Kapittel 36

[535] Worüm Bauschan un Jochen un Fru Nüßlern un Bräsig utenanner kamen un Rudolf un Mining nich tausam kamen süllen. – Wat Jochen von de Rostocker Zeitung verlangte, un worüm Bräsig Fru Nüßlern bi Rudolfen as en Engel ut dat olle Testament vörstellt. – Worüm Fritz Triddelfitz un sin Schimmel beid' sihr höflich wiren un Fru Nüßlern de Rewolwers vull heit Water got un Bräsig an den einen den Hahn afbrok, indem dat hei sick för Fritzen sine Tanten utgaww. – Bauschan weckt Jochen mit den Start, un Bauschan is en klauken Hund.


Rexow was ruhig. – Dat heit de Daglöhners, Fru Nüßlern un Rudolf; mit Jung'-Jochen un Jung'-Bauschanen stunn dat äwer nich so gaud. – Jung'-Bauschan was mal eins en beten in den Kauhstall spazieren gahn und hadd dor unner den ollen Kauhhirden Flaßkoppen sine Pleg' en lüttes snaksches Dirt tau seihn kregen, wat em binah as 'ne Potographi von em sülben let un ok Bauschan näumt würd; hei wüßt sick noch ut sine kindlichen Johren de Ümstän'n genau tau entsinnen, unner wecker hei Bauschanen »den sechsten« up den Rexowschen Thron folgt was, hei kamm am En'n up den düstern Gedanken, dat dese Potographi von em, de von Jochen Flaßkoppen so sorglich mit idel säut Melk upbörnt würd, tau wat Hogen be stimmt wir, em mägliche Wis' unner den Namen »Bauschan der achte« nahfolgen künn; de Tiden wiren dornah. – Hei kamm in grote Unrauh un wüßt sinen Liw' keinen Rat, süll hei unner den Vörwand, hei wüßt sick in de Tid nich mihr tau finnen un wull leiwer Bauschan den achten[535] unner den Titel »Mitregent« annemen, dat Rexowsche Regiment mit em deilen, oder süll hei em as Kronpretendenten taxieren, em de säute Melk vör't Mul wegsupen, em Flöh in den Pelz setten un em äwer de Rexowsche Grenz up Reisen schicken, kort, gegen em den Bein upböhren. – Hei kek Jochen ümmer dorup an, wat tauletzt woll ut de Geschicht warden süll; äwer Jung'-Jochen hadd naug mit sick tau dauhn, hei was ok in de grötste Unrauh, un so slicht wiren de Tiden worden, dat sülwst dese beiden ollen Frün'n nich mihr äwerein kemen un ut grad entgegenstahnde Grün'n unrauhig worden wiren: Bauschanen was de Kronpretendent en wohren Grugel, Jochen wull abslut einen hewwen, Bauschan wull nicks von en Provatstand mit afgepuhlte Knaken, de hei nich mal mihr biten kunn, weiten; Jochen sach in den Provatstand rinne as in en gollnen Beker, den em Mining des Morrns vull Koffe, Mutting des Middags vull Duwwelbir un 's Abends vull Schockelohr un, wenn Bräsig dor was, vull Punsch schenken süll; hei wull dat Regieren abslutemang los sin, taumal in de jitzigen Tiden, wo einen jo dorbi de Pip utgahn kunn. Hei las noch ümmer de Rostocker Zeitung, smet sei äwer ümmer verdreitlich bi Sid un säd tau sine leiwe Fru: »Mutting, sei schriwwt noch nicks äwer de Gäus'.« – Hei hadd sick nämlich inbild't, hei güll in den ganzen Lan'n för en hartherzigen Herrn, wil hei up Rudolfen sinen Rat sine Daglöhners de Gäus' gegen en schön Stück Geld aflös't hadd, un't wir de verfluchte Schülligkeit von de Rostocker Zeitung, dat sei, de hei nu all virtig Johr lesen ded, sine Parti in de Gaus'geschicht nemen müßt. Un dat hadd de Rostocker Zeitung ok nah mine Meinung recht gaud dauhn künnt, denn Jung'-Jochen was in de Sak unschüllig as en nigeburen Kind; äwer't mag ehr ok woll ut den Kopp kamen sin, oder sei het't am En'n gor nich tau weiten kregen. Äwer em was't nich ut den Kopp tau bringen: wenn twei Dirns tausam stunnen un red'ten äwer ehre Mützenbän'n, denn glöwte hei, sei red'ten doräwer, dat äwer Johr kein Gaus'eier in Rexow utseten würden, un wenn twei Daglöhners bi't Hawerdöschen up de Schündäl äwer't[536] Lohnen von den Hawern red'ten, denn glöwte hei, sei judizierten doräwer, dat sei up den Harwst kein Gäus' hadden, de den Hawern freten süllen. – Hei kunn sick also ok nich in dese nige Tid un in de nige Wirtschaft finnen un wull nich mihr un wull abslut nich mihr regieren; Bauschan wull noch, un so was denn ok tüschen dese beiden ollen Frün'n dat Ei intwei, un dat Band was terreten.

