Rübezahl bildet einem Rauppen ein.

[244] Ein reicher Mann sol vorweilen einen grossen Garten gehabt haben / drinnen trefflich viel Obst-Bäume gestanden. Von welchen er Jährlich viel Thaler zuerwarten gehabt / wenn er das Obst abgenommen / und andern verschachert gehabt: Drüber er auch trefflich hochtrabend und stoltz mit der Zeit geworden; daß schier kein Mensch füglich mit ihme mehr hat umbgehen können: Wie dieses der Rübezahl gemercket, soll er unzehlich viel Raupen gleichsam an allen Bäumen gemachet haben: Wenn der reiche Schinder in seinen Garten kommen: Also / daß der Kerl endlich drüber in desperation gefallen / und Leid anthun wollen / wenn der Gärtner nicht drüber solte zu masse gekommen seyn / die Ursache erfraget /[245] ihn getröstet / und berichtet hette daß er ja die geringste Rauppe nicht an den Bäumen finde / welche er ihme schlechter dinges einbildete: Welches denn der desperate Wucherer kaum glauben wollen; wenn ihm sein Gärtner nicht mit Gewalt in den Garten auffs neue geschleppet / und die reinen Bäume gezeiget hette. Wie aber dem Juden nunmehr die Augen recht wiederumb geöffnet gewesen / sol er in sich geschlagen haben / und den Hochmuth hinfahren lassen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 244-246.
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