Scena Secunda.

[16] Joachim. Abdi. Ichaboth. Resatha. Susanna. Benjamin. Jahel.


JOACHIM.

Knecht Abdi mach dich auff mit mir

Zu gehn ein meil drey / oder vier

ABDI.

Ja herr / es soll kein saumnus han

Ich wil mich rusten auff die ban

Von stundt / und euch geleitten recht

Wie zugezimt eim treuen knecht

ICHABOTH.

Her Jochem / wo sol das hin sein?

Wolt yhr eur haussfraun lahn allein?

JOACHIM.

Ich hab ein gschefft zu richten aus

Liebn herrn secht auch mit auff mein haus

Wenn yhr pflegt aus und ein zu gehn

Das mir nicht unfal möcht zu stehn

RESATHA.

Wir wolln euchs gern zu gfallen sein

Und schaun das niemd nichts trag herein

Werd yhr nicht wider kumen bald?

JOACHIM.

Ich weis nicht / wies noch hat ein gstalt

SUSANNA.

Ach herr / wo denkht yhr aber aus

Das yhr wolt ziehen aus dem haus

Und mich in trauren sitzen lahn?

Dann ich kein freud im herzen han

Wo yhr nicht nahend seit umb mich

Und ich euch teglich hör und sich[17]

JOACHIM.

Wie kem das liebe frawe mein

Das yhr darumb solt traurig sein

Und habn kein freud / denn wo ich bin

Bei euch? trag ichs doch nicht mit hin

SUSANNA.

Jo herr / mein freud fast alle gar

Nemt yhr mit euch / sag ich fur wahr

Dann ja nach got dem herrn ist mir

Kein lieber ding auff erd denn yhr

So gar / das / wo yhr von mir seit

So ists mein gröstes hertzen leidt

Dann eur ich sorg hab alle zeit

Das euch nicht widerfahr ein leidt

Drumb bitt ich / so es sache wer

Das euch zu bleibn brecht kein gefehr

Wollt dises wandern lassen stehn

Das ich sölchs leids mug mussig gehn

JOACHIM.

Nicht achts dafür o frawe mein

Das mir mit wandern wol kan sein

So / das ich mich on nötig sach

Zu wandern auff den wege mach

Dann wo die sach nicht wer darnach

Wer mir zu wandern nicht so gach

Weil aber ichs nicht kan umbgehn

So wollet des zufriden stehn

SUSANNA.

Die weils dann ja nicht anders kan

Gesein / und musset schlechts davon

So bith ich trauter herre mein

Wolt ja zu lang nicht aussen sein

JOACHIM.

Umb das bitt nicht o frawe mein

Ich wil des sonst gevlissen sein[18]

SUSANNA.

Yhr kinder kumt zum vater vor

Er wil itz wandern aus zum thor

Bitt yhn das er bald wider ker

Und euch was schöns mit ihm bring her

BENJAMIN.

Lieb vater kumt herwider schir

Und bringt auch ettwas schönes mir.

JAHEL.

Mie auch / mie auch lieb vate mein

Bingt was / das gulden ist und fein

JOACHIM.

Ja lieben kinder seit nur frum

So wil ich / wenn ich wider kum

Euch ettwas schönes bringen mit

Secht das yhr got auch fur mich bitt

Auff das ich gsundt herwider kum

BENJAMIN.

Wir wollen alle sein fein frum

JOACHIM.

Nu spar euch got gesundt und frisch

Ich wil herwider kumen risch

Wolt guter ding die weilen sein

Yhr solt nicht bleiben lang allein

Und euch yhr herrn gesegn auch got

ICHABOTH.

Wol an / got bhut euch frue und spat

SUSANNA.

Got helff euch gsund herwider schir

Das yhr mit freuden kumt zu mir

RESATHA.

Got geb das er ein jahr auss bleib

Wenn uns nur wurd zu theil sein weib.[19]


Chorus Primus.

Fraw Venus groß ist dein gewalt

Bey allen menschen kinden

Vor dir bleibt weder jung noch alt

Du bringst yhr vil zu ßunden

Mit scharffen pfeiln dein blindes kind

Durchdringt der menschen hertzen schwindt

Und nimt sie gar gefangen

Wer da ein mal die schantz versicht

Und erstlich yhm nicht widerficht

An dir muß er behangen / An dir etc.


Wie wol nu junge leut gemein

Durch dich vil werdn betrogen

So werdn doch offt an deinen reyn

Auch alte narrn gezogen

Durch deine netz darnider gfelt

Das sie kein erbarkeit aufhelt

Von ßunden / noch von schanden

So bringst auch sonst die all zu spot

Vor aller welt / und auch vor got

So stekhen in deinn banden / So stekhen etc.


Proportio.

Dagegen aber jung und alt

So deiner sich erwehren

Und widerstehn mit ernst und gwalt

Die kumen recht zu ehren

Als die vermeiden deine bandt

Und gebn sich inn ehlichen standt

Und thun daraus nicht schreiten

An ander halten lieb und werdt

Die werden auch von got geehrt

Und hie von allen leuten / Und hie von etc.[20]


Denn was kan edlers sein auff erd

Denn so sich ehleut halten

Gegn ander alzeit lieb / und werdt

Und lassen sich nicht spalten

Durch unfal / oder frembde lieb

Noch klafferey / und böss getrib

Das ehlich bandt zu reissen

Sölch lieb kumpt nicht von Venus her

Sant Paul gepeuts in seiner lehr

Darumb wirs billich preißen / Darumb etc.

Quelle:
Paul Rebhun: Ein Geistlich Spiel von der Gotfürchtigen und keuschen Frauen Susannen. Stuttgart 1967, S. 16-21.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Auerbach, Berthold

Barfüßele

Barfüßele

Die Geschwister Amrei und Dami, Kinder eines armen Holzfällers, wachsen nach dem Tode der Eltern in getrennten Häusern eines Schwarzwalddorfes auf. Amrei wächst zu einem lebensfrohen und tüchtigen Mädchen heran, während Dami in Selbstmitleid vergeht und schließlich nach Amerika auswandert. Auf einer Hochzeit lernt Amrei einen reichen Bauernsohn kennen, dessen Frau sie schließlich wird und so ihren Bruder aus Amerika zurück auf den Hof holen kann. Die idyllische Dorfgeschichte ist sofort mit Erscheinen 1857 ein großer Erfolg. Der Roman erlebt über 40 Auflagen und wird in zahlreiche Sprachen übersetzt.

142 Seiten, 8.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon