Kapittel 21

[327] Fritz Triddelfitz is de einzige glückliche Minsch in Pümpelhagen, trotzdem dat hei sick mit Krischan Däseln äwer'n Faut spannt. Worüm Krischan Däsel Marie Möllers de Beinen intwei slagen will, un worüm dat olle Wust- un Schinken-Verhältnis wedder in den Gang kümmt; dat äwer de unmünnigen Kalwer dorunner liden. Pomuchelskopp as Gesetzgewer un Fasan von den Großherzog. Woans de Herr Burmeister Langfeldt mit de Latern dörch de Straten von Malchin geiht, un wat olle, fründliche Herrn mit en Schelm in den Nacken för Elend anrichten känen. Worum sick Pomuchelskopp sogor in sinen eigenen Hus' in'n Ganzen nich recht glücklich fäuhlt.


Un hei was glücklich, hei was de glücklichste Minsch up den Pümpelhäger Hoff, denn dor was nich vel Glück tau finnen, un dat, wat sick jeder dorvon vörmalt hadd, hadd man slicht Farw hollen. Hawermann würd von Dag tau Dag mihr gewohr,[327] dat sine gauden Tiden von em gahn wiren, denn sin junge Herr kümmerte sick üm Saken, de hei nich verstunn, un dat blot ruckwis mit en Iwer un 'ne Hast, de de Wirtschaft in Bisternis bringen un de Lüd' konfus maken müßt, un wenn't denn nich so gahn wull, as't süll, un de Karr in den Dreck schawen was, denn hadd hei de Nackensläg' dorvon. – De jung' Herr was ok nich glücklich, em quälten sine Schulden, de hei vör sine Fru verheimlichen wull, em quälten de Breiw' von Daviden un Slus'uhren – persönlich dörwten sei em nich mihr kamen, dat hadd hei sick utbedungen wegen de Heimlichkeit, un dat hadden sei sick girn gefallen laten, denn je heimlicher de Sak was, desto beter kunnen sei em scheren, un wenn sei em so recht still unner sick in Rahnstädt hadden, denn kunnen sei em ganz annere Knipen un Klemmen upsetten as in Pümpelhagen, wo hei de Wirt was un sei doch ümmer in weck Hinsichten den Respekt bruken müßten. Äwer ok uterdem was hei nich glücklich: hei wull den Herrn spelen un hadd dat Tüg nich dortau, denn wer kummandieren will, möt ok wat känen – nich kennen, denn kennen ded hei allens, vel beter as jeder anner – äwer »känen! Vadder, känen!« säd de oll Rad'maker Flegel, un hei hadd recht: de unglücklichste Minsch is de, de will un kann nich. – Un Frida? Ne, sei was ok nich glücklich: sei markte, dat ehr dat vulle Vertrugen von ehren Mann fehlen ded, sei markte, dat sei in männigen irnstlichen Dingen in ehre Meinungen utenanner gahn deden, sei markte, dat hei de Sak, de hei nu einmal tau sine Lewensupgaw' makt hadd, nich wussen was, sei fäuhlte, dat hei ungerecht naug was, sine eigenen Verseihn anner Lüd' in de Schauh tau schuwen, un vör allen fäuhlte sei rute – un dat is dat Schrecklichste för 'ne klauke Fru –, dat hei sick lächerlich makte un dat Pomuchelskopp, de vel un gegen ehren Willen nah Pümpelhagen kamm, annere Grün'n as gewöhnliche Höflichkeit hewwen müßt, wenn hei äwer de verwurrnen un unbedachten Ansichten von ehren Mann nich lachen ded. Hir beslot sei nu äwer uptaupassen; äwer tau'm Glück deint so'n Geschäft ok nich.[328]

