Rübezahl wird zu Gevatter gebethen.

[201] Ein verzweiffelter Schöps / der umb alles das seinige kommen war / und in der Bierkanne abgebrant were /wenn er seine Magens-Gluth nicht stets gedämpffet /und ohn unterlaß mit Bier geleschet hette. Solcher verzweiffelter Kerl bekehrete sich dermaleins; und wüntschete / daß ihm der liebe Gott doch auffs neue etwas bescheren möchte; so wolte er gemacher thun /eingezogener und rathsamer leben. Ja er bath Tag und Nacht / daß er doch ein Kindgen möchte kriegen: Alldieweil er gehöret; daß damit zugleich Seegen erlanget würde: Denn spricht man / bescheret GOtt ein Häsigen / so bescheret er auch ein Gräsigen. Und indem kömt eine Frau in die Wochen; drauff er ausgehet /[201] in willens / die drey ersten Leuthe / so ihm begegnen würden / zu Gefattern zubitten: Und unter solchen Vorhaben / kömt ihm auch der unerkante Rübezahl vor den er als einen Reisefertigen anredet / und einen mündlichen Gevatterbrieff zustellet. Drauff solcher sich bedancket / und entschuldiget / daß er zwar selber nit stehen könte; doch damit seine Gegenwart nicht gäntzlich aussenbliebe; so wolte er ihme hiermit ein Denckmahl übergeben haben; und löset drauff sein Knie oder Hosenband ab; zur künfftigen Windelschnur. Weiter schencket er ihme auch sein Schurtzfell / darein er das Kind wickeln solte lassen. Mit dieser Verehrung schländert der Vater nach Hause und bringet seinen Weib und Kindern mit was er bekommen. Indem er aber die Windel auffschläget; da war sie umb und umb voll lauter Böhmische Groschen gesticket gewesen: die Schnur aber hatte nach der Reihe anderthalb hunder Ducaten an sich gehabt. Das last mir ein[202] Bathen-Geschencke seyn / damit man ein Baur-Kindel Bier außrichten kan / und noch etliche Pfennige übrig behalten.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 201-203.
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