Fru Nüßlern was ok in desen willen Tiden – as ick seggt heww – ganz ruhig; äwer Jochen sin Taustand makte ehr doch Bedenken, un sei sach öfters nah Bräsigen ut. »Ick weit gor nich«, säd sei tau Rudolfen, »dat Bräsig nich kümmt! – Hett doch Gott in der Welt nicks tau dauhn un süht sick nich eins nah mi üm.« – »Je, Mutting«, säd Rudolf, »du kennst em jo; wenn hei nicks tau dauhn hett, denn makt hei sick wat tau dauhn. – Indessen morgen kümmt hei.« – »Woher weitst du dat?« – »Je, Mutting«, säd Rudolf en beten tägerig, »ick – ick was vermorrntau nah unsen Roggen an de Scheid' von Gürlitz, un dunn lep ick dor en Ogenblick räwer nah den Pasterhus'; dor satt hei, un morrn wull hei kamen.« – »Rudolf, du sallst mi dor nich henlopen, dat will ick nich; ja, wenn ick mitkam, des Sünndags, denn is dat 'ne anner Sak. Dor sitten ji denn un janken un janken, un du settst mi Mining allerlei vörilige Geschichten mit Hochtid un Frigen in den Kopp, un dor kann doch nicks ut warden.« – »Ja, Mutting, wenn nu nich bald ut de Frigeratschon wat ward, denn warden wi jo olt un kolt dorbi.« – »Rudolf«, säd Fru Nüßlern un gung ut de Dör, »wat sall denn ut Jochen un mi warden? Wi sünd doch noch jung un känen wat dauhn; sälen wi uns denn all up den Kaffstall trecken laten?« – »Na«, säd Rudolf, as sei rute was, »so jung sid ji denn doch ok nich mihr. – Dat sick so'ne olle Lüd' nich in Rauh begewen känen! De Oll ded't glik; äwer de Ollsch! de wirtschaft't noch drei Jung' dod. – Na, morgen kümmt Bräsig; ick ward mi mal achter Bräsigen steken.« –

Un Bräsig kamm: »Gu'n Morrn auch. – Bleib' still sitzen, Jochen! – Na, habt ihr hier auch schon 'ne kleine Rebelljon?«[537] – »Je«, säd Jochen un rokte, as wenn en lütt Mann backt, »wat sall einer dorbi dauhn – Bauschan?« säd hei, denn hei müßt Bauschanen man fragen, indem dat Bräsig all lang' ut de Dör wedder rute was un buten nah Madam Nüßlern rep. – »Mein Gott, Bräsig«, säd de un drögte sick de Hän'n an de Schört af, denn sei hadd sick de Hän'n fix wuschen, dat sei em doch nich en por Deig-Hän'n gewen wull, indem dat sei grad' fin Brot utknedt hadd, »mein Gott, Bräsig, Sei laten sick nich seihn, un in dese slimmen Tiden! – Wat makt min Korl-Brauder?« – »Bonus, as der Herr Avkat Rein sagt, oder Bong, as der Windhund sagt, oder ›er ist schön zu Weg‹, as ich sage; bloß, daß er sich ümmerfort mit den Gedanken von der Parzellierung seines ehrlichen Namens trägt und mit der Separatschon von der kleinen Lowise von Franzen und daß diese inwendige Wunde ihn in jedem Verhältnis verletzt, so daß er sich nicht mit Reformverein und Parlament und hohe politische Gedanken einlassen will.« – »Gott sei Dank!« säd Fru Nüßlern, »dor ken ich minen Korl-Brauder tau gaud, dat hei sick nich mit so'ne Narrheiten inlaten ward.« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig un set'te sick vör sine olle Leiwste stramm up de Achterbein, »Sie haben da eben ein großes Wort gelassen ausgesprochen, as der Rekter Baldrian neulich sagte, as die Red' auf das Tüftenland von die Taglöhners kam; aber in dieser Zeit soll man nach seinen Worten sehn – Kurzen haben sie neulich schon rausgesmissen – und ich bün würkliches Mitglied des Reformvereins zu Rahnstädt und kann mich ›Narrheit‹ nich gefallen lassen.« – »Na, ick glöw gor, Sei warden mi noch am En'n ut min eigen Käk rutsmiten«, rep Fru Nüßlern un set'te de Hän'n in de Siden. – »Hab' ich das gesagt?« frog Bräsig, »Lurwig Philippen haben sie rausgesmissen, den baierschen Lurwig haben sie rausgesmissen, Lurwig Kurzen haben sie rausgesmissen; heißen Sie Lurwig? – Nein, ich bün hierher gekommen, daß ich zum Rechten sehn will, un wenn's hier losbricht, denn komm ich mit den Reformverein von Rahnstädt und mit die Bürgergard – wir haben uns all Pieken angeschafft, weck auch Flinten,[538] und dann beschütz ich Ihnen.