Fritz Triddelfitz was de glücklichste Minsch in ganz Pümpelhagen, un, wenn wi de beiden lütten Druwäppel utbenemen, ok in de ganze Ümgegend; äwer de möten wi utnemen, denn in Glück un Seligkeit geiht 'ne Brud de äwrigen Minschen ümmer vöran, sülwst ehre eigenen Brüjams, denn wenn de oll Gottlieb, de 'ne Kannedatenstäd' bi en muntern, frischen, börgerlichen Gaudsbesitter annamen hadd, ok hellschen lustig un fidel de Jungs slog un lihrte, un wenn Rudolf ok bi Hilgendörpen tau Lütten-Tetzleben den Meß streuen let, dat dat man so 'ne Lust was un dat de Tetzlebener Brak utsach as 'ne sanftene Deck un hei's Abends mit Singen un Fläuten tau Bedd gung un ümmer regelmäßig för Mäudigkeit midden in en Vers inslapen ded – gegen de lüten Druwäppel ehre Seligkeit, wenn sei tausamen seten un neihten, an ehre Utstüer neihten, un snackten un mit Mutting un mit Vatting spaßten un Lowisen vertellten un Breiw' wis'ten, kamm de ganze Brüjamsseligkeit, sülwst sogor Fritzen sine Voßstaut-Seligkeit nich.

Äwer de oll Jung' was würklich sihr glücklich. De irste Gang des Morgens was nah den Ridstall, wo den jungen Herrn sine beiden Ridpird' un Hawermannen sin oll Schimmel mit sinen Schatz tausamen stunnen, hei fauderte sei, hei stöhl de annern Mähren den Hawer vör't Mul weg, ja – obschonst hei de Arbeit nich upbröcht hadd – hei putzte sei eigenhändig, denn Krischan Däsel, de den Ridstall unner sich hadd, makte em dat lang' nich tau Dank. – 't Sünndags-Nahmiddags, wenn süs nicks tau dauhn was, gung hei in den Stall, treckte de Dör achter sick tau, set'te sick up de Fauderkist, folgte de Hän'n äwer de Mag' un sach andächtig tau, wo dat olle leiwe Kretur ehren Hawer un Hackels vertehren ded, un wenn sei denn vör Sattigkeit stähnte, stunn hei up, strek sei den Puckel lang, nennte sei fründlich »sine gaude Ollsch«, un dreimal des Dags met hei sei in de Run'n, wat em nich tau verdenken stunn, denn dorup berauhten sine taukünftigen Inkünften.

Äwer kein Glück is vullstännig, en beten Arger späukt ümmer dor mang. Un hei hadd ok sin Deil. – Irstens was em dat sihr[329] entgegen, dat sine Voßstaut bi Hawermannen sinen ollen, stiwen Schimmel stahn süll: de Gesellschaft paßt' em nich; un tweitens was hei in ewigen Strid mit Krischan Däseln wegen Faudern un Putzen. – »Herr Triddelfitz«, säd Krischan einmal, as hei em wedder verdwas kamen was, »ick will Sei wat seggen, ick fauder de Pird hir ganz egal un putz sei ok egal, äwer dat heww ick recht gaud markt, dat Sei ümmer den Entspekter sinen ollen Schimmel den Hawer enttrecken un em vör Ehre Staut hen rapen. Un nemen S' mi nich äwel, Herr Triddelfitz, de Schimmel is ebenso gaud 'ne Kretur as de anner un will ok lewen. – Un wat heit dit?« frog hei un gung an de Röp heranne, »wo? dit is jo Kalwerheu; wo kümmt hir dat Kalwerheu her? Ick will mi hir kein Lüs' in den Pelz setten laten, wenn de Entspekter hir herkümmt.« – »Dat weit ick nich«, säd Fritz, un hei wüßt't ok nich. – »Ja, dat is mi ok ganz egal«, säd Krischan, »äwer den, de mi dat hir in den Stall rinne dröggt, den slag' ick de Beinen entwei, denn ick will mi hir in kein Ungelegenheiten setten.«

