Rübezahl zerstöret ein Gastgebot.

[15] Es sol unlängsten geschehen seyn / wie mir der Lübenthalische Bote berichtet hat / daß der junge Herr Schaaffgotsch (dessen glorwürdigsten Namen ich aus Bescheidenheit und Ehrerbietung alhier wil hergesetzet haben /) ein convivium auff / oder an / der Schneekuppe / oben auff dem Gebürge / (da gleich des Rübezahls sein auserkohrner Ort ist / angestellet habe / und darzu nicht alleine vornehme Weltliche / sondern auch Geistliche Personen eingeladen: Welche miteinander auff dergleichen Panqvet erschienen / und sich gäntzlich des anwesenden guten Wetters haben wollen gebrauchen / und mit stoltzem Muthe gemessen: Wie es denn auch geschehen / daß sie eine ziemliche[15] weile frölich gewesen / wacker gegessen und getruncken / und des heitern schönen Wetters genossen: Drunter es ungefehr geschehen / daß der Gast-Herr oder Convivator, auß sonderlichen einfallen / kurtzweils halben gesagt: Wir seynd hie fein gewüntscht /und in guten Muthe / auch köstlichen Sonnenschein; wer weiß / ob uns Rübezahl nicht bald möchte einen possen machen / und die gegenwertige eingebildete Fröligkeit besaltzen? Siehe was geschicht? Wie jener Herr dieses kaum außgeredet / da erhebet sich mitten auß der Schüssel / so noch voll Essens auff den Tische gestanden / ein subtiler / kransichter / und hinnauff steigender Rauch oder Dampff / der gleich wie ein Würbel / oder gekrümmete Schlange sich in die Höhe gezogen. Drauff und drauß entstehet schleunig ein solches ungestümmes Wetter / daß sie alle von grossen Regengiessen benässet worden / und keinen trockenen Faden am Leibe behalten haben: Ja Gott haben[16] müssen dancken / daß sie noch so leidlich mit gesundem Leibe vom Berge heruntergekommen seyn. Hierauß siehestu / wie es Rübezahl einem so gut mache als dem andern: Ja daß ers keinem schencke /er möge Herr oder Unterthaner seyn: Wann er nemlich seinen unverträglichen Affter-Nahmen spottsweise /und zwar auff seinen propter Gute / oder eingenommene Residentz / höret; so muß sich der Nomenclator oder Nenner leyden / herhalten / büssen / und mit des Rübezahls Plutonischen / und pluviatischen (Nam regens est cum Regen: Item quando regnet / tunc Rübezahl regnat) Scepter züchtigen lassen. Das lasset mir einen Jovem ὄμζριον oder pluvialem seyn! Doch gnug.

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Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 15-17.
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