Zweiter Auftritt

[186] Der alte Gotthart. Der junge Ernst Gotthart. Heinrich.


HERR GOTTHART zum Heinrich. Nun, das ist Euer Glück, Heinrich, daß ich Euch hier bei meinem Sohne finde; sonst setzte es heute gewiß zum ersten Male Schläge. Ich stehe vor der Türe und warte wie ein Narr, ob Ihr mit den Sachen von der Post kommt. Endlich, da ich lange genug Schildwacht gestanden: so höre ich, daß Ihr noch nicht einmal aus dem Hause seid.

ERNST GOTTHART. Verzeihen Sie es ihm, liebster Herr Vater; ich bin allein schuld, daß er noch hier ist: und wo Sie deswegen ungehalten sind, so zürnen Sie mit mir. Ich habe ihn nicht von mir lassen können. Er küßt dem Vater die Hand.

HEINRICH. Ja gewiß, ich wäre schon längst hin und wieder zurück;[186] allein Sie sehen es dem jungen Herrn wohl an, daß er wieder seinen Paroxismus hat. Er meint ...

HERR GOTTHART. Schweigt! Ich will's von Euch nicht hören, was er hat. So befindst du dich nicht wohl, mein Sohn?

ERNST GOTTHART. Ach nein! Herr Vater. Ich habe gleich nach der Mahlzeit meinen Zufall wieder bekommen.

HEINRICH. Ja! und denn muß er notwendig jemanden um sich haben.

HERR GOTTHART. Nun, so will ich jetzt lieber selbst bei dir bleiben, ehe ich es in der Höflichkeit wider die Fremden verstoße. Heinrich, lauft und schafft die Sachen von der Post her und macht an die Gäste meine Empfehlung: ich hoffte doch, sagt nur, daß es bei der Abrede bleiben, und sie bei mir fürlieb nehmen würden.

HEINRICH. Gar wohl. Ich bin im Augenblicke wieder hier. Will gehen.

HERR GOTTHART. Heinrich! noch eins. Sagt der Kathrine, sie sollte alles hübsch auskehren und rein machen, damit die Gäste nicht sagen, man könne es doch gleich sehen, wenn man zu einem Witwer käme: so unsauber sähe das Haus aus. Hört Ihr's?

HEINRICH. Ja, ja, ich will es bestellen. Er geht ab.


Quelle:
Die bürgerliche Gemeinschaftskultur der vierziger Jahre. Herausgegeben von Prof. Dr. Brüggemann, Leipzig 1933, S. 186-187.
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