Kapittel 19

[285] Dit ward en lang un wichtig Kapittel, un wenn einer dat utführlich beschriwen will, wat dor insteiht, denn hett hei mihr Tid as ick; dorüm segg ick blot: twei Jungens stigen äwer Fru Nüßlern ehren Gorentun un plücken sick dor en por Druwäppel von den Appelbom, de eigentlich Bräsigen hüren ded.


So gegen halwig Nahmiddag kamm Kopmann Kurz mit den Rekter Baldrian up den Rexowschen Hof tau gahn. Kurz hadd den Rekter tau sinen eignen Schaden tau de Spaziertur inladen, denn för en lütten Kirl geiht sick dat hellschen unbequem gegen so'n langschinkigen, un de Natur hadd dat, wat sei Kurzen an sine rechtmäßige Grött aftagen hadd, den Rekter babenin taumeten. So wiren sei nu de Landstrat entlang gahn, un Rekter Baldrian hadd den Witz makt, sei beiden tausam kemen em as en richtigen Versfaut vör, den de Römer en Dactylus näumen deden, ümmer lang, kurz, kurz; lang, kurz, kurz. Dit müßte jo nu Kurzen argern, indem dat en slichtes Licht up sin Beinwark un sin Eigenschaften as Fautgänger smet; hei reckte also sine Schritten hellschen ut. – »Nun können wir für einen Spondeus gelten«, säd de Rekter. – »Dauh mi den Gefallen, Swager«, säd Kurz sihr argerlich un vullständig ut de Pust, »un bliw mi mit dine Gelihrsamkeit von den Liw'; mi sweit't so all äwer un äwer.« Dormit wischte hei sick den Sweit von't Gesicht, treckte den Rock ut un hung em äwer sinen Handstock. – Kurz was sines Glowens eigentlich en Materialist; äwer hei handelte nebenbi[285] ok mit Snittworen, un wil bi dit Geschäft ümmer Resten äwrig bliwen, was hei mit sine korte Statur ganz taufreden, indem dat hei de noch ümmer för sick vernutzen kunn. Äwer Johr was em bi't Uprümen von sin Geschäft en Rest Tüg von en vörjöhrschen Damenmantel in de Hand follen, mit upgemalte Giraffen, de an en Palmbom rümmer plücken. Taum Wegsmiten was hei tau schad', los kunn hei'n nich warden, hei let sick also en Sommerrock dorut maken, un nu maschierte hei mit dese Fahn up den Rexowschen Hoff, as wir hei as jüngste Fahnenjunker in de Armee von en dütschen Fürsten treden, de 'ne Giraff un en Palmbom in sin Wapen führte, un Rekter Baldrian stakte in en gelen, lankängschen Rock as rechte Flügelmann von't Leibregiment von den dütschen Fürsten nebenbi her, as hadd dese Fürst tau de Afwesselung mal gelen Lankäng tau sine Leibfarw' makt.

»Leiwer Gott«, säd Fru Nüßlern in de Stuw', »nu bringt Kurz den Rekter ok noch mit.« – »Wahrhaftig«, säd Bräsig; »aber der soll uns heut nich viel inkommandieren, ich werd' ihn ümmer das Wort absneiden.« Denn sei hadden beid mit Recht 'ne grote Angst vör den Rekter sine Ümständlichkeit.

De beiden Gäst kemen rin, un de Rekter höll en groten Salm äwer de Freud', sei mal wedder tau seihn, un de schöne Gelegenheit, mit Kurzen tausam hir rute tau gahn, dat Bräsig kort säd: lange Schinken wiren de beste Gelegenheit för einen, de äwer Feld gung, un sick afwendte, so dat de Rekter, wil Fru Nüßlern mit Kurzen tau dauhn hadd, keinen annern Tauhürer behöll as Jochen, de ok den ganzen Prat musterhaft mit anhürte un tauletzt säd: »Gun Dag, Swager, sett di en beten dal.« – Kurz was falsch, irstens, wil hei sinen Jungen einen Vers maken wull, tweitens, wil de Rekter em paddenmäud lopen hadd, un drüddens, wil hei sick mit dat Rockuttrecken verküllt un den Hickup kregen hadd. Sine Verdreitlichkeit hadd nu frilich wider nicks tau bedüden, denn hei was Johr ut Johr in argerlich, wil hei en Demokrat was, natürlich kein Staatsdemokrat, denn de gaww't dunn[286] noch nich in Meckelnborg, ne, blot en städtschen, indem dat hei sick dat vörlöpig tau sine Lewensupgaw' makt hadd, den dicknäsigen Bäcker an'n Mark, den de Burmeister so gruglich begünstigen ded, de Stadtbullen ut de Fingern tau riten. Hei pust'te un hickupte in de Stuw' herümmer un sach mit sin erhitztes, sweitiges Gesicht un de korten, grislichen Hor ut as en schönen, roden, frisch ansneden Plasterschinken, de babenwarts mit Peper un Solt bestreut is un von den de Saft so dat Metz lang löppt. De Verglik paßt nich ganz, wil dat Metz fehlt; äwer Bräsig sorgte dorför, dat ick mit das Gliknis nich in den Nettel legg, hei langte in den Dischkasten, halte en blankes, scharpes Dischmetz rute, gung up den Plasterschinken los un säd: »So, Kurz, nu setzen Sie sich mal ganz still hirher.« – »Was soll das?« frog Kurz. – »Zimpathi wegen den Hickup. – So. – Nu sehn Sie ümmer die Sneide an von das Messer. – Nu komm ich Ihnen ümmer neger mit der Sneide; aber Sie müssen sich fürchten, sonst hilft's nicht. – Ümmer neger – ümmer – neger, as wenn ich Sie die Nas' aufklöben will. – Ümmer – neger – bis dicht mang die Augen.« – »Donnerwetter«, Sprung Kurz up, »Sie stechen mir die Augen noch aus.« – »Schön!« säd Bräsig, »schön! Sie haben sich gefürcht't, nu wird's auch woll helfen.« Un't hülp würklich, d.h. gegen den Hickup, nich gegen den Arger. – »Wo is mein Junge?« frog hei. »Er soll heute was zu hören krigen. Nein, Schwager«, säd hei tau Jochen, »nichts als Ärger! Hier mit dem Jungen, auf dem Rathaus mit dem Stadtbollen, im Hause mit der Frau wegen der dämlichen Predigtgeschichte, im Laden mit dem Ochsen von Lehrling – verkauft mir ein Lot schwarze Seide für ein Quentin! – und hier auf der Landstraße nun noch mit den Rektor seinen langen Beinen.« – »Mutting«, säd Jung'-Jochen un schow 'ne Koffetaß bet nah vör, »schenk doch Kurzen in.« – »Ih, Swager«, säd Fru Nüßlern, »dat hett jo doch ok noch Tid, wi känen jo irst doräwer reden; wat willn Sei denn ok in de irste Hitz up den Jungen losfohren, dat heit doch ok man Öl in't Füer geiten.« – »Ich will ihn ...«, fohrte Kurz up; äwer[287] wider kamm hei nich, denn de Dör gung up, un Gottlieb kamm herin.