Un somit läd sick denn Krischan Däsel up de Lur, üm den Taudrager von dat Kalwerheu aftaufaten, un't wohrte nich lang', dunn hadd hei en bi den Kanthaken. Un wer was't, de Fritzen sine Voßstaut tau Leiw' alle gesetzliche Ordnung ümstödd, de so hart was, üm Fritzen sine Voßstaut ehrentwillen de unmünnigen Kalwer üm dat ehrige tau bedreigen, de so verwogen was, üm de Voßstaut ehrentwillen sine Bein de Gefohr uttausetten, dat sei em von Krischan Däseln intwei slagen würden? Wer was dat? – Na, ich möt't man seggen, raden deiht't doch keiner. – Marie Möllers was't, de allemal, wenn sei von't Kalwerbörnen kamm un an den Ridstall vörbi gung, en Loppen von dat säute Heu an Fritzen sine Ollsch spendieren ded. – Hir kann mi nu einer inwenden: holt! hir hest du di vergaloppiert! Wo kamen in'n Sommer Börnkalwer her? Denn ward ick em antwurten, Fründting, dat is min Sak un min Recht, ick kann 'ne ganze Tid äwerhüppen un bün nu all midden in den Winter nah Nijohr 1844. Un wenn hei mi nu noch wider fragen deiht: wo kümmt Mariken Möllers tau[330] so en Stück? Denn ward ick em antwurten, dat is eben so 'ne dämliche Frag' as mit dat Kalwerbörnen; heww ick nich dat Recht, ebenso gaud nahsichtige Minschen in min Bauk uptauführen, de vergewen un vergeten, as giftige un gnitterige, de allens in Ewigkeit nahdragen? – Marie Möllers wull vergeten un vergewen, un wil dat doch nich paßlich was, dat sei sick so mir nichts, dir nichts Fritzen wedder an den Hals smet, smet sei sick mit ehre Leiw' un mit dat Kalwerheu de Voßstaut an den Hals, indem de up Stun'ns das Leiwste was, wat Fritz up de Welt hadd. Un dat was en rührend Stück, un Fritzen würd ganz weihmäudig tau Sinn, as hei ut den Larm tüschen sine olle Leiwste un Krischan Däseln den Grund herute hüren ded; hei verdrog sick mit sinen ollen Schatz, un dat gaude Wust- un Schinken-Verhältnis würd wedder up't Frisch' upricht't.

So was dat nu also Winter worden, as ick seggt heww, un in de Gegend was nich wat Besonders passiert, blot bi Pomuchelskoppen was in'n Spätharwst de Reis' nah den Landdag infollen un hadd de stille, einfache Fomili ut Rand un Band bröcht. – Häuhning schandierte in den Hus' rümmer un smet mit Geschirr üm sick – dat heit mit so'n, wat nich intwei gung –, knallte mit de Dören un säd gradtau, de Herr Gaudsbesitter wir verrückt worden; Malchen un Salchen höllen ehr Wedderpart – wenn ok man heimlich –, denn sei hadden tau weiten kregen, dat de Leutnant, de de Landdagsgard kummandieren ded, en groten Deil von sine Inkünften ut einen prachtvullen Ball betrecken ded, den hei gegen 'ne Luggedur Inspringelgeld gaww. – Up den Rostocker Pingstmarksball wiren sei west, up de Tierschau wiren sei ok all west; äwer en Landdagsball? Na, de müßt denn doch äwer Krid un Rodstein gahn! Sei stenzten denn Vating ok nah Kräften, dat hei Kurasch behöll, gegen sine leiwe Fru uptautreden. – »Klukking«, säd hei, »ich kann ja nicht anders; ich hab' es ja dem Herrn von Rambow versprochen, und der ist gestern schon hingefahren und wartet auf mich.« – »So?« säd Häuhning, »un sin Pagelun von Fru, de täuwt woll all up mi?« – »Klucking,[331] die kommt ja gar nicht hin; und wenn ich jede Gelegenheit versäume, mich mal zu zeigen, daß ich der Mann bin, der für den Adel einsteht, wie kann ich verlangen, daß sie mich zum Edelmann machen sollen? Sieh, heute reise ich nun noch mit 'ner swarzen Frack hin, wir wollen uns aber mal sprechen, wenn ich mit 'ner roten hinreise.« – »Ja, du wardst di lecker utnemen«, säd de Ollsch un gung ut de Dör. – »Ebensogut wie jeder andere Edelmann«, brummte Pomuchelskopp achter ehr her. – »Herre Je, Vating, ich weiß ...«, rep Salchen un lep ut de Dör un kamm mit einen roden, schörlakenen Unnerrock rinne un smet Vating den as en Heroldsmantel äwer de Schullern un stellte em vör den Speigel, un de Herr Gaudsbesitter treckte doran rümmer un bekek sick, un't was en groten Hägen, bet de Ollsch wedder rin kamm un em den Rock runner ret: »Willst du di abslut taum Uhlenspeigel maken, denn mak di dor up den Landdag taum Uhlenspeigel, äwer nich hir in minen Hus'.«

