Kapittel 24

[359] Wat Franz in den Pasterhus dauhn wull un doch nich ded. Worüm Bräsig koppschu un Fritz stolz ward. Wedderseihn un Verdreitlichkeiten. – 2000 Daler futsch! – Wer möt helpen? De olle brave Pomuchelskopp un de Preisteracker.


Bräsig was de Woch' äwer in den Pasterhus' blewen, hei bröchte allens in de Reih, wat bi so 'ne Verännerung notwendig is, hei namm dat ganze Inventor up, schrew ganze Hümpel von de drulligsten Truerbreiw', drog sei sülwst bad'wis trotz Snei un Küll un Podegra tau de Post un rekente in Rahnstädt mit Schauster un Snider tausam un satt nu an den Mandag nah dat Gräfnis mit de Fru Pastern un Lowise an den Frühstücksdisch, indem dat hei glik nahher afmarschieren wull, as en Wagen vör de Dör höll un Franz von Rambow ut em sprung un glik dorup gesund un fröhlich in de Stuw' tred. Äwer wo still würd hei utseihn, as hei de swarten Truerkleder von de beiden Frugens gewohr würd! – »Mein Gott«, rep hei in de irste Äwerraschung, »was ist passiert? Wo ist der Herr Pastor?« – De lütte Fru Pasturin was ut ehren Korflehnstauhl upstahn un gung nu an den jungen Herrn heran un gaww em de Hand un säd mit Mäuh: »Mein Paster ist verreis't, in seine Heimat verreis't, und er läßt alle grüßen, alle« – hir äwernamm't ehr un sei weinte achter ehren Taschendauk – »alle, die er einmal lieb gehabt hat, Sie auch.« – Un Lowise gung ok an em ranne un gaww em de Hand, ahn wat tau seggen. Ehr was dat Blaud in't Gesicht stegen, as sei em tauirst seihn un kennt hadd, nu was[359] sei äwer wedder still un hadd sick fat't. Un Bräsig schüddelte em de Hand un red'te von dit un dat, üm de Gesellschaft up annere Gedanken un äwer de irste Weihdag' wegtaubringen; äwer Franz hürte nich dorup, hei stunn as angedunnert, de Nahricht was em tau hastig un tau hart in sine fröhlichen Hoffnungen fallen.

Hei was twei Johr up de Akademie in Eldena west, was dor flitig west un hadd sick dor Kenntnissen aneigent nah alle Richt hen, as sei dat widlüftige Feld von de Landwirtschaft verlangt un as sei so 'ne Anstalt beiden deiht; den praktischen Deinst kennte hei genau von Hawermannen her; hei würd nu mündig un kunn sine Gäuder antreden; em stunn nicks in den Weg', wenn hei en Husstand begründen wull, as sine eigene Äwerleggung. Dese un den seligen Paster sine ruhigen, verstännigen Breiw', de jede entfirnte Upförderung un Anspelung ängstlich vermeiden hadden un bi alle fröhliche Herzlichkeit ümmer up Verstand un Vernunft henwis't hadden, hadden em vör vörilige Schritten un hastiges Dauhn bewohrt. Hei hadd kein kolles Hart, sin slog ebenso heit in de Bost as bi jeden annern jungen Minschen, de sick bi den irsten Anblick bet äwer de Uhren verleiwt un sine Hand un sin Hart up en Presentierteller vör sick herdröggt; äwer hei was von lütt up an up sine eigne Vernunft un up sine eigenen Handlungen stellt worden un hadd ok geringe Ding'n mit Äwerleggung bedrewen – weck säden, mit tauvel Äwerleggung –, äwer dat schadt nich! In desen Punkt hadd hei recht, desen Hauptschritt för't Lewen wull hei mit warmen Harten, äwer ok mit käuhlen Kopp dauhn. Hei hadd sin Hart bedwungen, hadd all de säuten Dröm von Glück un Seligkeit fast in sine Bost verslaten as den säuten Karn in de harte Nät, hei hadd sei nich vör idel Lust un Genuß upknackt, hei hadd gedüllig täuwt, bet glückliche Ümstän'n as Sünn un Regen sachten de Schell von sülwst platzen leten, dat de Kin gesund tau Dag' kamen künn un en Bom dorut würd, unner den sinen Schatten hei mal glücklich mit sine Lowise sitten kunn. Un wenn sin Hart[360] einmal hastiger slagen ded un em taum Besäuk un taum Wedderseihn driwen ded, denn hadd hei wacker dorgegen streden mit gerechten Sinn gegen sin Mäten, dat sei nich drängt würd, dat sei Tid hadd, sick tau finnen un tau faten; un mit Stolz hadd hei dorgegen streden: hei wull sine glückliche Lag' nich as Friwarwer vörup lopen laten. Un wenn sin Hart ok männigmal bläuden ded in so'n Strid, denn hadd hei em frisch un stramm tauraupen: »Hand von den Sack! Lotterie spelen wi hir nich! So ein Verdeinst is tau licht wunnen un tau licht utgewen. – De Verdeinst sall gellen, de einen sur worden is, dor hett hei nahst ok sine Freud' an. Wat nich surt, dat säut't ok nich!«