Gottlieben sin Schritt hadd wat äwermaten Fierliches, as hei an sinen Vader ran gung un em de Dagstid böd. Hei hadd wat unvernünftig Gesetztes un dorbi so wat absonderlich geistliches Taurügghollendes, dat hei so let, as hadd em de heilige Salbaderus tau sinen besonderen Prevatgebruk up en Band treckt un hüng em alle Abend an't Rigel, dat hei jo bileiwe nich von de Welt afnutzt würd. – »Guten Tag, wie geht es dir, Papa?« säd hei un küßte sinen Vader in't Krüz up de Backen, wildeß de Oll ok küssen ded, äwer an em vörbi in de Luft, as en Karpen, wenn hei ut't Water kickt. – »Was macht Mama?« frog de Sähn wider. – Denn Gottlieb hadd von lütt an ümmer »Papa un Mama« seggen müßt, wil de Rektern »Vader un Moder« för en gewöhnlichen Börger twors gaud naug höll, äwer nich för en Studierten, woräwer de Kurzen sick natürlich jedesmal argern ded, denn ehr Jung' säd man ümmer »Vatting un Mutting«. – »Guten Tag, Onkel«, säd Gottlieb tau Kurzen, »guten Tag, Herr Inspektor«, tau Bräsigen un wendte sick dunn wedder tau sinen Ollen: »Ich freue mich sehr, daß du heute gekommen bist, denn ich habe in einer für mich sehr wichtigen Angelegenheit mit dir besonders zu sprechen.« – »Haha!« säd Bräsig för sick, »der fängt schon an.«

De Rekter gung mit sinen Sähn rute up den Hoff, Bräsig stellte sick an't Finster un regardierte de beiden. Fru Nüßlern kamm nah em ranne: »Bräsig, hewwen Sei hüt nahmiddag wat utfünnig makt wegen min beiden Lütten?« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig, »verfiren Sie sich nich, die Sache hat sich angesponnen.« – »Wat denn?« rep Fru Nüßlern hastig, »wat hett sick anspunnen?« – »Das werden Sie bald zu hören kriegen, denn sehn Sie mal aus das Fenster raus, die Sache spinnt sich weiter. Was meinen Sie, worum de Rekter so handslagt und worum er den Petisten so umgearmt hat? Wegen seinen christlichen Glauben? Ne, ich will's Sie sagen, darum, daß Sie, Frau Nüßlern, so düchtig gewirtschaftet[288] haben.« – Bräsig was en hellschen Minschenkenner un en Hartenskünnige as en Prophet; äwer hei hadd ok den Fehler mit de Propheten äwerein, dat hei düster reden ded. Fru Nüßlern verstunn kein Wurd: »Wat? wil ick düchtig wirtschaft't heww, ümarmt hei Gottlieben?« Bräsig hadd noch en annern Fehler mit de Propheten äwerein, den, dat hei up vernünftige Fragen kein Antwurd gaww, wenn sei nich in sinen Kram paßte. »Sehn Sie«, rep hei, »worum gibt er ihm nu seinen Segen? Dorum, weil er recht gut weiß, daß sich for Geld einer allens kaufen kann, und weil er weiß, daß hier was aushängt.« – »Wat hett dat äwer mit min Lütten tau dauhn?« – »Werden Sie bald sehn! Sehn Sie, nu geht der Petist weg, un nu sehn Sie den Ollen mal an – Gott behüt' uns in Gnaden! – er preponiert sich jetzt 'ne Red' auswendig; un lang wird sie, denn allens is bei ihm lang, aber am längsten sünd seine Seremonien.« Bräsig was en hellschen Minschenkenner, un den Bewis liwerte hei hir wedder, denn as de Rekter rinne kamm, läd hei los: »Verehrte Anwesende, irgendein Weiser des Altertums hat den unumstößlichen Satz aufgestellt, vor allem sei ein Haus glücklich zu preisen, in welchem stiller Friede mit bequemem, ja reichlichem Auskommen wohnt. Hier in diesem Hause ist dies der Fall. Ich bin nicht hier herausgekommen, diesen stillen Frieden zu stören – mein lieber Schwager Kurz kann tun, was er will –, ich bin durch Zufall herausgekommen; aber der Zufall ist ein Fall, durch welchen dem Menschen zuweilen etwas ganz Merkwürdiges in den Weg fällt. Dies ist nun heute bei mir der Fall. Dieser Zufall kann nun zum Guten ausfallen, er kann auch zum Übeln ausfallen; aber da ich nicht vorgreifen will, will ich auch nicht weiter darüber reden. Lieber Schwager Jochen, du, als das eigentliche Haupt dieser glücklich situierten Familie« – Jochen makt em en Gesicht entgegen, as hadd em sin Rekter-Swager seggt, hei wir eigentlich Selbstherrscher aller Reußen un müßt von Rechts wegen staats hir achter den Aben in den Kreml tau Moskau up den Thron sitten – »ja«, säd de Rekter wider,[289] »du, als das eigentliche Haupt der Familie, wirst es mir verzeihen, wenn ich mich auch an meine liebe Schwägerin wende, die stets mit so viel Umsicht und Liebe die eigenen Familienangelegenheiten mit so gesegnetem Erfolge besorgt hat und auch auf die verwandten Familien – ich weise hier ausdrücklich auf die freundliche Aufnahme meines Gottliebs hin – einen höchst segensreichen Einfluß ausgeübt hat. Du, mein lieber Schwager Kurz, gehörst auch zu der Familie, und wenn auch unsere beiderseitigen Familien, wenigstens in deren weiblichen Mitgliedern, durch – nun, wir wollen in dieser glücklichen Stunde nicht weiter darüber reden – etwas gespannt sind, so weiß ich doch, daß du innigen Anteil an meinem Glücke nimmst. Aber nun«, hei gung up Bräsigen los, »πῶς τ' -ἀῥ ἷω, πῶς τὸυ προςπτύξομαι αὑτόυ– auf deutsch: wie soll ich Sie anreden, Herr Inspektor? Sie, der Sie zwar nicht im eigentlichen Sinne zu der Familie gehören, der Sie aber stets hülfreich zur Tat gewesen sind und weise im Rat ...« – »Na, denn will ich Ihnen auch einen geben«, säd de Oll, »nehmen Sie Vorspann, sonst kommen Sie nicht zu Ende.« – »Ende?« frog de Rekter, un sine anfängliche Geistlichkeit, de all en beten lang' unner den Schaulstoff muddelt hadd, brok bi em dörch; »Ende?« frog hei fierlich un slog de Ogen tau Höcht, »wird es zum guten oder zum bösen Ende führen? Wer kennt das Ende?« – »Das kenn ich«, säd Bräsig, »denn ich hab den Anfang heut nachmittag in den ßackermentschen Kirschbom gehört. Das Ende von das ganze Lied is, der Petist will uns' Lining frigen.«