Dit namm nu de Herr Gaudsbesitter för 'ne vullgültige Erlaubnis, nah den Landdag tau reisen, un hei reis'te denn ok af. – Äwer, as hei tau Malchin ankamen un bi Voiteln afstegen was, dunn gung sine Not irst recht an, denn hei was verkihrt gahn un hadd bi Büllen afstigen müßt, wo de Eddellüd' ankihrten, un stunn nu mang luter Burmeisters un börgerliche Gaudsbesitters, de unmäglich tau sine Absicht passen kunnen. – Hei stunn nu jedermann in'n Weg un wüßt nich, wat hei mit sick upstellen süll, un von de annern wüßt dat ok woll keiner, bet hei tauletzt sick en Hart faten un hir un dor fragen würd, wat keiner den Herrn von Rambow up Pümpelhagen seihn hadd, denn up Axeln hadd hei sinen Tausnitt makt. Keiner hadd em seihn; tauletzt äwer säd em einer, de Herr von Rambow wir hüt nahmiddag mit den Herrn von Brülow nah Brülowshof führt un wull dor Vullblaudhingsten beseihn. – Dat was sihr slimm, sine einzigste Stütt up den Landdag süll Axel afgewen, hei süll em bi de vörnemen Herrn vörführen, un nu was de hen un let sick Vullblaudhingsten vörführen. In sine grote Verlegenheit gung hei tauletzt[332] an einen wat vülligen un staatschen Herrn ranne, de wat Fründliches in sinen Wesen hadd, äwer ut den sine Ogen so wat von 'n Schelm rute kek, as müggt hei sick ok woll girn en Spaß maken, wat hei äwer nich sach. – »Um Vergebung!« säd hei, »ich bin der Gutsbesitzer Pomuchelskopp auf Gürlitz und bin zum ersten Male hier als Landstand. Sie scheinen mir ein freundlicher Mann, und da wollte ich Sie doch mal fragen, wie ich mich eigentlich hier zu haben habe?« – »Je«, säd de Herr, namm 'ne Pris' un kek em fragwis' an, »wie Sie sich hier zu haben haben? Sie haben sich hier weiter gar nicht zu haben; Ihre notwendigen Visiten haben Sie ja wohl schon gemacht?« – »Ne«, säd Pomuchelskopp. – »Ja, denn müssen Sie beim Regierungskommissarius, beim Landmarschall und beim Landrat erst Ihre Aufwartung machen. – Gun Abend, Langfeldt, wo willst du hen?« unnerbrok hei sick hir und richt'te sine Frag' an en Mann, de mit de Latern in de Hand ut de Dör wull. – »De ollen, dämlichen Visiten afmaken«, säd de un dreihte sick in de Dör noch einmal üm: »Bliwwst du hier, Brückner? Ich kam nahsten noch wedder.« – »Na, denn täuw ok nich tau lang'«, säd de fründliche Herr un wendte sick wedder an Pomuchelskoppen, »und die Visiten haben Sie noch nicht gemacht?« – »Ne«, säd de Herr Gaudsbesitter. – »Herre Gott, dann machen Sie! Der Herr mit der Laterne macht dieselben Visiten, Sie brauchen nur immer hinter der Laterne herzugehen. Das paßt sich ja prächtig! Aber rasch, rasch!« – Un Pomuchelskopp ret den Haut von den Nagel, stört'te ut de Dör un rönnte dörch de Straten von Malchin achter de oll Funzel her, so gaud, as dat sine Vülligkeit un sine Pust verlöwen wull. – De fründliche Herr namm 'ne Pris', un de Schelm kamm bi em so recht taum Vörschin, hei set'te sick still achter'n Disch dal, lachte so vör sick hen un säd: »Ick wull blot, ick künn Langfeldten dorbi seihn.«