Äwer nu was hei mündig worden, nu was hei in allen Kanten en Mann worden, nu was sinen eigenen Stolz un sine Ihrlichkeit gegen dat leiwste, säutste Mäten up de Welt ehr vulles Recht gescheihn, nu gräunte de Kin von den Nätkarn dörch de harte Schell gesund un fröhlich ut de düstre Ird an dat Licht herute, nu was't Tid, em tau plegen, dat en Bom dorut würd, nu was't nich Tid allein, nu was't ok Schülligkeit. Nu smet hei sick in sinen Wagen, de Strid tüschen de käuhle Äwerleggung un dat heite Hart was tau En'n, de Äwerleggung blew tau Hus, sauber inpackt, dat sei em nich afhannen kamen ded, denn hei kunn sei nahsten noch bruken, un dat heite Hart namm hei mit un hett dat unnerwegs so vel tröst't un buss't un em säute Leder sungen, as wir't en Wickelkind un hei de Mutter dortau.

Ach, un nu was de Freud' dorhen, de Leder von Glück un Leiw' wiren ümsüs sungen, sin Hart slog tüschen de beiden bedräuwten, swarten Truergestalten unrauhiger as vördem, un hadd hei de Äwerleggung ok tau Hus laten, sin minschlich Gefäuhl, sine Ihrfurcht vör so 'ne grote Truer un sin Andenken an den ihrwürdigen, stillen Mann wiren mit em führt, un gegen so 'ne Macht stritt kein ihrlich Hart; dor giwwt sick dat, wenn ok mit Wunden un Weihdag'. – De Leiw' is vull Eigensucht un kennt keine Rücksicht för annere, seggen de Lüd', un't is ok wohr! Sei is 'ne Welt för sick un[361] geiht ehren eigenen Gang, as wenn ehr nicks anners kümmern deiht; stammt sei äwer von Gott, denn is ehr de Gang nah ewigen Gesetzen vörschrewen, dat sei nicks ut de Richt bringt, nahrends anstött un de annern Welten mit ehr säutes, mildes Licht anstrahlt as de Abendstirn, wenn hei Rauh in de kranken Harten gütt.

So was ok Franzen sine Leiw', sei kunn nich anstöten, kunn kein Unrauh äwer annere bringen, sei müßte trösten un heilen, un dorüm bedwung hei sin Hart un sweg. Un as hei Afschid namm in den Pasterhus', dunn was em tau Maud' as en Wannersmann, de mit Mäuh un Sweit nah den Kirchtorm ran kamen is, de em von Firn winkte, un nu bi de irsten Hüser tau weiten kriggt, dat dit nich de rechte is un dat dat En'n von sine Reis' noch wid achter liggt; hei deiht en deipen, frischen Drunk un wannert denn rüstig wider.