Na, dit würd en Upstand. – »Herr, du meines Lewens!« rep Fru Nüßlern, »Gottlieb? – Uns' Kind?« – »Ja«, säd de Rekter un snappte mit sine Red' af un stunn dor as Sprüttenmeister Klein in Stemhagen, wenn de Sprütten probiert würden un de Slauch was platzt un sin eigene ganze Strahl was em äwer't Liw gahn. – Kurz sprung up un rep: »Der Bengel, der Gottlieb hat zu viel Schwein!« Un Jochen sprung ok up, äwer langsam, un frog Bräsigen: »Mining, seggst du, Bräsig?« – »Nein, Jung'-Jochen, bloß Lining«, säd Bräsig[290] ruhig. Un Jung'-Jochen set'te sick wedder dal. – »Un Sei hewwen dat wüßt, Bräsig, un Sei seggen mi dat nich?« rep Fru Nüßlern. – »Oh, ich weiß noch mehr«, säd Bräsig, »aber wozu sollt ich Ihnen das sagen? Ob Sie das 'ne Viertelstund' eh wissen oder nich; und ich dacht mich, das sollte für Sie 'ne fröhliche Überraschung sein.« – »Und hier ist er«, säd de Rekter un halte Gottlieben, de so lang' achter de Dör stahn hadd, von de Del rinne, »und wünscht sein Urteil von Ihrer Güte zu empfangen.«

Un nu kamm de oll Gottlieb un ditmal ahn alle Lächerlichkeiten as en anner Minsch. De geistlichen Anstalten un de Uterwähltheit von den Levitenstamm hadd hei vullstännig äwer Burd smeten, indem dat för desen Krimskrams kein Platz in sin Wesen was, denn dit was in desen Ogenblick vull von luter pure Minschlichkeiten, von Twifel un Hoffnung, von Furcht un Leiw', un de dit allens taum Gauden lösen kunnen, stunnen as Minschen vör em in Fleisch un Bein – Jochen satt frilich wedder – un de richtige Leiw' mit dat, wat doran bammelt, mit Verlawen un Frigen, is so'n schönes, rein minschliches Gefäuhl, wat dörch geistliche Verposamentierung wohrhaftig nich schöner warden kann. – Gegen desen Satz hadd nu Gottlieb tau jeder annern Tid fürchterlich streden; äwer in desen Ogenblick hadd em dit schöne Gefäuhl doch so äwernamen un sprok sick so warm, so vull Vertrugen gegen Fru Nüßlern un Jochen ut, dat Bräsig tau sick säd: »Wo hat der Mensch sich verändert! Wenn Lining in der kurzen Zeit das verursacht hat, denn man ümmer zu! Der kann noch ganz gut werden.«

Fru Nüßlern hürte woll up Gottlieben sine uprichtigen Würd', un sei müggte jo Gottlieben ok süs ümmer girn liden, äwer dat sei ehr Kind weggewen süll, kämm ehr doch tau sihr äwer den Hals, sei was in grote Unrauh. »Herre Gott doch, ja!« rep sei, »Gottlieb, du büst jo ümmer en gauden Minschen west un hest jo ok din Ding' lihrt, äwer ...« – Hir würd sei taum irstenmal in ehren Lewen von Jochen unnerbraken. As Jochen hürte, dat nich von Mining de Red' was,[291] würd hei ruhig; as Gottlieb em anredte, sammelte hei sine Gedanken, un as hei gewohr würd, dat aller Ogen up em richt't wiren, beslot hei tau reden, un so föll hei denn sine Fru in't Wurd un säd: »Ja, Gottlieb, dat is all so as dat Ledder is, un wat ick as Vader dorbi dauhn kann, dat will ick! un will Mutter, denn will ick; un will Lining, denn will ick ok.« – »Mein Gott, Jochen«, rep Fru Nüßlern, »wat redtst du? So swig doch still! Ne, ick möt irst mit min Kind reden, ick möt irst hüren, wat de dortau seggt.« Dormit lep sei ut de Dör.

Äwer't wohrte nich lang', dunn kamm sei mit Lining an de Hand wedder rinne, un achter ehr her folgten Mining un Rudolf, de sick mäglicher Wis' för sick sülwen 'ne praktische Nutzanwendung ut desen Fall nemen wullen, un Lining makte sick, rod as 'ne Ros', von ehr Mutting ehre Hand los un smet sick an Gottlieben sine Bost un von dor an ehr Mutting ehr, un von dor set'te sei sick up Jochen sine Knei – denn hei satt wedder – un wull em küssen, kunn äwer nich vör Hausten, denn Jochen rokte in sine Upregung hellschen fett Toback, un sei säd also blot: »Vatting!«, un Jochen säd: »Lining!«, un as sei upstunn, stunn Bräsig bi ehr un strakte sei äwer: »Laß man sin, Lining, ich schenk dich auch was.« Un nu kamm Gottlieb un fot sei an de Hand un leddte sei tau sinen Vader hen, un de Herr Rekter bögte sick so lang dal, üm Lining den Vaderkuß tau gewen, dat de annern all glöwten, hei wull 'ne Knöpnadel von de Ird upnemen. Un hei wull von frischen 'ne nige Red' anfangen, kamm äwer nich dortau, denn Bräsig stunn an't Finster un trummelte den ollen Dessauer, dat kein Minsch tau Wurd kamen kunn, un dorbi kek hei äwer Jochen sin Schündack räwer in den hellen Sünnenschin, as wir dor wid hinnen ganz wat Besonders tau seihn. Un för em was ok dor ganz wat Besonders tau seihn, hei sach dor hinnen, wid hinnen en Appelbom, de hadd mal in rosenrode Bläut stahn, dat was sin Bom, hei hadd em proppt un ris't; dat was sin Bom, äwer Jochen hadd em in sinen Goren plant't, un hei hadd't liden müßt; äwer trotzdem hadd hei[292] den Bom ümmer hegt un plegt, un de Bom hadd Frucht dragen, schöne rode, runne Frucht; un de Frucht was rip worden un för sine Ogen schön antauseihn, un nu wiren dor en poor Jung's äwer den Tun stegen, un de ein hadd sick den einen Appel all plückt un hadd en in de Tasch steken, un de anner reckte nah den annern de Hand all ut. – Na, Jung's sünd Jung's, un Appeln un Jung's, de hüren tausam; dat wüßt hei, un dat dat so kamen müßt, hadd hei sick oftmals seggt; hei günnte sei ehr ok, äwer dat de Pleg' von sine lütten Druwäppeling nu in anner Hän'n gung, dat ded em weih, de Pleg' von sin lütt Kropzeug günnte hei ehr nich un trummelte för de Welt an de Finsterruten.

