Rübezahl siehet wie ein Hirsch aus.

[149] Erst angezogener Reuter-Freund / und Caballen-Pulsterer sagte mir auch dieses / daß er in Schlesien von hören sagen hette vernommen / wie einsmals etliche Leute einen erschrecklichen grossen Hirsch auf dem Riesen-Gebürge gesehen hetten; hinter welchen ein gantz Koppel kleiner Hirschlein hergesprungen were. Alle miteinander aber sollen sie gülden Geweihe gehabt haben; daß in klaren Sonnenscheine / aus dermassen gegläntzet / und grosse Verwunderung auff sich geladen hat. Wie nun solche Leute die zugegen gewesen / die Vision gehabt; so war einer drunter gewesen / der ein fix Rohr gehabt / damit er unter das Vieh tapffer loß geschossen; und / dem Augenscheine nach / ein Stücke sol gefället haben: Darnach er auch hingelauffen / solches auffzuheben. Aber wie er zur rechten Stelle kömpt / und das Hirschelein gleich bey[150] dem Felle kriegen wil; siehe / da verschwindet es für ihm und erblicket hingegen an der Erde einen grossen Beutel voll Geld / drinnen hundert Ducaten mit einem Hirschgepräge / eines Schlages / gestackt. Die er zu sich gesteckt / und keinen Menschen was davon gesagt gehabt / ehe er vom Gebirge herunter gerathen /und an seinen gewüntschten Orth gerathen gewesen; da er sein grosses Glück unterschiedlichen beygebracht.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 149-151.
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