« – »Dat Dunnerweder sall den regieren, de mi mit Peiken un Flinten up den Hoff kümmt!« rep Fru Nüßlern. »Seggen S' Ehr entfamtes Takel, sei süllen sick irst anner Arm un Bein in'n Vörrat bestellen, denn de sei nu hadden, würden ehr hir intweislagen.« – Dormit dreihte sei sick üm, gung in ehr Spiskamer un snappte dat Slott achter sick af. – Ja, 't was 'ne slimme Tid! Sogor tüschen dit oll ihrliche Pörken hadd de Düwel sin Unkrut sei't, un as Bräsig 'ne Tid lang vör de Spiskamer stahn hadd, as Bauschan männigmal, hadd hei ok as Bauschan dat Gefäuhl, as süll hei afset't warden, un hei gung dalluhrig in de Wahnstuw taurügg un säd tau Jochen: »Ja, das ist wahrhaftig 'ne slimme Zeit! Und du sitzst da un rögst nicht Hand un Fuß? In deinem eigenen sichtlichen Haus' ist ja die Rebelljon bis in die grawe Grund ausgebrochen!« – »Ja, Bräsig, dat weit ick, dat is wegen de Gäus'«, säd Jochen, »äwer wat sall einer dorbi dauhn? – Bräsig, schenk di en lütten Käm in!«, un hei wis'te mit den Faut nah dat ündelste Fack von dat Schenkschapp, »dor steiht de Buddel.« –

Bräsig dachte vel an en lütten Käm! Hei stellte sick an't Finster un kek in't Weder, un so as de Frühjohrswind mit de Prill-Schuren an den Hewen henjog un de Sünn denn mal wedder schinen let, so jogen ok allerlei düstere Regengedanken as dickes Trübsal un terretene, in de Luft utfaserte Bän'n dörch sinen Kopp. »Wo?« rep hei, »auch das soll seine Endschaft kriegen? Sie stößt mir vor die Bost, wenn ich ihr helfen will?«, un denn mal wedder schinte de Sünn in sinen Kopp, äwer man en korten Ruck un mit en spöttschen, höhnschen Schin, de nich warmen deiht, un hei lachte up: »Haha! Ich wollt, ich könnt' ihr sehn, wo sie gegen die ganze Rahnstädter Bürgergard' fecht't, un Sneider Wimmersdörp müßt voran stehn un de oll klauk Farwer Meinswegens, wo die woll ausrissen!« – Rudolf gung just äwer den Hoff, un as hei Bräsigen an't Finster stahn sach, kamm hei rinne, wil hei jo doch mit em reden wull. – »Gun Dag, Unkel Bräsig.« – »Gun Dag, Rudolf. – Na, wo steht's? Ich mein mit die Tagelöhners.[539] Allens ruhig?« – »Ih woll! Bet dorhen hett noch keiner sick muckst.« – »Du sallst seihn mit de Gäus' ...«, säd Jung'-Jochen dormang. – »Ih, Vatting, lat doch de Gäus'«, säd Rudolf. – »Was is denn das mit die ßackermentschen Gäus'?« frog Bräsig. – »Oh, nicks«, säd Rudolf. »Seihn S', vergangen Johr heww ick mi dor so vel äwer argern müßt, irst mit dat Häuden up de Grabenburten, nahsten mit dat Krutplücken in de Wischen, un as wat Stoppel fri was, hödden sei mi ümmer in dat Kurn rinne, dunn let ick de Daglöhners mal all tausam kamen un versprok jeden up den Harwst 4 Daler, wenn sei de Gäus'geschicht upgewen wullen, un dat nemen sei ok an, un nu hett Vatting sick dat in den Kopp set't, dat hei unner de Lüd' as en Wüterich gelt un dat wegen de ollen Gäus' 'ne Rebelljon utbreken ward.« – »Du sallst seihn, Rudolf, de Gäus' ...« – »Mein Gott!« rep Fru Nüßlern, de in de Dör kamen was, »all wedder de Gäus'!« un smet sick up en Stauhl dal, slog de Schört vör't Gesicht un fung bitterlich an tau weinen. – »Herre Gott, Mutting, wat heit dit?« rep Rudolf un sprung up ehr tau, »wo kann di so wat antrecken?« – »Wat sall einer dorbi dauhn?« frog Jochen un stunn ok up. – Bräsig wull ok wat seggen, hei begrep sick äwer, denn hei müßt woll am En'n taum besten weiten, wat in de Fru Nüßlern ehren Harten vörgahn kunn, hei dreihte sick an't Finster, tog de Ogenbranen tau Höcht un kek stiw in den Prill-Mand rin. – Fru Nüßlern sprung up, drögte sick de Ogen, schow Rudolfen un Jochen bi Sid – en beten hastig –, gung up Bräsigen los, slog den Arm üm em un säd: »Bräsig, ick weit, Sei hewwen 't gaud mit mi meint; ick will ok keinen MinschenArm un Beinen intweislahn.