Rübezahl kan aus Qvarck Gold künsteln.

[168] Der vorige Schnadriacker brachte mir auch bey / daß ein armes Bauer-Weiblein bey der Schneeküppe vorbey gegangen / und aus höchster Bedürfftigkeit alda einen Mann umb ein Stücke Brodt angeredet / der ihr zu gutem Glücke daselbsten begegnet. Jener Mann aber (welcher gewißlich der Rübezahl gewesen) hatte sich in Bauren Gestalt antreffen[168] lassen / und in der Hand einen grossen Krug voll süsse Milch getragē: Der denn die nothleidende Frau also getröstet. Seyd zu frieden vielleicht endert sich euer Unglück: Haltet euer Gefässe her / ich wil euch etwas von dieser Milch mittheilen / davon ihr erstlich euch laben könnet / das übrige und meiste aber müsset ihr auffheben / gerinnen lassen / und zum Käse machen: den solt ihr hernach theuer gnug loß werden. Folgt ihr meinen Rathschlag / und nehmet alles in acht / was ich euch befohlen habe. Wer war hie lustiger gewesen / als das gute Weiblein / welches gehoffet hat / da sonsten schwerlich was gutes von einem andern were zu hoffen gewesen? Es hatte zuförderst ihren Durst geleschet: Das übrige war auffgehaben worden / biß es oben zu Molcken / und unten zur Dicken-Milch gerathen /[169] daraus sie einen Käse formiret, solchen an die Lufft getreuget / und hernach / in ungezweiffelten Vertrauen / einem Reichen hat verkauffen wollen. Aber wie sie damit zu Göhre gehet / und den Käse aus ihrem Tüchlein heraus wircken wil / damit sie ihn füglicher dem Reichen liefere: Sihe / da war es ein grosser Klumpe Gold / welchen sie nunmehr selber behalten / und ihr Glücke damit verbessert hat.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 168-170.
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