Dat was en schönen, hellen Winterdag, as Franz nah Pümpelhagen wider gung un den Wagen langsam folgen let; Bräsig gung mit em. De junge Mann was in eigenen deipen Gedanken, Bräsig gor nich, un so stimmten sei nich recht tausam. Bräsig hadd ok woll dat Mul hollen kunnt von all de Geschichten, de hüt in sinen Kopp späukten; äwer dat was ein von de glücklichsten Eigenschaften von Unkel Bräsigen, dat hei't seindag' nich markte, wenn hei äwerlästig würd. Tauletzt indessen müßte hei doch gewohr warden, dat de jung' Herr doch ok rein gor nicks antwurt'te; hei stunn also still, ungefihr up dat sülwige Flag, wo em Axel dunn so smählich hadd afstinken laten, un frog: »Wo? Bün ich vielleicht hier bei Sie in Unbequemlichkeiten? Es ist mich das hier auf dieses Flag schon mal passiert mit Ihren gnedigsten Herrn Vetter; denn kann ich ja auch wie dazumalen ein Haus weiter gehn.« – »Lieber Herr Inspektor«, säd Franz un fot den ollen sine Hand, »Sie dürfen mir das nicht übel nehmen; der Tod von dem alten braven Pastor und die traurige Veränderung in dem lieben Pastorhause haben mich gar zu tief ergriffen.« – »So«, säd Bräsig un drückte em de Hand, »wenn das ist, denn nehm ich Ihnen das gut, und das hab' ich ümmer[362] gesagt, auch zu die Frau Pastern und die kleine Lowise, Sie sind der gebildete Ökonomiker, wie er in's Buch steht, indem daß Sie menschliches Gefühl in der Brust haben und zugleich auch aufpassen auf die ßackermentschen Hawjungs; und Rudolfen habe ich ümmer gesagt, er soll Sie zum Augenspiegel nehmen. Kennen Sie Rudolfen?« Un nu fung hei von Rudolfen un Mining un Gottlieben un Lining an tau vertellen un bröchte de ganze Ümgegend mit int' Spill, un Franz bedwung sick un hürte upmarksam tau, so dat hei, as sei nah Pümpelhagen kemen, mit allen Bescheid wüßt, sogor mit Pomuchelskoppen un sin Häuhning. – »So«, säd Bräsig, as sei up den Pümpelhäger Hoff kemen, »Sie gehen nu zu Ihren gnedigsten Herrn Vetter und ich zu Hawermannen, und was ich Ihnen von Pomuchelskoppen und seine heimlichen Projektionen gesagt habe, das bleibt so präter propter unter uns, und darauf können Sie sich verlassen, aufpassen tu ich, und macht er hier noch weitere Fisematenten, denn krieg ich sie raus.«

Äwer Franz gung nich in dat Herrnhus, hei sprung vör Bräsigen tau in't Wirtschaftshus herinne, in de Stuw', wo hei so männige stille, herzliche Stun'n mit sinen ollen, truen Lihrmeister verlewt hadd, un föll den ollen Mann üm den Hals, un Olt un Jung legen sick in den Arm, as wenn de Tid un de Johren tüschen de beiden utstreken wiren, un de ollen Ogen würden fucht un de jungen Backen farwten sick frischer, as müßt dat Öller sinen Dau un sinen Segen gewen, dat dat junge Hart heller upgräunen künn. – So was't, un so süll't ümmer sin! – Un Franz gung ok up Fritz Triddelfitzen in un reckte em de Hand hen: »Guten Tag, Fritz.« Äwer Fritz hadd ok sinen Stolz, dat was de börgerliche Stolz, un hei hadd ok sine Rachsucht, dat was de Rachsucht, de hei nah dat Grabenrangdewuh in den Arwtacker rin stampt hadd, un hei säd käuhl: »Wie befinden Sie sich, Herr von Rambow?« – »Fritz, bist nich klug?« frog Franz und dreihte em rund üm un let em stahn, as wir Fritz 'ne unergründliche Frag', an de sick nu en anner versäuken künn, un gaww de[363] beiden ollen Herrn de Hand im gung tau sinen Vetter. – »Korl«, säd Bräsig un set'te sick an den Disch, wo dat Eten all upstunn, »ein exzellenter junger Mensch, dieser Herr Von! – Und was habt Ihr hier for einen schönen Sweinbraten! In sieben kolle Winter habe ich keinen Sweinbraten mehr gesehen.«