« – »Oh, Madame Nüßlern«, rep Bräsig, un de Prill-Mand mit Regen un Sünnenschin speigelte sick in sine Ogen, denn hei lachte äwer dat ganze Gesicht, un ut de Ogen drüppte dat dal, »Sneider Wimmersdörpen un den ollen nägenklauken Farwer Meinswegens können Sie meinswegens ümmer Ihren Dezem geben.« – »Wat heit dit?« rep Rudolf. – »Das will ich Sie sagen«, säd Bräsig un makte sick sachten von Fru Nüßlern ehren Arm los un fot[540] sei an de Hand. »Das heißt, daß Sie einen wohren Engel zu 'ner Swiegermutter kriegen. – Nich so einen sogenannten, as sie nu auf die Bällen un die Spazierpromenaden in Rahnstädt rum laufen, nein! so'n ollen dägten aus dem Alten Testament, so'n ollen streitboren, so'n ollen tapfern Engel, der sich in seiner guten Sach' vor den Deuwel nich fürcht und Sie, Herr, dreimal in die Tasche sticht.« – Un dorbi stunn hei vör Rudolfen, as hadd de Fru Nüßlern dat »gebrannte Herzeleid« andahn. – »Meines Lebens!« rep Rudolf, »ick heww doch gor nicks dahn?« un kek Jochen an, Jochen kek Bauschanen an, Bauschan wüßt't nich, Jochen wüßt't ok nich, un Rudolf rep ut: »Ick weit doch wahrhaftig nich ...!« – »Is auch gar nich nötig«, säd Bräsig un wend'te sich snubbs af tau Jochen, »un du, Jung'-Jochen, du bringst mit deine dämliche Gaus'geschicht noch deinen ganzen Hausstand in eine mutwillige Revolutschon. – Du sollst dir lieber ganz in Ruh hersetzen, und Sie, Rudolf, Sie kommen mit mich, ich will mal die Wirtschaft kurzfertig revidieren und mal sehen, was Sie bei Hilgendorfen gelernt haben.«

Dit was nu för Jochen en paßlich Geschäft, un för Rudolfen was't 'ne schöne Gelegenheit, Unkel Bräsigen tau 'ne baldige Hochtid antaustiften. – Sei funnen sick also ok beid' licht in Bräsigen sine Anordnung.

Den Nahmiddag kamm Fritzing Triddelfitz en beten up den Hoff tau riden. Ditmal up en Schimmel, de 'ne sonderbore Gang'ort an sich hadd; vörn gung hei utwarts as en Minsch, un in'n ganzen gung hei up drei Beinen; worut sick einer dat entnemen kann, dat de Natur männigmal up unverstännige Wis' vel Äwerflüssiges erschaffen deiht; bi'n Pinscher taum Bispill den Start, bi'n Mops de Uhren un bi'n Schriwerklöpper dat linke Achterbein. – Schön sach Fritzen sin Schimmel nich ut, vör allen, wenn hei in Bewegung set't was; äwer hei was en höflich Pird, hei dienerte de ganze Landstrat entlang, un so stimmte hei mit Fritzen, denn de was bi sinen Eddelmann ok hellschen höflich worden, un wenn weck von sine Herrn Kameraden sick äwer den Schimmel monkierten,[541] denn lachte Fritzing still vör sick hen: »Ji Schaapsköpper! Ick heww schön profentiert bi minen Handel, bi de Voßstaut gegen den Swarten, bi den Swarten gegen den Brunen un nu wedder bi den Brunen gegen den Schimmel; ick heww ümmer boor Geld tau kregen.« – De Schimmel kamm also höflich up den Rexowschen Hoff, Fritz steg höflich af, kamm höflich in de Dör un säd höflich »gun Dag«. – »Mutting«, säd Jung'-Jochen, »schenk doch Herr Triddelfitzen in«, denn sei seten just bi den Koffe. – »Gott soll mir bewahren!« dachte Bräsig, »nu wird das auch schon ›Herr‹ genannt.« – Fritz treckte sick sinen Regenrock wildeß af, halte wat ut de Tasch rute, set'te sick dal un läd linksch un rechtsch von sine Koffetaß en Rewolwer up den Disch, de dunn just irst upkamen deden. – »Herr«, rep Bräsig, »plagt Sie der Deuwel? Was wollen Sie mit die entfamten Schießdinger mang die Koffetassen?« Un Fru Nüßlern stunn ruhig up, namm de beiden Slätelbüssen in de ein, den Teeketel in de anner Hand, got de Löcker bet baben vull un säd so recht bedächtig: »So! nu gahn sei nich los!« – »Um Gottes willen!« rep Fritz, »den einzigen Schutz, den wir jetzt noch haben ...« – »Herr«, rep Bräsig dormang, »glauben Sie, daß Sie hier bei Jung'-Jochen in 'ner Räuberhöhle sünd?« – »Die ganze Welt ist jetzt eine Räuberhöhle«, säd Fritz, »das hat gestern der Herr von Rambow unsern Tagelöhnern deutlich in seiner Rede auseinandergesetzt; und darum habe ich nach Rahnstädt reiten und diese beiden Revolver kaufen müssen – einen für ihn – wir wollen uns wehren bis aufs Blut.