugesprochen hast: Thustu es doch / so einer in deine Zelle zu dir kömt /daß du die eussersten Finger ein wenig in ein Geschir vol Weihewasser tauchest unn den herannahenden Frembdling damit besprützest / ja gleichsam willkommen heissest. Warumb woltestu es denn von Rübezahl leiden; zu dem weil er eben so wol ein Münch vor diesem sol gewesen seyn als du: Etsi Clericus Clericum non ditat, tamen humectat. Ist der gute Frater dir nun etwan ein wenig zu grob gekommen /so verzeihe es doch ihme / er[143] hat es so böse nicht gemeinet / er hat dir wollen gütig thun: und nach deme er ein grosser Geherscher geworden ist / hat dich auch wollen mit grossen Tropffen besprengen / (Nam magnos, magna decet,) sonderlich weil du auch vielleichte ihme mit groben Unflate zu erste für die Augen gekommen bist / denn wie in einen grossen Klotz ein grober Keil / und auff einem grossen Topff eine gewaltige Stürtze gehöret; So findet sich auch auff dicke Sordes, oder einen Schupichten / und Sünde-grindichten Kopff ein grosses Bad: Und mit diesem Bade sey doch ja nur zu frieden / und dancke GOtt / daß du nicht ein solches Bad bekommen hast / als etwan zu Olims Zeiten der Polycrates, dessen in vorhergehender Histori Erklärung geschiehet. Mercke du weiter /lieber Leser / daß oberzehlete Histori mir gleichesfalls von Hirschbergischen Apotecker recensiret sey: Welcher mich unter andern solchendanck vorgewisserte wegen jener Histori / da etliche oder drey Studenten[144] mit dem Rübezahl hetten kegeln / und zugleich auch trincken müssen: Da (kürtzlich /) der eine einē Kegel davon gebracht / welcher des Morgens in der Herberge / wegen verwunderliche Schwerheit / war admiriret / und weil er schwartz gewesen / war geschabet worden / da aller erst der Studente war inne geworden / daß es lauter Gold gewesen. Weiter gedachte auch jener Mann / daß vor Zeiten die Böhmen und Schlesier eine Streitigkeit gehabt hetten wegen des Riesen-Gebürge / drauff solches dennoch mehrentheils den Schlesiern zugefallen / wie es noch heutiges Tages darbey bleibet: Unter wehrende Controversie aber soll die Verbannung des Rübezahls auff das Gebürge geschehen seyn / doch wuste er nicht / wie und woher? Doch gnug.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 140-145.
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