De Empfang, den Franz bi sinen Vetter Axel funn, was herzlich, un de Freud tau em uprichtig, un dat let sick woll denken, denn de beiden Vettern wiren jo de einzigen männlichen Nahkamen von ehr Geslecht. Frida, de Franzen all vördem up ehre Hochtid kennen lihrt hadd, freu'te sick vör allen tau den gauden un verstännigen jungen Mann un ded allens, üm em den Besäuk angenehm tau maken, un as Hawermann nah dat Middageten Bräsigen dat Geleit gewen hadd un nu äwer den Hoff taurügg gung, schickte sei nah em rute un let em taum Koffe bidden, wil sei mit Recht glöwte, dat dat Franzen leiw sin würd. Bi dese Gelegenheit kamm dat nu äwerst rute, dat Franz all vörher in dat Wirtschaftshus gahn was un den irsten Besäuk bi den Inspekter makt hadd, wat Axeln en beten versnuppen ded; hei krüs'te de Stirn bi de Nahricht, un sine Fru wenigstens markte dat glik, dat em de Herr wedder upstöten ded. Dat wir nu glikgültig west, wenn hei nich so unverstännig un ungerecht west wir, dat hei Hawermannen dörch en kolles, vörnemes Wesen dat entgellen let, wat Franz verseihn hadd – wenn't äwerall en Verseihn was.

De Gesellschaft stimmte also wedder nich ganz tausam; jedes fründliche Wurd, wat tüschen Hawermannen un Franzen wesselt würd, was Axeln entgegen; hei würd ümmer stiwer un köller, un de ganze Unnerhollung was all, trotz den schönen, warmen Sünnenschin, den de junge Fru um sick rümmer schinen let, up den Punkt intaufrieren, as Hawermann mit en Mal upsprung, an dat Fenster gung un ahn wideres ut de Dör lep. – Axeln sin Gesicht würd düsterrot von den Arger, de in em upsteg: »Das ist doch ein zu rücksichtsloses Betragen!« rep hei, »mein Herr Inspektor scheint[364] sich von jeder gewöhnlichen Höflichkeit emanzipieren zu wollen.« – »Das muß etwas Wichtiges sein«, säd Frida un tred an dat Finster. »Was hat er da mit dem Tagelöhner?« – »Das ist ja der Tagelöhner Regel!« säd Franz, de ok ut dat Finster sach. – »Regel? – Regel?« frog Axel un sprung nu ok up, »das ist ja der Bote, den ich gestern mit 2000 Talern in Gold nach Rostock geschickt habe, der kann ja noch nicht wieder zurück sein.« – »Das wird's sein«, rep Franz, »was den alten Mann so außer Fassung bringt. – Sieh bloß, er vergreift sich an dem Menschen! – So hab ich ihn nie gesehn!« Un dormit lep hei ut de Dör, Axel achter em drin.

