Rübezahl machet einen Kukkugs-Krieg.

[69] Um eine andere Zeit ist ein Schütze über das Römische Gebürge gewander / da er unterwegens ein unerhörte Menge Kukkug in der Lufft gesehen / welche sich in zwo Part getheilet / und miteinander wie recht / gestritten haben. Darauff hat er sein Rohr geladen /[69] und mitten hinein geschossen; wie wol er dennoch nur einen getroffen / der todt herunter gefallen / welchen er an ein Stricklein gebunden / und hinter sich über die Schultern geschlagen / auch damit fort gewandert ist. Wie er aber nunmehr bald zu seiner Wohnung gekommen / da war der Hengerische Kukkug immer schwerer und schwerer geworden / also / daß er nicht gewust / woher es käme / und was die Last seyn möchte. Biß er endlich sich darnach ümgeschauet /und nunmehr nicht einen Kukkuk / sondern einen grossen schweren Stein an seinem Seyl gefunden: Welchen er auß Verdruß genommen / und wider einen Felsen unbarmhertzig geworffen / also daß der Stein in hundert Stücken zersprungen; aber dennoch nicht lauter unnützlich Grieß / sondern sehr viel Goldkörner von sich geworffen / die der Schütze gesamlet /und derer auch schier bey 10. Thaler Geldes werth gefunden hat. Ob er nun[70] vieles zerstreuet / kan ich nicht wissen; weil es eben der Schütze / von deme ich es habe / nicht gewust hat.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 69-71.
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