Rübezahl blutet Gold aus der Nasen.

[66] Ein Kauffmann war vor dessen einsam und allein über das Schlesische Gebürge gezogen; da er unterwegens einen Gefehrden gleiches Handels angetroffen / welches aber der Rübezahl gewesen / wie es hernach der Außgang bezeuget hat. Wie sie also miteinander gegangen waren / und geschwatzet hatten / da hätte deß Rübezahls seine Nase angefangen zu bluten / der sich denn gestellet / als hätte er kein Tüchel bey sich /daran er sich säubern und wischen möchte. Wie dieses der ander rechte Kauffmann gesehen / hat er auß mitleyden sein Schnuptuch hervor gezogen / und dem Blut-trieffenden geborget / welcher es sich denn wacker gebrauchet / und hüpische Klumpen hinein geschmieret gehabt; drauff er es jenem wieder zugestellet / üm Urlaub bittende / daß er es ihme nicht säubern[67] könte / auß Mangel deß Wassers / und der Wäscherinne / welches jener aber sich nicht hat anfechten lassen / sondern nur froh gewesen (wie er denn ein geitziger Mann war / daß er sein Nasen-Tuch wieder empfangen. Derentwegen er es denn auch zu sich gestecket / nach deme er es vorher in ein Wein bey sich tragendes Pappier gewickelt gehabt. Hierüber ist nicht lange hernach durch einen andern Weg der Rübezahl gleichsam von ihm geschieden / und hat jenem Kauff mann durch seine Strasse reisen lassen. Welcher denn zu Hause / wie er denn sein Schnuptuch der Wäscherin hat anvertrauen wollen / kein Blut / sondern Goldklümpgen gefunden / welche hin und wieder im Tüchlein geklebet hatten. Drüber der geitzige Kauffmann von Hertzen war froh geworden / weil er auch noch zum Uberfluß hat gesehen gehabt / daß sein Schnuptuch noch rein gewesen / und er der Wäscherinne nichts darvor zu reinigen hat geben[68] dörffen. Was das befundene Gold betroffen / so war er so weit zu frieden gewesen / daß er es bedauret / daß es nicht mehr gewesen: Ungeachtet / daß sich der Werth deß gegenwertigen allbereit auff 30. Thaler belauffe. O Geitzhalß! Wie kanstu so unverschämt seyn? ist dir es noch nicht gnug / daß sich der Rübezahl gegen dir einen wundersamen Physico-criticum erzeiget: In dem bey den Hebreern zwar das Wort Dæm Blut und Geld heisset; Der Rübezahl aber solches / als ein trefflicher Chymist, auch natürlich wahr gemacht hat.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 66-69.
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