Un Kopmann Kurz snow sick so lud an de Näs' rümmer, as müßt hei tau Bräsigen sine Trummel de Posaun blasen. Nich ut Rührsamkeit blos' hei so nahdrücklich, blot ut Arger; denn hei kamm sick bi dat hüsliche Glück vör as dat föfte Rad an'n Wagen, un hei was doch in 'ne wichtige Sak rute kamen; äwer de Ümstän'n verlangten doch, dat hei fründlich gratulieren ded, un so set'te hei also en Gesicht up as 'ne säute Plumm, de in Essig leggt is, un gung an sinen Sähn Rudolf vörbi un kek em nich an un gratulierte rechtsch un linksch, as stunn hei achter sinen Ladendisch un bedeinte sine Kunden un müßt för jeden en fründlich Wurd parat hollen, obschonst hei ganz düdlich hürte, dat achter sinen Rüggen de ganze Essigtunn utlep. As hei nu äwer bet an den Rekter kamm un den nu tau sine salwungsvulle Red' en Pegel Öl inmeten süll, dunn stunn em de Essig, den sin Jung' hadd utlopen laten, all bet an den Hacken, un länger kunn hei sick nu nich mihr mit sine Kunden inlaten, hei dreihte sick snubbs up den Hacken rümmer un rep sinen Rudolf tau: »Schämst du dich nicht?« un sprung wedder nah de Kunden rüm: »Um Verzeihung! aber diese Sache muß erst abgemacht werden. – Schämst du dich nicht? Hast du mir nicht mehr gekostet als Gottlieb seinem Vater? Hast du was gelernt? Sag' mal bloß, was du gelernt hast! Sag' mal bloß!« – »Lieber Schwager«, säd de Rekter un läd Kurzen mit Fründlichkeit de Hand up[293] den Kopp, as hadd hei sin latinsches Exerzitium sihr schön makt, »was er gelernt hat, kann er dir in dem Augenblick nicht alles sagen.« – »Ei was!« rep Kurz un flutschte unner de Hand weg un stödd sei taurügg: »Hast du mich mitgenommen, oder hab' ich dich mitgenommen? Ich denke, ich habe dich mitgenommen, nachgrade müssen meine Sachen an die Reihe kommen. Schämst du dich nicht?« rep hei Rudolfen tau, »da steht Gottlieb, hat sein Examen gemacht, hat 'ne Braut – 'ne schöne – 'ne liebe Braut«, dorbi wull hei Lining begrüßen, makte in sine Upregung äwer ümmer Fru Nüßlern de Kumpelmenten tau, »kann übermorgen Pastor sein«, desen Diener kreg Bräsig staats Gottlieb, »und du? und du – oh, hast dich herum gefechtet, und was hast du nun? Schulden hast du; aber ich bezahl sie nicht!«, un obschonst em keiner seggen ded, hei süll sei doch betahlen, säd hei ümmertau: »Ich bezahl sie nicht! Nein! ich bezahl sie nicht!« un stellte sick bi Bräsigen an't Finster hen un hülp em trummeln.

De arme Jung', de Rudolf, stunn bi dese Red' grugliche Qualen ut. 't is wohr, uns' Herrgott hadd em mit en glikgültig Fell erschaffen, un sin Kopp was em tau oft all von so'n Bullkater von Vaderswegen wuschen, as dat hei dat anners nemen süll, as't meint was; denn dat darw keiner glöwen, dat Kurz sinen Jungen in den bindelsten Harten falsch was, ne, Gott bewohre! in kunträren Gegendeil! wil hei em so gaud was, argerte hei sick, dat sin Jung' nich ok so schön in't Fett satt as den Rekter sin. Äwer bi alledem, un obschonst Rudolf recht gaud wüßt, wovel sin Vader von em hollen ded, wir't ditmal nich gaud aflopen, denn de Oll hadd em doch tau sihr un dat vör all de Tügen anfat't, un hei hadd all en ganzen Strahl von häßliche Wedderwürd up de Tung', as sin Og' taum Glücken up Mining föll, de sick sörre hüt nahmiddag all ganz ihrlich mit Fleisch un Bein tau Rudolfen rekente, denn ehr Fleisch was staats sin ganz blaß worden, un ehr Bein bewerten för em. Rudolf sluckte sine bitteren Würd' dal, un taum irstenmal kamm dat Gefäuhl äwer em, dat hei von nu an nich mihr up sinen eigenen Kopp hen dumme[294] Streich maken dürwt un dat hei bi jeden, den hei maken wull, Mining irst in de Ogen kiken müßt. – Un ick segg, dat is 'ne rechte gaude Sid von 'ne junge uprichtige Leiw'.

»Vater«, säd hei, as hei sick bedwungen hadd, un gung, ahn sick an de langen Gesichter üm em her tau kümmern, an sinen Vader ran un läd em de Hand up de Schuller, »Vater, komm! Mit den dummen Streichen bin ich von jetzt an fertig.« – Kurz trummelte wider, Bräsig höll dormit in. – »Vater«, säd Rudolf wider, »du hast recht, wenn du böse auf mich bist, ich verdiene es, aber ...« – »So lassen Sie doch das verdammte Trommeln sein«, säd Bräsig un arretierte Kurzen sine Knäweln. – »Vater«, säd Rudolf un fot nah de Hand von sinen Vader, »laß es vergeben und vergessen sein.« – »Nein!« säd Kurz un stek sin beiden Hän'n in de Taschen. – »Was?« frog Bräsig, »Sie wollen nich? Ich weiß recht gut, zwischen einen Vater und ein Kind soll sich keiner mang stechen, abersten ich will mich mang stechen, indem daß Sie selbst schuld daran sind, daß das hier in die öffentliche Gegenwärtigkeit gekommen is. Was? Sie wollen den jungen Burßen, der Ihr geborener Sohn is, nich die Dummheiten vergeben un vergessen? Haben Sie dunnmals mich nich ümmer den ollen süßen preußischen Käm geschickt? Und hab' ich das nich vergeben und vergessen und ümmer wieder bei Ihnen gekauft und ehrlich bezahlt?« – »Ich habe Sie immer redlich bedient«, säd Kurz. – »So?« frog Bräsig spöttsch, »auch woll mit Hosenzeug? Jung'-Jochen, du kennst ihr noch, du weißt dir noch zu besinnen, wie sie nahsten aussah.« – »Ach, mit der alten dummen Hose!« rep Kurz, »davon haben Sie schon so viel Lärm gemacht, daß ...« – »Haha«, föll em Bräsig in't Wurd, »so wollen Sie also? War das nich 'ne pure Slechtigkeit von Sie, mich damit rum laufen zu lassen, und Sie wußten, daß sie rot wurd', und hab' ich Ihnen das nich vergeben un vergessen? Vergessen zwarsten nich, denn ich habe eine starke Erinnerungskraft for das, was passiert is. Aber Sie brauchen das den jungen Menschen auch nich zu vergessen, Sie sollen ihm das man vergeben.« – »Lieber Swager ...«,[295] fung nu de Rekter an, de glöwte, dat von em as frühere geistliche Perßon dat verlangt würd, dat hei taum Freden redte. – »Tu mir den einzigen Gefallen«, rep Kurz un sprung kort rümmer, »du hast 'ne Braut un kriegst 'ne Pfarr' – d.h. dein Gottlieb kriegt sie, und wir – wir – wir haben nichts gelernt, wir haben keine Braut, keine Pfarr' und haben 'ne Schmarr!«, un dormit sprung hei in de Stuw' herüm. – »Vater«, rep Rudolf, »so hör mich doch!« – »Ja«, säd nu Fru Nüßlern, de ehr Hart nu taum Äwerkaken heit was, un kreg Kurzen bi den Arm tau faten, »nu hüren S' up em, wat hei tau seggen hett, un hett hei nu ok den dummen Streich mit de Predigt makt – un keiner hett sick mihr doräwer argert as ick –, denn is dat süs doch en ollen gauden Jung', un männig Vader würd sick äwer em freuen.« – »Ja – ja!« säd Kurz, »ich will ihn hören, ich will ihn anhören«, un stellte sick vör Rudolfen hen, de Hän'n in de Ribben. »Na, nu sag', was du zu sagen hast, nu sag'.« – »Lieber Vater«, säd Rudolf un stunn mit 'ne Bed', äwer ok mit en fasten Entsluß up sinen Gesicht vör em, »ich weiß, es wird dich tief bekümmern, aber ich kann nicht anders, ich bleibe nicht Theologe, ich werde Landmann.« –

