Rübezahl verehret einem ein prächtiges Bretspiel.

[198] Es sol einer vorweilen trefflich gedamet haben / das aus und ein / oder Tick Tack spielen können: Deme sol der Rübezahl zur Belohnung ein Bretspiel geschencket haben; darbey berichtende / daß es wohl müste auffgehoben werden: wenn es dermaleins ersprießlich seyn solte. Nichts destoweniger aber /dürffte er drinnen / nach aller Beliebung spielen. Aber was geschicht? Es verleuret der verführte Mensch über solches spielen sein Haab und Güther / daß er auch die Asche nicht einmahl auff seinem Heerde zu eigen behelt: Drüber er denn in Verzweiffelung gefallen / und sich hat erstechen wollen. Doch damit seine Rache nit aussen bliebe / so soll er ihme erstlich vorgenommen haben / dem Rübezahl zu trotze / das Bretspiel in tausend Stücke zerschlagen / und darnach mit Feuer zuverbrennen. Indem er gleich drüber begrieffen ist / und sein[199] Mühtlein dran kühlet / auch eine Galgen-Frist dran suchet; und nunmehr die eussersten Breter zerquetschet gehabt: Siehe / da wird er innen / daß die Steine sich verwandelt gehabt: Nemlich aus den weissen waren lauter dicke Thaler geworden: aus den schwartzen dicke Goldstücke / deren eins leichte zwantzig Thaler gegolten. Wie er solchen unverhofften Schatz gehoben; hat er sein Ermorden anstehen lassen / und sich eines bessern bedacht. Doch damit die zerquetschten Breter noch in etwas weiter dafür leiden möchten; so hat er solche ins Feuer geworffen; welche aber nicht haben zerbrennen mögen; sondern in einander geschmoltzen seyn; biß ein grösser Klumpen Silber drauß geworden; der leichte bey zweyhundert Reichsthaler werth gewesen. Hiemit hat er sich wieder auffgeraffet / Busse gethan /und sein gegenwärtiges Guth besser in acht genommen das heist gedamet. Erstlich alles verlohren; hernach alles gewonnen. Corruptio est alterius[200] generatio: Si perditur alia, nascitur inde res alia. O last das Bretspiel fahren; vielleichte gehet dir es auch so /daß du Gold für Holtz erlangest.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 198-201.
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