« – Fru Nüßlern kek Bräsigen an un lachte so'n beten verschämt; Bräsig lachte lud'hals. »Und mit die Dinger und mit 'ner Red' von den Herrn von Rambow wollen Sie die Taglöhner das Maul stoppen und sie auf andere Gedanken bringen?« – »Ja, das wollen wir; mein gnädiger Herr hat's den Leuten gut gesagt: mit Milde, aber auch mit Strenge wollt er das Regiment führen, darnach könnten sie sich richten.« – »Ja, 't is all so, as dat Ledder is«, schot Jochen mal dormang. – »Kannst diesmal recht haben, Jung'-Jochen: jenachdem das Leder is, muß es gerbt werden, aber der junge[542] Eddelmann is man nich der Mann darnach, sollst sehn, der behandelt die Ausverschamtigen mit Milde und die Zaghaftigen mit Strenge.« – »Un hei hett wedder 'ne Red' hollen?« frog Jung'-Jochen. – »'ne höllische!« rep Fritz. »Wo er's her hat? ich weiß's auch nicht?« – »Das 's auch parti egal«, säd Bräsig, »aber was sagen die Tagelöhners zu diese Expektatschon?« – »Das Pack«, säd Fritz, denn hei hadd sick uter de Höflichkeit noch vel wat anners von sinen Herrn anwen'nt, »ist nicht die Luft wert, denn als ich man nachher über den Hof ging, da stand die Bande zusammen, und ich hörte man, daß sie da von Glattsnacken und Hühl- und Hottwirtschaft red'ten.« – »Da haben sie Ihnen woll mit gemeint«, grinte Bräsig. – »Ja, nun nehmen Sie mal an!« rep Fritz ganz truhartig ut. »Und den Nachmittag kamen ihrer fünf zu dem Herrn, grade solche, die ich für die vernünftigsten gehalten habe, und der alte Rad'macher Flegel führte das Wort und sagte: wie sie nur gehört hätten, hätte der Herr Pomuchelskopp seinen Leuten allen Vorschuß geschenkt und hätte ihnen mehr Kartoffelland versprochen und sonst noch allerlei, aber davon wollten sie nichts sagen, denn so schlecht als die Gürlitzer Leute hätten sie das lange nicht, und mit dem, was sie kriegten, wären sie auch zufrieden; aber mit der Behandlung wären sie nicht zufrieden, denn sie kriegten unschuldigerweise Schelte und würden angeranzt, wenn sie's nicht verdienten, und mit ihnen würde auf dem Hofe und auf dem Felde herumgejagt, so daß sie zuletzt nicht mehr wüßten, was sie zu tun hätten; und am besten wär's wohl, der Herr von Rambow ließe mich gehen, denn ich verstände doch wohl noch nicht, solche Wirtschaft zu führen und mit den Leuten umzugehen, ich wäre überall noch zu jung. Und wenn sie noch 'ne Bitte hätten, so wär's die: sie wollten ihren alten Inspektor Hawermann wieder haben. – Nun denken Sie sich mal bloß! – So'n Volk!« – »Hm!« säd Bräsig un grinte äwer dat ganze Gesicht. »Na, was sagte denn der junge Herr?« – »Oh, der hat ihnen einen schönen Marsch geblasen und sagte zu ihnen: wenn er mit mir zufrieden wäre – und dabei zeigte er auf mich,[543] worauf ich höflich einen Diener machte –, dann würden seine Herren Tagelöhner auch wohl zufrieden sein können. Sehn Sie, da trat der alte Kerl, der Johann Egel vor – Sie kennen ihn ja: er ist so was der älteste, mit den weißen Haaren – und sagte: Herren wären sie nicht, das wüßt keiner besser als sie selbst, und wenn sie zu ihm als ihren Herren gekommen wären, dann hätten sie's aus gutem Herzen getan und nicht darum, daß sie sich mit spitzen Worten wollten abfertigen lassen. Der Herr von Rambow wäre Herr, und er könnte ja nun tun und lassen, was er wollte.« – »Das ist jo en ollen verdeuwelten Kerl!« säd Bräsig un grinte wider. – »Ja, nun nehmen Sie mal bloß an! Aber das war's noch lange nich all; das dicke End' kam nach. – Gegen Abend seh' ich denn nun, daß sich immer einer nach dem andern von den Tagelöhnern in den Reitstall begibt, und weil ich weiß, daß Krischan Däsel, unser Reitknecht, 'ne Pike auf mich hat, so denke ich, was wird da wohl ausgeheckt? und geh' in den Pferdestall, denn von dem Pferdestall ist ein Loch durch nach dem Reitstall, und da hör' ich denn, daß Krischan Däsel die andern anstiftet.