De Lüd' vertellen sick, dat de Boren in Polen dordörch taum Danzen bröcht warden, dat sei up 'ne heite iserne Platt stellt warden un ümmer ümschichtig de Beinen bören möten, üm sick nich tau verbrennen. Grad so hüppte Kurz bi dese Würd' von sinen Rudolf ümmer ümschichtig up den einen un den annern Bein in de Stuw' rümmer, as set de Düwel unner Fru Nüßlern ehre Stuwendelen un warmte em de Fautsahlen an. »Dit is jo nüdlich«, rep hei bi jeden Sprung, »dit is jo nett! Mein Sohn, der mir so viel gekostet hat, der so viel gelernt hat, will en Landmann werden! will en Klutenpedder warden, en Kaffschriwer, en Meßfink!« – »Jung'-Jochen«, rep Bräsig, »sollen wir uns das bieten lassen? Steh auf, Jung'-Jochen! – Was? Herr!« rep hei un gung up Kurzen in, »so'n Hiringshingst, so'n Zyrupsprinz, der will uns hier die Landmänner verachten? Herr, wissen Sie, wer wir sünd? Wir sünd[296] der Urstand, wenn wir nicht sünd und kaufen Ihnen was ab, denn können alle Kaufleute mit en Snurrbüdel in den Lan'n rumlaufen, und zu so'n Stand soll Ihr Sohn zuviel gelernt haben? Bald hat er zuviel gelernt, und bald hat er nicht genug gelernt. Glauben Sie, Herr, daß zu einem richtigen Ökonomiker – stell dir hier mal bei mir her, Jochen! – bloß Schafsköppe un Eselsohren vernutzt werden können?« – »Lieber Schwager ...«, fung de Rekter wedder an. – »Willst du mich tot machen mit deinen langen Reden?« fohrte Kurz up, »du hast hier dein Schäflein geschoren; ich bin auch herausgekommen, um mein schwarzes Schaf zu scheren, und nun fährt alles auf mich ein, um mich zu scheren.« – »Kurz«, säd nu Fru Nüßlern, »nemen Sei doch Vernunft an. Wat nich is, is doch einmal nich. Wenn hei nu doch nich Preister warden will, so is hei doch de Negst dortau, as de Fru Pastern seggt; un mi dücht, wenn hei man en düchtigen Kirl ward, denn is't ganz egal, ob hei predigen deiht oder pläugen deiht.« – »Vater«, säd nu Rudolf, as hei markte, dat de Oll in Äwerleggung was, »gib mir deine Einwilligung, du glaubst nicht, wie viel zu meinem Lebensglücke davon abhängt.« – »Wer nimmt dich in die Lehre?« frog Kurz noch sihr argerlich, »kein Mensch!« – »Das ist meine Sache«, säd Bräsig, »ich weiß einen, das is Hilgendorff zu Tetzleben, der versteht sich auf lateinische Ökonomiker, der hat schon ganz gebildte zum Menschen gemacht. Der hätte mal einen, der war noch außerdem mit Gedichten, die er achter die Hock schrieb; wenn der sagen wollt, de Sünn is aufgegangen, denn sagte er: Aurora schaut schon über das Hakelwerk, und wenn er sagen wollt, es treckt en Swark auf, denn sagte er: es blüht und türmt sich in Westen empor, und wenn er sagen wollt, es drüppelt, denn sagte er: es tauet in leisen Tropfen vom Himmel hernieder – und dennoch! – er hat noch en handlichen Menschen aus ihm zurecht gekriegt. Nach Hilgendorffen muß er auch.« – »Ja«, säd Kurz, »aber ich will mit Hilgendorffen sprechen, ich will ihm sagen ...« – »Sag' ihm alles, Vater«, säd Rudolf un fot sinen Ollen heit üm, »aber ich habe noch eine Bitte ...«[297] – »Haha!« rep Kurz, »mit den Schulden, die du gemacht hast; aber damit bleib' mir heute vom Leibe, ich hab' an dem Kaffschreiber genug, und ich bezahl sie nicht!«, un dormit schow hei sinen Sähn taurügg. – »Das sollst du auch nicht, Vater«, säd Rudolf un reckte sick fri tau Höcht, un ut sin ganzes Wesen sprung so'n frischen Maud un so'ne sekere Tauversicht, dat hei alle Ogen up sick bannen ded; »das sollst du auch nicht!« rep hei, »ich habe heute Schulden gemacht, und ich habe mein Ehrenwort gegeben, mir selbst habe ich es gegeben, sie richtig zu bezahlen und sie einzulösen, und sollt's mit meinem Herzblute sein. – Und hier habe ich sie gemacht!« rep hei un gung up Mining tau, de de ganze Tid un den ganzen Strid äwer an de Bost von ehr Swesting legen hadd un de tau Maud' was, as wir dit de Anfang von't jüngste Gericht. – »Hier!« säd hei un läd Mining an sine eigene Bost. »Und wenn ich dereinst ein tüchtiger Kerl geworden bin, dann hast du dich hier bei dieser zu bedanken – hier bei dieser!«, un de Tranen stört'ten em ut de Ogen, »hier bei meiner lieben Braut.« – »Verfluchter Bengel!« säd Bräsig un fohrte sick äwer de Ogen, stellte sick an dat Finster un trummelte den Dessauer, denn hei was de einzigste, de sick 'ne Melodie up desen Vers maken kunn. De annern stunnen dor, as wenn sei verörgeln süllen. – »Herre Jesus!« rep Fru Nüßlern, »wat is dit?« – »Wat?« rep Jochen, »Mining, seggt hei?« – »Herre Gott doch, Jochen, so red' doch nich!« rep Fru Nüßlern. »Mining, wat is dit, wat heit dit?« Äwer Mining lagg so wiß un still an Rudolfen sine Bost, as kunn sei meindag' nich wedder den Kopp tau Höchten krigen un meindag' kein Wurd reden. – Kurz hadd de Sak am fixsten begrepen, em wiren rasch en por Rekenexempel dörch den Kopp schaten, in de Jochen sine Vermägensümstän'n de Hauptposten afgewen, un äwer dat Fazit würd hei so vergnäugt, dat hei wedder up sine Bein ümschichtig tau danzen anfung, ditmal äwer nich as en Bor ut Polenland, ne, as en wilden Indianer, de en Siegsdanz upführt, un Bräsig trummelte den Takt dortau. Rekter Baldrianen sin Gesicht was de einzige ruhige Punkt in[298] dese allgemeine Upregung, denn't sach just so unbegriplich ut as min eigen, wenn ick in 'ne hebräische Bibel rinkik. – »Wat is dit, wat heit dit un wat bedüdt dit?« rep Fru Nüßlern un smet sick up en Stauhl dal. »Min beiden! Min beiden lütten Dirns an ein un densülwigen Dag! Un denn seggen Sei«, un fohrte up Bräsigen los, »Sei willen dor woll uppassen?« – »Madam Nüßlern«, säd Bräsig, »hab ich nich aufgepaßt, daß mir noch alle Knochen davon weh tun; aber Unglück slöppt nich, wer kann da was for? Was sagst du, Jochen?« – »Ick segg gor nicks; min sel' Mutting säd äwer ümmer, en Kannedat un 'ne Erzieherin ...« – »Jochen«, rep Fru Nüßlern, »du redst mi noch dod, un dat vele Snacken hest du ok blot von den Slüngel, den Rudolf, lihrt.« – »Schafskopp!« rep Kurz dormang sinen Rudolf tau un danzte üm dat Por rümmer, »warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Ich hätte dir alles gleich vergeben um dieser kleinen – kleinen lieben Schwiegertochter willen«, un dorbi halte hei richtig Mining ehren Kopp taum Vörschin un küßte sei. – »Gott in den hogen Himmel!« rep Fru Nüßlern, »nu nennt Kurz sei ok all Swigerdochter un küßt sei all, un sin Jung' is doch noch rein gor nicks, un Mining is doch noch so unbedächtig!« – »So?« frog Bräsig, »Sie meinen, weil sie die jüngst is? Nu kommen Sie hier mal her, ich will Ihnen mal was allein sagen«, un dorbi treckte hei Fru Nüßlern in 'ne Eck herinne, un dor keken sei beid einträchtiglich in den Spuckkasten rin, de dor stunn. »Madam Nüßlern«, säd hei, »was einen recht is, is den annern billig! Sie haben Ihren Segen zu Lining gegeben, warum nich zu Mining? Ja, 's is wahr, sie is die unverständigst, indem daß sie die jüngste is; aber, Madam Nüßlern, der Unterschied in die Jahren is bei ein Paar Twäschen zu klein, darauf können Sie nicht respektieren, und denn – den Bekehrer müssen Sie Ihre Tochter geben; was er damit aufstellt, das kann kein Deuwel wissen, weil wir nichts von der Priesterei verstehen, indem daß Sie un Jochen un ich nicht Priester gelernt haben; aber mit dem Duwellfechter – haben Sie woll gesehn, wie er stand, as wenn er die ganze Welt vor den Säbel krigen wollt[299] – en hellscher Bengel! – sehn Sie, mit dem, as Landmann, kommen wir überein, den können Sie un Hawermann un ich un, wenn alle Sträng' reißen, auch Jochen auf die Finger sehn und ihn regardieren und konfrontieren und eindressieren. – Und sehn Sie, Madam Nüßlern, ich dächte ümmer, Jochen sollte sich mit die Jahren besser aufrappeln; aber rappelte er sich? Ne, er rappelte sich nich, und da kann for Sie dieser Jüngling als mittlerweiler Swiegersohn ein Segen werden, wenn er einschlägt, denn wir werden älter, und wenn ich mal die Augen zumach' – na, das dauert denn woll noch 'ne Weil –, abersten es würd mich doch en großer Trost sein, wenn ich wüßt', daß Sie einen an die Hand hätten, der auf's Ihrige säh.« – Un de oll Herr kek stiw in den Spuckkasten rinner, un Fru Nüßlern slog den Arm üm sinen Nacken un küßte em mit den irsten Kuß, den sei em allsindag' gewen hadd, un säd fründlich un ruhig: »Bräsig, wenn Sei't in Irnst meinen, dat't recht is, denn kann't nich gegen Gottes Willen sin.« – Männige Lauw' hett en frischeren, roderen, gläugnigeren Kuß seihn; äwer de oll Spuckkasten in de Eck tuscht doch nich mit ehr.