Un't wir würklich de Mäuh wirt west. – As de Burmeister von de Vödderstadt Güstrow, Langfeldt, bi den Regierungskummissorjus von Swerin rinne treden was un sine Latern bi den Lakaien abgewen hadd, pust'te dor wat de Trepp[333] heruppe, im Pomuchelskopp makte den Lakaien en deipen Diener un frog; »Herr Lakai, wo is der Herr, bei dem man hier Visiten macht?« – De Minsch makte em de Dör up, un Pomuchelskopp dienerte nu in de Dör rinner un makte Langfeldten de deipsten Kumpelmenten, indem dat hei em för den Regierungskummissorjus anseihn hadd, wat em nich tau verdenken stunn, denn de Herr Burmeister von de Vödderstadt Güstrow höll ümmer den Kopp so vöräwer, as wenn hei dormit dörch de Wand wull, wat sick för en meckelnbörgschen Regierungskummissorjus gaud passen deiht. – Hei dreihte äwer Pomuchelskoppen üm un wis'te em den richtigen Mann, un wil hei nu ut dat Gefecht was, gung hei af un halte sick sine Latern: Pomuchelskoppen schot dat Blatt, dat hei em utritschen kunn, hei makte also blot noch en poor Diener, un so achter Langfeldten sine Latern wedder drin. – Bi den Landmarschall was't just so: de Herr Burmeister fung en höflich Gespräk an, dunn pust'te Pomuchelskopp wedder achter em her. – »Wo kümmt dat Undirt wedder hir an!« säd Langfeldt tau sick, namm fix Afschid un dacht em tau schappieren; äwer de Herr Gaudsbesitter was tag, de Latern was sin einzigste Trost, hei stört'te wedder achter an. – Bi den Landrat von den wendischen Kreis dropen sei sick wedder; de Arger steg den Herrn Burmeister nu bet an den Hals, un wil dat hei mit den Landrat gaud bekannt was, indem dat sei tausamen in den engern Utschott seten, schanierte hei sick nich un säd: »Herr, was laufen Sie mir immer nach?« – »Ich – ich«, stamerte Pomuchelskopp, »ich kann ja ebensogut Visiten machen wie Sie!« – »Denn machen Sie dieselben für sich allein!« rep de Burmeister. De Landrat söcht nu de Sak en beten tau begäuschen, un Pomuchelskopp kreg Äwerwater un wull den Dicknäsigen upspelen; äwer as de Burmeister ut de Dör gung, rönnte hei wedder achter em drin von wegen de Latern. Nu was äwer den Burmeister sine Geduld tau En'n: »Herr!« säd hei un dreihte sick up de Strat üm, »wat lopen Sei achter mi her?« – Pomuchelskopp was äwer nu ut de vörneme Verlegenheit un hadd hürt, dat hei blot mit so'n Burmeister[334] tau dauhn hadd, em bölkten de Drüddel ut den Hals, un hei säd: »Herr, ich bin ebensogut en Fasan von dem Großherzog wie Sie!« – Hei wull »Vasall« seggen, vergrep sick äwer. – Na, so'n Stück Snack kann en Minschen, de noch so argerlich is, up en lustigen Tog bringen, un bi so en ollen fidelen Knawen, as de Herr Burmeister was, was de Arger bald vergeten, hei lachte denn ok recht von Harten un säd: »Na, denn man ümmer tau! Denn weit ick jo doch, wat Sei för einen sünd.« – »Und wo Sie gehen können«, rep Pomuchelskopp noch in Arger, »da kann ich alle Tage gehn!« un drawte wedder achter de Latern an. – Dat hadd hei nich dauhn müßt, denn Langfeldt was mit sine Vesiten prat un gung nu nah sin Quartier, dat hei sick en Husslätel un en beten L'hombregeld halen wull; Pomuchelskopp tauglik mit em in sine Stuw' herin. – De Herr Burmeister set'te de Latern up den Disch – de Sak was em nu heil häglich –, dreihte sick üm un frog mit Lachen: »Nu seggen S' mi äwerst blot, wat willen Sei eigentlich?« – »Ebensogut meine Visiten machen wie Sie!« rep Pomuchelskopp, de nu äwer dat Lachen in vulle Wut geraden was. – »Bi wen denn äwer bir?« – »Das geht Ihnen nichts an!« rep Pomuchelskopp, »der Herr wird wohl kommen«, un set'te sick – baff! – up en Stauhl dal. – »Na, dit ward jo 'ne reine Komedi«, säd de Herr Burmeister un rep ut de Dör: »Fiken, bring mal Licht!«, un as Fiken kamm, wis'te hei ehr Pomuchelskoppen un frog sei: »Fiken, hest all mal en Fasan seihn? Süh, dit is en Fasan! Dit is den Großherzog sin Fasan!«, un Fiken juchte un lachte un lachte ut de Dör rute, un den Herrn Burmeister sin Wirt kamm rinne un besach sick ok den Fasan, un de Kinner von den Wirt kemen, un't würd so'n Hägen, dat Pomuchelskopp dat endlich denn doch woll marken müßt, bi wen hei hir Vesiten maken ded. – In helle Wut stört'te hei ut de Dör rute, un de Herr Burmeister gung nu mit de Latern sachten achter em her.