« – »Das heißt«, föll Bräsig in, »Sie horkten ein bischen.« – »Nun, ja«, säd Fritz. – »Is auch ganz gut«, säd Bräsig, »man weiter!« – »Ja, nu muß ich noch sagen: Krischan Däsel will abslut Fik Degels freien und zieht sich schon etzliche Jahre mit ihr, und der Herr will keinen verheirateten Reitknecht haben, indem er meint, daß ein verheirateter Reitknecht sich mehr um seine eigenen Kinder als um die Fohlen bekümmern wird, was denn auch wohl richtig ist; aber missen will er ihn auch nicht, weil er glaubt, daß er gut bei dem Vieh ist – ich für mein Part sage aber: es ist nicht wahr. – Und nun hat sich Krischan Däsel das in den Kopf gesetzt, wenn bei uns die höhere Pferdezucht mit den Paddocks einginge, denn ließe ihn der Herr Fik Degels heiraten, und so stiftete er also die Tagelöhner in den Reitstall an, sie sollten die Paddocks zu Kartoffelland verlangen.« – »Na, Sie liefen doch gleich zu dem Herrn und sagten ihm das?« frog Bräsig. – »Natürlich«, säd Fritz, »er mußte es ja vorher wissen, daß er sich darauf[544] präkavieren konnte. – Und als sie nun kamen und von Paddocks und Kartoffelland anfingen und meinten, daß ihre Frauen und Kinder doch ebensogut wären als den Herrn seine Stuten und Fohlen und doch für die eher gesorgt werden müßte, dunn ging er schön mit ihnen ins Gericht, und ungesegnet sind sie aus der Tür rausgekommen. – Krischan Däsel ist natürlich gleich ausgelohnt und weggejagt worden.« – »Na, was sagt denn Ihre gnedige Frau dazu?« frog Unkel Bräsig. – »Je«, säd Fritz un tog mit de Schuller, »was soll ich sagen? Die sagt gar nichts dazu. – Ich weiß nicht, was mit der ist. – Vordem grüßte sie mich – freilich en bischen vornehm, aber doch höflich –, nu sieht sie mich gar nicht an, und das ist seit der dummen Büchergeschichte damals mit Marie Möllers. – Na, die ist ja nun schon längst fort, und das ist auch recht gut, denn sie war doch nur en altes Alf; und nun wirtschaftet die gnedige Frau ganz allein, und das muß ich sagen: die Wirtschaft hat sie im Zug, obschonst sie mich nicht mehr grüßt; und Korlin Kegels sagt, sie tät's nur, um auf andere Gedanken zu kommen, und manchmal säße sie und schriebe Briefe, riß sie aber immer wieder inzwei und legte dann die Hand in den Schoß und kuckte das kleine gnädige Frölen an. Es wäre ein Jammer, sagt Korlin Kegels. – Aber die Wirtschaft, die geht, und dabei kein Schelten und Rumregieren: nein, so soll's und so wird's. – Wenn sie nur irgend 'ne Freundin oder einen Freund hätte, sagt Korlin Kegels – na, für mich paßt sich ja das nicht –, und er hat auch keinen Freund.« – »Na, för mi paßt sick dat äwerst«, rep Fru Nüßlern un sprung up, »un morgen will ick nah ehr hen, un du, Jochen, künnst ok woll mal nah den ollen armen, jungen, dämlichen Minschen hengahn un taum Gauden reden; so'ne Tid süll Nahwerslüd' bet tausam bringen.« – »Je, Mutting«, säd Jochen, »wat sall ick dorbi dauhn? – Un denn de oll Gaus'geschicht bi uns – äwer Gottlieb un Lining ...« – »Nich wohr?« rep Fru Nüßlern, »de hewwen sei in't Brod hulpen, un dat sülln wi ehr nich vergeten.« – »Na, er«, frog Bräsig un sach dorbi so recht as so'n ollen lurigen Spitzbauw ut, »er hat jo doch[545] woll noch Frün'n? – Was sagt denn der Herr Zamwell Pomuchelskopp dazu?« – »Pomuchelskopp?« frog Fritz dorgegen. »Wir kommen nicht mehr mit ihm zusammen«, säd hei un smet dat Wurd mit grote Verachtung hen un bögte sick nah Bräsigen ranne un flusterte: »Wir sind von ihm verklagt, er hat uns das Geld gekündigt, ich weiß es von Zodicken, von Mosessen seinen Zodick. Ne, der Pott is ganz inzwei, und Slus'uhr kommt alle Augenblick, denn eins schriftlich, denn eins mündlich; aber wir haben uns auch einen angenommen, den Avkaten Rein; kennen Sie ihn?