Rübezahl machet Tresp aus Weitzen.

[212] Ein recht betrüglicher Becker sol zur wolfeilen Zeit sehr viel Scheffel Weitzen an sich gebracht haben /und gesonnen gewesen / solche etliche Jahr liegen zu lassen / damit er sie dermaleins desto theurer könte verkauffen / wenn es zur theuren Zeit hingeriethe. Aber der Rübezahl hat ihme solche ungebührliche Hoffnung besaltzen / und die intendirte Schinderey belohnet. Nemlich / wie solcher Weitzen allbereit ein paar Jahr auff dem Boden gelegen und das Getreyde allmählich angefangen auffzuschlagen / drüber sich der Becker erfreuet / und viel Geld zumachen gedacht. Aber indem er den ersten Scheffel wil vollmessen / da befindet er / daß es lauter Tresp oder Unkraut gewesen / drunter kein Körnichen guter Weitzen vorhanden. Ey / wie war es da kahl[212] abgelauffen! Da war alle Hoffnung in den Brunnen gefallen. Wer war aber mit im Spiel gewesen? Der ernsthafftige Rübezahl / der hat den ungerechten Kerl falliren lassen.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 212-213.
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