Rübezahl betreuget viel / die nach der Vogelstange schiessen.

[151] Vor angezogener Sattlers-Geselle plauderte mir auch für / wie ihme ein alter Greiß in Böhmen nachfolgende Schwencke erzehlet hette; daß nemlich an einem Orte die Bürgerschafft einen Vogel von der Stange hetten wollen abschiessen / darzu sie denn flugs nach Johanni die Præparatoria gemacht / und dēn höltzern Vogel in die Höhe gebracht[151] hetten. Wie dieses geschehen / da were schleunig ein grosser Regen eingefallen / also daß die Leute ihre vorgenommene Lust etliche Tage hetten müssen weiter auffschieben / und den Vogel unterdessen im freyen Felde stehen lassen. Mitlerweile sol der Rübezahl den höltzern Vogel abgezogen haben / und sich / an dessen statt / auff die Spitze gesatzt han: Drüber es denn gut Wetter geworden / und die Bürger ihr Schiessen vorgenommen. Indeme sie nun aber drüber hergewesen / und ihre Pfeile nach dē Vogel hingeballestert; da waren solche alle in den Vogel stecken geblieben / die ihn getroffen hatten / biß daß endlich die Schützen mit grosser Verwunderung alle ihre Pfeile loß geworden / indem keiner nicht wieder hat wollen herunterfallen. Wie nun endlich der letzte Schoß geschehen / und gar kein Pfeil mehr war übrig gewesen; da war der Rübezahlische Vogel mit angepackten Pfeilen davon geflogen; und hatte den Herren Schützen die Frage hinterlassen wer nunmehr[152] unter sie den Vogel abgeschossen hette und König geworden were?

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 151-153.
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