« – »Ja woll«, flusterte Bräsig, »ich kenn ihn wegen den Nordpol und die Insel Ferro.« – »Nicht wahr, ein verfluchter Kerl?« frog Fritzing. – »Ja woll«, säd Bräsig, »der kann die Leut ordentlich an die Nas' herumführen. – Aber«, frog hei lud, »was hat denn Ihr junger Herr mit die Tagelöhner beslossen?« – »Das will ich Ihnen sagen«, säd Fritz. »Wir haben beide beschlossen, uns aufs Blut zu wehren, und ich mußte gleich nach Rahnstädt und diese beiden Revolvers kaufen.« – »Na, und wenn die Tagelöhners nu wieder kommen?« – »Denn schießen wir«, säd Fritz. – »Recht!« säd Bräsig un namm den einen Rewolwer in de Hand un spelte dor so en beten verluren mit. »Aber, Madame Nüßlern, Sie haben ihn ja ganz naß gegossen, er könnt' rustern«, un wischte mit de Rockslippen doran herümme un gung dormit an't Finster, as wull hei't Ding beter anseihn, wildeß Fritzing Jochen-Nüßlern de Inrichtung an den annern düdlich makte. »Jochen, wo hast du deinen Eiserkasten?« frog Bräsig. Jochen wis'te mit den Bein unnen up't Schapp. Fritzing hürte achter sick irst wat klappern un klätern un dorup so'n rechten scharpen Ton, as wenn wat Fastes brök, un as hei sick ümkek, höll em Bräsig den Rewolwer entgegen, äwer ahn Hahn, denn den hadd hei mit 'ne Kniptang' in de anner Hand: »Da!« – »Donnerwetter!« sprung Fritzing up. – »So!« säd Bräsig, »nu können Sie mit das Ding keine Leute mehr in die Augen schießen.« – »Herr, wie können Sie wagen, mir meinen Revolver zu ruinieren?« – »Weil Sie ein dummer Junge sünd, und keine Kinder mit Schießgewehren spielen[546] solln.« – »Sie sind ein alter ...« – »Sie wollen wohl ›Esel‹ sagen? Und es 's möglich, daß ich einer bin, indem daß ich mich mit Sie einlasse; aber, Herr, ich steh' hier als Ihre Tanten, und wegen dieser hab' ich das getan.« – »Mein Herr hat mir befohlen, ich soll die Revolver kaufen, und was der mir sagt, das tu ich.« – »Is auch ganz in der Ordnung, und hier ist auch der für Ihren Herrn; er kann ja schießen, wenn er Lust hat – hat ja schon vordem geschossen –, aber Sie ...?« Un de Gedank' an Hawermannen steg in em up: »Entfamter Windhund, haben Sie noch nich naug Elend angericht't?« – Un Fru Nüßlern fohrte nu ok up: »Still! Bräsig, still! dorvon nich! – Äwer, Sei süllen sick wat schämen, Triddelfitz, dat Sei so lichtsinnig von Scheiten un Minschenlewen reden.« – »Wat?« rep Jochen un sprung ok tau Höcht, »Mutting, will hei Lüd' dod scheiten?« – Un Bauschan sprung ok tau Höcht un red'te ein por driste Würd' dor mit mang, un Fritz würd von dit Inreden von allen Siden so perplext, dat hei alle Höflichkeit verget, sinen Regenrock uprapte, de annerthalben Rewolwer in de Tasch stek, in de Dör sick noch mal ümwend'te un mit en groten Aweck säd: keine teihn Pird süllen em seindag' nich wedder äwer desen Süll trecken. – »Is auch gar nich nötig«, säd Bräsig sihr rauhig. Wenn hei äwer Fritzen sine Redensorten hürt hadd, de hei makte, as hei up den Schimmel de Landstrat lang dienerte un af un an mal den halwen Rewolwer bekek, denn wir hei woll so rauhig nich blewen, denn gegen de Ihrentitel, de hei von Fritzen sinentwegen kreg, wiren den Kaiser von Östreich sine man en ganz kort En'n.

Taum Glücken hürte hei de nich, un in'n Ganzen makte hei sick nich vel dorut, dat Fritz dat Nüßlersche Hus in den Bann dahn hadd; äwer hei hadd hüt morrn de Erfohrung makt, dat in so'ne Tiden de besten Fründschaften breken känen, un hei hadd sick dat heilige Verspreken gewen, unner keinen Ümstän'n mit de Rahnstädter Börgergard up den Rexowschen Hoff tau rücken; sine verfluchten Infäll lepen em männigmal weg, äwer sin gaud Hart stangelte denn ümmer glik achter her un grep sei wedder, denn Larm un Strid lagg gor nich in[547] sinen Sinn; hei wull eigentlich nicks wider als idel Freud' un Freden, obschonst dat bi sine besondern Anstalten meist up Larm un Strid herute kamen ded.

