Rübezahl trennet ein Hurengelag.

[17] Ich habe es für eine gewisse Warheit von unterschiedlichen verstanden / wie vor diesem ein Galan und leichtfertige[17] Metze / sich also beredet / daß sie zu einer gewissen Zeit / auff dem Gebürge / an einem bestimbten und wol bewusten Orte / zusammen kommen wolten; Welches denn auch geschehen; Aber wunderbarlicher Weise zu nichte geworden. Denn wie sie nunmehr sich nach geschehener Beschnabelung /fleischlicher Weise hat vermischen wollen: Siehe / da kömpt der Rübezahl in die Gestalt eines benachtbarten grossen Baumes zu sie gegangen / käuffet gleichsam zu allen Aesten herauß / als wie der Baum hundert und vielmehr Mäuler haben möchte: Bald schläget dieser / bald jener Zweig zu / und zu prügelt das leichtfertige Pack; daß eines hin / das ander dahin gesteubert wird. Über den sol er auch als ein Rächer /dem Kerl diesen Straffspossen gerissen haben; daß er ihm eingebildet / als habe er sein männlichs Glied auff der einen Knie sitzen. Dannenhero es dann auch geschehen / daß / so offte dem bethöreten Matze / das Urin lassen ankommen / er[18] immer in die Hosen gepinckelt habe; und darauff über die Knie ein Hosenband gelöset: Gleich als wolte er dadurch seine Nothdurfft thun / oder das Wasser abschlagen; welches aber ein Spann oder zwey oberwerts und allemahl vorher albereits geschehen gewesen. Der verhurten Kammerkatzen aber hat er diesen Schimpff gethan /daß sie hernach ihr Lebelang ins Bette gebruntzt habe. Dannenhero sie solle bewogen geworden seyn /ein ledern Strick vor den Pantsch zu binden; im Vermeidung der Besudelung des Bettes: Daher sie nach solchen / wie es ausgekommen / Griete Seuchbeutelein ist geheissen worden. In diesem Stücke aber hat der Rübezahl richtig die Minervam imitiret; Welcher es gleichmässig verdrossen / daß der Neptunus die Medusam geschwächet hatte / und sie zwar in ihre Kirche zu Falle gebracht / ihr Heiligthumb beschimpffet / und den eingeweiheten Orth verunehret gehabt.[19] Daher sich der Medusæ ihr Häupthaare in Schlangen verwandelt: Den Neptunum aber / weil er ein Oehl- oder Wassergötze gewesen / ungestrafft hat müssen passiren lassen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 17-20.
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