»Langfeldt«, frog de fründliche Herr in Voiteln sin Stuw' un namm 'ne Pris', »hest du dinen Besäuk richtig afmakt?«, un dorbi kek de Schelm em ut de Ogen. – »Na, hür mal«, rep[335] de Herr Burmeister, »nu weit ick Bescheid! Dat hadd ick mi doch äwer ok glik denken künnt, dat du mi dat Undirt nahschickt haddst.« Un hei vertellte de Geschicht, un so kamm't rüm, denn de Herrn up den Landdag willen ok ehren Spaß hewwen, un Pomuchelskopp würd de Fasan näumt, un Axel, achter den hei nu ümmer her bammelte, würd de Fasanenwächter näumt, un as Malchen un Salchen taum Landdagsball kernen, idel bunt, dunn wiren sei de Fasanenküken, un as Pomuchelskopp up einen Stimmzettel sine Taustimmung mit »J-a-h!« schrewen hadd, wullen em weck den »Landdags-Esel« titulieren, 't gung äwer nich dörch, de Fasan hadd all tau sihr äwerhand namen.

Ne, vele Freud' hadd hei up den Landdag nich hatt, denn sülwst de Eddellüd', achter de hei her trödelte un mit de hei stimmte, wullen nich wat von em weiten, üm sick nich lächerlich tau maken, un as hei an't Hus kamm, gung sin Leiden irst recht an, denn sin leiw Häuhning nennte em einmal äwer't anner »Pöking«, un wat denn de Klock slagen hadd, wüßte hei recht gaud, un Malchen un Salchen stunnen em nich bi, denn sei hadden up den Landdagsball seten, as seten sei up Eier. – Un nu stichelten un stäkerten sei an den armen, einfachen Mann un Gesetzgewer in sine Sofaeck rümmer, dat dat en Stein erbarmen kunn. – »Pöking, wat hest du nu eigentlich up den Landdag profentiert?« un: »Vating, wirst du nun bald ein Edelmann?« un: »Pöking, wat dauhn sei dor eigentlich up den Landdag?« – »Ih, das weiß ich auch nicht. Sie hauen sich da immer rüber.« – »Pöking, wer hau't sick denn dor äwer?« – »Ih, das weiß ich auch nicht. Der eine hau't den einen über, und der andere hau't den andern, über.« – »Vating, was ist denn eigentlich ausgemacht in der Klostergeschichte?« – »Ih, das weiß ich auch nicht; das wirst du noch zeitig genug in der Rostocker Zeitung zu lesen kriegen«; un dormit stunn hei up un gung nah de Schündäl un schull sick mit de Döschers rümmer.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 327-336.
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