Un Fru Nüßlern dreihte sick üm un gung up Rudolfen tau un säd: »Rudolf, ick segg nicks wider as: in Gottes Namen«, un treckte ehr Mining an sick un langte nah ehr Lining un läd sick de beiden lütten Twäschen ümschichtig an de Bost, as sei't vör Johren dahn hadd, un de Hoffnung stunn wedder in ehren frischesten gräunen Kranz an ehre Sid, as seit't vör Johren dahn hadd, un red'te ehr mit de sülwigen säuten Würd' in't Hart, as sei't vör Johren dahn hadd; un doch was't hüt anners, ganz anners as dunn. Dunn schenkte sei ehr de beiden lütten Twäschen, hüt wull sei s' ehr nemen; äwer de Hoffnung ist drist as de Imm, sei drängt sick an jede Blaum un dröggt ut jede ehren Honnig.

Un Bräsig gung mit grote Schritten in de Stuw' up un dal un höll de Näs' in de Luft un snow doran herümmer un treckte de Ogenbranen in de Höcht un stellte de lütten Beinen mit so'ne Würd un Wichtigkeit utwarts, as wir hei de richtige[300] Vader, de de Kinner tau vergewen hadd, un hei hadd sick dortau entslaten, un mit em tausam gung ok en wunderschönes Frugensbild, ok mit en Kranz, dat was en Muschkranz mit gele Strohblaumen; äwer de Kranz stimmte mal schön tau de stillen truen Ogen, un sei kreg em sacht an de Hand un treckte em wedder un ümmer wedder nah Mutter un Kinner hen, dat hei sine Hän'n up ehre Köpp läd un ehr in de Uhren flusterte: »Laßt man sinning, laßt sinning, ihr sollt sie ja auch haben.«

Un Rudolf was up Gottlieben losgahn un hadd em de Hand gewen: »Nich wohr, Gottlieb, hüt büst du mi nich mihr bös?« – un Gottlieb hadd de Hand drückt: »Wie kannst du das denken, lieber Bruder! Vergeben ist ja des Christen Pflicht.« – Un de Rekter hadd all haust't, as müßt hei nu 'ne korte Ansprak hollen, un Kurz hadd em an den Rock treckt un hadd em üm Gottes willen beden, hei süll de Sak nich verdarwen – dunn würd de Gesellschaft irst gewohr, dat Jochen fehlen ded. – Wo was Jochen? – »Herr Gott«, rep Fru Nüßlern tauirst, »wo is min Jochen?« – »Mein Gott, wo's Jochen?« frog dat dörcheinanner, un Bräsig was de Irst, de Anstalten makte, dat Jochen an sine richtige Städ' kamm, un lep rute un bröllte ut de Vördör äwer den Hoff räwer: »Jochen!« un lep nah de Achterdör un bröllte dörch den Goren: »Jochen!« Un as hei wedder taurügg kamm, dunn sach hei in de Käk en füriges Gesicht, wat in de Kahlen unner en groten, köppern Ketel pust'te, un dat was Jochen sin Gesicht.