As nu gegen Abend in den Schummern Jochen un Bauschan sachten inslapen wiren un so'ne rechte schöne Tid tau en vernünftig Wurd kamen was, fung hei von Rudolfen un Mining an: »Madame Nüßlern, schon ein altes Sprüchwort besagt die Worte: wer lang' leiwt, den wird die Leiw' olt, un wer lang' ...« – »Laten S' Ehr ollen dämlichen Redensorten, Bräsig, dat paßt sick nich för mi un för Sei! – Wat sei seggen willen, weit ick, un ick bün ok dormit inverstahn, dat dat nich vel länger duren darw: äwer wat ward ut em un mi?« – »Madame Nüßlern, Sie meinen Jung'-Jochen ...« – »Still! Bräsig, nennen S' keinen Namen! För sinentwegen« – un sei wis'te up Jochen – »künnen Sei em ümmer nennen; äwer för sinentwegen« – un sei wis'te up Bauschanen – »möt sick einer hellschen in acht nemen, denn hei is kläuker as wi alltausamen. Kiken S' blot, wo hei de Uhren spitzt.« – »Hm!« säd Bräsig un kek unner Jochen sinen Lehnstauhl, »wahrhaftig! aber das hindert nich. – Madame Nüßlern, die Sache muß zu einer glücklichen Endschaft kommen.« – »Ja, Bräsig, dat segg ick mi sülwst alle Dag', äwer seggen Sei mal, wat sall ut mi warden un ut em?« Hir wis'te sei wedder up Jochen. »Wenn nu Mining un Rudolf dat Regieren krigen, wat sall ick, wat sall hei?« – »Madame Nüßlern, Sie haben denn ruhige Tage un freuen sich an Ihre nachkommenschaftlichen Existenten.« – »Dat mag schön sin, Bräsig, un de Minsch gewennt sick an allens, ok an de Fulheit; äwer seihn S' mi an, ick ward bi all min Wirtschaften ümmer kumpletter, un wenn ick mi nahsten ganz in den Lehnstauhl sett, denn hackt hei mi jo woll fast, un ick ward jo woll einen reinen Unfladen.« – »Madame Nüßlern«, säd Unkel Bräsig un stunn vör ehr up, un de Erinnerungen ut de schönen Jugendtiden broken in em dörch, »Sie sünd ümmer schön gewesen un werden auch schön bleiben«, un makte en Diener vör ehr un fot nah ehre Hand. – »Bräsig, dat is en dummen Snack!« säd Fru Nüßlern un treckte em de[548] Hand weg, »nu kiken S' blot den ollen Hund an! Hett hei't nich richtig wedder verstahn? – Äwer von mi is hir weniger de Red'; wat sall äwer ut em warden? Ick kann mi noch allerlei Handgebird maken; äwer hei – wenn hei gor nicks mihr tau dauhn hett?« – »Er raucht Toback un släft«, säd Bräsig. – »Ja«, säd sei, »nu in desen Ogenblick. Äwer hei hett sick hellschen verännert in de letzte Tid – von de olle dämliche Gaus'geschicht will ick nich seggen, denn dat red ick em woll noch wedder ut –, äwer hei is up de Letzt so wedderdänsch worden, hett ümmer Wedderwürd', un wenn hei nu nahsten gor nicks mihr tau dauhn hett, sinnt hei sick de niderträchtigsten Akten ut.« – »Jochen?« frog Bräsig so recht mit Nahdruck. – »Ja«, säd Fru Nüßlern, »äwer nu is't vörbi; kiken S'!« – Un Bräsig kek un sach, wo Bauschan upstunn un Jung'-Jochen en por Mal mit den rugen Swanz unner de Näs' dörchfohrte, dat Jochen sick in En'n richt'te un ganz düdlich frog: »Mutting, wat is de Klock?« – Dormit reckte hei sick, un as hei Bräsigen gewohr würd, säd hei: »Bräsig, 't is doch en hellschen Kirl, de Herr von Rambow, hei hett wedder 'ne Red' hollen.«

Rudolf kamm nu rinne, 't würd Licht bröcht, un Bräsig smet dwars äwer'n Disch Rudolfen en abscheuliches Gesicht tau, 't was äwer nich bös meint, 't süll blot Tauplinken sin un süll so vel bedüden as: »Swig rein still, verlat di ganz up mi, din Sak is in gauden Gang.« – De Abend gung langwilig hen, denn jeder hadd sin eigen Gedanken, un as Taubeddgahnstid was, was Bräsig de einzigst, de glik inslapen ded; Rudolf dacht an Mining un de Hochtid, Fru Nüßlern an de schreckliche fule Tid, de ehr bevörstunn, un Jochen an de Gäus' un Herrn von Rambow sine Red'. Dese letzte Gedank let em de Nacht nich slapen, un as Fru Nüßlern gegen Morgen sick en beten up de anner Sid läd, üm noch en por Ogen vull tau nemen, sach sei Jochen in'n vullstännigen Habit mit Bauschanen ut de Dör gahn. – Dat dit äwerall wat tau bedüden hadd, wüßte sei, äwer wat? – Dat kunn der Deuwel weiten.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 535-549.
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