In de Stuw' was mit einmal dat Gefäuhl äwer em kamen, bi so 'ne besondere Gelegenheit müßt hei wat dortau dauhn, un em was so heit üm't Hart worden, dat em fiwuntwintig Grad in'n Schatten buten noch tau käuhl vörkemen, un üm sin butwennig Deil mit sin inwennig Deil in't Glike tau bringen un wil hei sick en Fomilienfest gor nich anners denken kunn, was hei up Punsch verfollen un pust'te un bru'te nu nah Kräften, un Bräsig hülp em dorbi un äwernamm dat Probieren, un so kemen sei denn tauletzt mit Fru Nüßlern ehre grötste Suppenterrin herinne tau dragen, fürig as en por Draken, de en[301] Schatz bewachen, un Jochen säd blot, as hei de Terrin up den Disch stellte: »Da!«, un Bräsig säd tau de beiden lütten Druwäppel: »Geht hin nach euren Vater un bedankt euch! Euer Vater denkt gleich an allens.«

As nu de ollen Herrn üm den Punschpott seten, denn de jungen hadden woll wat anners tau dauhn, gung Fru Nüßlern still ut de Dör, sei müßt sick mit sick un einen noch öllern Fründ, as Bräsig was, beraden, un de lütten Druwäppeling wiren ganz in dat gräune Low' von de glückliche Taukunft versteken un gläuhten dorunner, un blot, wenn ehren ollen Unkel Bräsig sin spaßige Wind weih'te un de schönen gräunen Bläder up den Ogenblick taurügg schow, denn gläuhten sei verschämt mit de roden Backen dorute, dat Bräsig ümmer wedder Lust kreg, sinen Wind weihen tau laten. – »Ja«, säd hei tau Gottlieben, »es gibt sich allens in der Welt, auch die boshaftigste Petisterei gibt sich. Sie wollten mir bekehren! passen Sie Achtung, ich bekehr Sie – vermittelst Lining bekehr ich Sie.« Un as Gottlieb dorgegen reden wull, stunn hei up un gaww em so recht truhartig de Hand: »Nu, lassen Sie das man sin, Feuer sollen Sie doch haben, un wenn Sie auch der Pastor von's Dorf sind, und ich mein's gut mit Ihnen, denn Tobacksbrüder verlassen sich nich.« – Un tau Rudolfen säd hei: »Warten Sie! Sie Racker haben mich die Sli raus geangelt; aber Hilgendorff soll Ihnen die Flötentön beibringen«, un dormit gung hei an sinen jungen Angelkumpan ranne un flusterte em in de Uhren: »'s is all so bös nich! Sie müssen man ümmer bei jeden Scheffel Korn, den Sie aufmessen, an Mining denken, und wenn Sie in'n Frühjohr bei so'n sturren Ostwind mang so'n Dutzend Eggers stehen, daß der olle Lehmstohm Ihnen so in die Nas' zieht und sie zuteigt, als säß 'ne Swälk davor und wollt Ihnen ihr Nest in die Nas' bauen, und die Sünn kuckt durch den Stohm so rund und rod as en köppern Ketel, denn müssen Sie denken, das is Mining ihr Gesicht, was auf Sie niederblickt. – Nich wohr, mein klein Pät?«

Wildeß hadd nu de Rekter drei Gläser Punsch drunken, tau[302] Ihren von jedwer Brudpoor ein, un ein tau Ihren von dat Ganze, un so let hei sick nu nich mihr hollen, sülwst von Kurzen nich mihr, hei höll endlich sine verset'te Red' un fung mit de Inleitung tau de Inleitung an. Hei stunn up, langte nah en Teelepel un nah 'ne Zuckertang', de noch von den Koffe her up den Disch legen, haust'te en poormal taum Teiken, dat't losgahn süll, un as hei gewohr würd, dat em ein jeder ankek un Jochen sogor de Hän'n folgen würd, kek hei irst sihr deipsinnig bald den Lepel un bald de Tang' an. Mit einem Mal höll hei Bräsigen den Teelepel dicht unner de Näs' un frog em indringlich, as hadd Bräsig em stahlen un müßt un süll nu bekennen: »Kennen Sie dies?« – »Ja«, säd Bräsig, »was weiter?« – Un hei höll Kurzen de Zuckertang' vör de Ogen un frog em ok, wat hei sei woll kennen ded. – Kurz kennte sei ok, 't wir Jochen sin. – »Ja«, fung hei, nu in sin Fohrwater, an, »ihr kennt sie, das heißt: ihr habt den sinnlichen Eindruck davon, ihr wißt sie zu unterscheiden von andern Gegenständen nach Farbe, Glanz und Gestalt; aber den sittlichen Begriff, den ich damit verbinde, kennt ihr nicht.« Hir kek hei sick üm, as süll em dat blot einer bestriden; äwer sei swegen all. – »Nein, ihr kennt ihn nicht! Ich muß ihn euch verkünden und erklären. Seht, wie lange wird es währen, dann wird die sorgsame Hausfrau dieses Hauses kommen und wird Löffel und Zange nehmen und wird sie, die hier scheinbar getrennt auf dem Tische umherlagen, zusammen legen in den gemeinsamen Teekasten, dort ruhen sie zusammen; in tausend und abertausend Haushaltungen ruhen sie zusammen in einem Teekasten; und vor tausend und abertausend Jahren ruh'ten sie zusammen in einem Teekasten. Das ist ein durch Alter geheiligter Brauch, denn was zusammengehört, soll nicht geschieden werden. Und Adam« – hei höll de Zuckertang tau Höchten – »und Eva« – hei höll den Teelepel tau Höchten – »gehörten zusammen, denn sie waren für einander geschaffen« – hei höll sei beid tau Höchten – »und der Herr selber legte sie zusammen in den Teekasten des Paradieses. Und was tat Noah? Er[303] bauete sich eine Arche – einen Teekasten, wenn Sie wollen, meine Lieben – und rief Männlein und Fräulein, und sie folgten seinem Ruf« – nu let hei de Zuckertang äwer den Disch spazieren, indem dat hei sei ümmer ümschichtig tausam klemmte un wedder loslet, un schow den Teelepel achter her – »und gingen ...« – »Herein!« rep Bräsig, denn dat hadd an de Dör kloppt, un herinne kamm Fritzing Triddelfitz. – »'ne Empfehlung von Herrn Hawermann an Herrn Nüßlern, un wat hei em nich en poor Rapplaken leihnen wull, denn sei wullen mitdewil mit den Rappaust anfangen.« Dit gaww denn nu 'ne Stürung, äwer de Rekter blew in'n Anslag stahn. – Ja, säd Jochen, hei wull dat dauhn, un as Fritz an den Punschgeruch un an den Rekter sine Anstalten, de hei gaud naug von vördem kennen ded, indem dat hei em oft den Puckel blag makt hadd, gewohr worden was, dat hir wat Besonders in't Wark wir, un up de Tehnen dörch de Stuw' gahn was un sick dalset't hadd, säd Jochen: »Mining, schenk doch Triddelfitzen in.« Fritz drunk, un de Rekter stunn in Anslag. – »Fangen Sie man wieder von vornen an«, säd Bräsig, »denn Triddelfitz weiß sonsten nich Bescheid.« – »Wir sprachen also ...«, fung de Rekter an. – »Von de Zuckertang un den Teelepel«, rep Kurz argerlich, »un dat sei in den Teekasten hüren«, un namm em dat Sülwergeschirr ut de Hand un smet't in den Kasten un säd: »So, nu is Männlein un Fräulein in de Arche Noäh, un ick denk', uns' sälen ok woll rin kamen. Sei möten weiten, Triddelfitz, wi fiern hir hüt 'ne duwwelte Verlawung, un dat is de Hauptsak, un wat de Rekter hir predigen deiht, dat sünd man de Frangen üm dat Kled. – Wat makt Hawermann?« – »Oh, ich danke«, säd Fritz, »er befind't sich ja noch«, un stunn up un gratulierte tau de Verlawung bi de beiden Poore, tworst mit rechte kledsame Würd', äwer doch man so baben hen, as wir't blot en Geburtsdag un de lütten Druwäppel verlawten sick jedes Johr einmal. – De Rekter stunn noch ümmer in Anslag.

»Lining, schenk doch Unkel Rektern in«, säd Jochen. – Dat[304] geschach, un de Rekter drunk; äwer staats em up anner Gedanken tau bringen, rögte un purrte un stäkerte de Punsch mang de Gedanken rümmer, de he einmal tau de Red' upbaden hadd, un't würd en groten Upstand in sinen Brägen, un jeder von ehr wull an de Spitz marschieren; äwer ümmer würd ein nah den annern von de Ümgewung taurügg slagen, bald von Jochen, bald von Kurzen, bald von Fritzen, un as hei nu tauletzt noch mit dat swore Geschütz von Ehbetrachtungen anrücken wull, frog Bräsig em mit de unschülligste Mien': »Sie haben woll ümmer in 'ner recht plesierlichen Eh' gelebt, Herr Rekter?« Un hei set'te sick mit en deipen Süfzer dal, un bet up Stun'ns weit keiner, güll de för de Eh' oder för de Red'. – Ick glöw dat letzte, denn ick holl't för lichter, up 'ne glückliche Eh' as up 'ne glückliche Red' tau verzichten.

Nu was't äwer Abend worden, un de Rekter, Kurz un Triddelfitz säden adjüs, ok Rudolf müßt mit, denn Bräsig un Fru Nüßlern hadden beid' ehren Semp dorhen afgewen, hei müßt förfötsch in den Sälen von dat nige Geschäft, un dat Rümliggen hadd nu en En'n. Jochen un Bräsig begleit'ten de Gesellschaft en En'nlang.

»Was macht Ihr neuer Herr, Triddelfitz?« frog Bräsig. – »Danke Ihnen, Herr Inspektor, er ist ganz ungemein; er hat heute morgen an die Tagelöhner eine Rede gehalten, die sagte man so: stah!« – »Was?« rep Kurz, »redt de ok?« – »Was hat er zu reden?« frog Bräsig. – »Wat hett hei hollen?« frog Jochen. – »Eine Rede«, säd Triddelfitz. – »Ick mein, hei will Landmann sin«, säd Jochen. – »Nun ja«, säd Triddelfitz, »aber kann er denn als Landmann keine Rede halten?« – Dat was nu Jochen äwer; en Landmann un 'ne Red'? – dat was em noch nich vörkamen, hei säd kein Wurd den ganzen Abend mihr, un as hei grad inslapen wull, säd hei blot noch tau gauder Letzt: »Dat möt jo en hellschen Kirl sin!« – Bräsig gaww sick so licht nich. »Was hat er zu reden?« frog hei wedder, »wenn mit die Tagelöhners was abzumachen is, denn is jo Hawermann da.« – »Herr Inspektor«, föll de Rekter[305] in, »eine gute Rede ist stets an rechter Stelle. Cicero ...« – »Was war dieser Cicero?« – »Der größte Redner des Altertums.« – »Ih, da frag ich nich nach; ich mein, was er for'n Geschäft hatt'; war er en Landmann oder en Kaufmann, oder war er bei's Amt angestellt, oder war er en Dokter, oder was war er?« – »Ich sage Ihnen ja, er war der größte Redner des Altertums.« – »Ih, Altertum hin, Altertum her! Wenn er weiter nichts war – ich kann die ollen Drähnbartels nich leiden. Der Mensch soll was prestieren. Un das sag ich Ihnen, Rudolf, werden Sie mich kein Redner, meinentwegen angeln Sie – is ganz egal: Bors oder Plötz –, aber mit die Reden, das's grad so, as wenn Sie die Angeln in'n Sod hängen. Un nu gun Nacht! Jochen, komm!« Dormit gungen sei af; ok Fritz slog sick rechtsch äwer de Pümpelhäger Brak, un em kemen allerlei Gedanken.

De oll Jung' was nich afgünstig, äwer't was em doch sihr entgegen, dat sine beiden Schaulkameraden von Rahnstädt her nu all 'ne Brud hadden un hei noch nich. Hei wüßt sick äwer tau trösten. Ne, säd hei, so 'ne Bruten, as de kregen hadden, dor dankte hei denn doch vör: de beiden Druwäppel hadd em einer up den Presentierteller leggen künnt, hei hadd s' nich namen. Lowise Hawermann künn ok dorhen gahn, wo de Peper waßt. Hei würd kein Narr sin un de irsten besten Plummen nemen, denn de irsten Plummen wiren madig, hei täuwte, bet sei all irst ordentlich rip wiren, un denn künn hei sick plücken von baben un von unnen an den Bom, un bet dorhen hurten em noch all de lütten Mätens, de up twei nüdliche Bein in de Welt herümme lepen, un denn hadd hei jo nu all dat Pird, un in de allernegsten Dag' wull hei doch hen un wull sick de Whalebone-Staut von Gust Prebberown köpen.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 285-306.
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