As sei rute kemen, hadd de oll Inspekter den jungen, kräftigen Daglöhner in den Bussen fat't un schüddte em, dat em de Haut in den Snei föll: »Dat sünd Lägen!« rep hei dortüschen, »dat sünd niderträchtige Lägen! – Herr von Rambow, der Kerl hat das Geld verloren!« rep hei den Herrn tau. – »Ne, sei hewwen mi't afnamen!« rep de Daglöhner dormang un stunn dodenblaß dor. – Axel was ok blaß worden: de 2000 Daler hadd hei eigentlich all lang' nah Rostock betahlen müßt, hadd't äwer ümmer noch up de lange Bänk schawen, bet em dat Füer up de Nägel brennen ded, un hadd sei sick nu von Pomuchelskoppen leihnt – un nu wiren sei weg. – »Es sind Lügen!« rep Hawermann, »ich kenne den Kerl. Der sollte sich mit Gewalt Geld nehmen lassen? Keine zehn Kerle sind imstande, ihm auch nur eine Pfeife Tabak mit Gewalt zu nehmen«, un fohrte wedder up den Kirl in. – »Halt!« rep Franz un tred dortüschen, »lassen Sie den Menschen einmal ganz ruhig erzählen. – Wie ist es mit dem Gelde?« – »Sei hewwen mi't namen«, säd Regel. »As ick vermorrntau achter Rahnstädt was, bi den Galliner Holt, kemen mi twei Kirls entgegen, un de ein bed mi üm en beten Füer up de Pip, un as ick em dat anslagen wull, fot mi de anner von achtertau an de Gördel un ret mi achteräwer, un dunn nemen s' mi dat swart Packet ut de Tasch, un dunn lepen s' in den Galliner Holt rin, un ick achter her, kunn sei äwer nich wedder krigen.« – »Was ist das?« föll Axel[365] hir in, »wie kommt Er heute morgen erst beim Galliner Holz, das eine halbe Meile hinter Rahnstädt liegt? Hab' ich Ihm nicht ausdrücklich anbefohlen, Er solle sich von dem Bürgermeister zu Rahnstädt einen Paß geben lassen und dann die Nacht durch gehen, damit das Geld heute mittag um 12 Uhr in Rostock sei?« (Dat was de letzte Termin, an den dat Geld betahlt warden süll, süs süll hei verklagt warden.) – »Ja, Herr«, säd de Daglöhner, »un den Paß heww ick mi ok gewen laten, un hir is hei«, un halte em ut sine Hautsneer rute, »äwer de Winternacht dörch tau gahn, dat is doch ok so'n Stück, un ick bün bi mine Fründschaft blewen in Rahnstädt un dacht ok so, ich kem doch woll noch tau rechter Tid nah Rostock.« – »Krischan Däsel!« rep Hawermann äwer den Hoff räwer un was ganz ruhig worden, denn blot de faste Äwertügung, dat em de Daglöhner grad in't Gesicht rinne log, hadd den ollen Mann in Upregung bröcht. – »Herr von Rambow«, säd hei, as Krischan ranne kamm, »befehlen Sie nicht, daß der Justiziarius geholt werden soll?« – un as Axel taustimmt hadd, säd hei: »Krischan, nimm di mal de beiden Vörpird von de Kutschpird un legg s' mal vör de Halfschäs'. Du sallst den Herrn Burmeister ut Rahnstädt halen; en Breiw will ick di dortau schriwen. – Un Hei, Regel, kam Hei mal mit, Em will ick en stillen Platz anwisen, wo Hei sick besinnen kann.« Dormit gung hei mit den Daglöhner af un slot em in 'ne Kamer in.

As Axel nu mit sinen Vetter in dat Hus taurügg gung, hadd hei jo de beste Gelegenheit, den jungen Mann mit sine Geldverlegenheit bekannt tau maken; äwer, obschonst hei wüßt, dat de em mit Lichtigkeit helpen kunn un würd, sweg hei doch. Un dat is 'ne wohre, äwerall gültige Erfohrung, dat sick de richtigen Schuldenmakers vel leiwer an dat harte Hart von en Wucherer wenden as an dat weike von Frün'n un Verwandten. Sei sünd tau stolz, ehr Schulden un ehr Schuld intaugestahn; äwer nich stolz naug, bi de nichtswürdigsten Geldjuden tau bidden un tau borgen. Äwer't is kein Stolz, 't is nicks wider as de jämmerlichste Feigheit, de sick[366] vör de vernünftigen un wollgemeinten Vörstellungen von Frün'n un Verwandten fürchten deiht.

Axel sweg also un gung unrauhig in de Stuw' up un dal, wo sick Frida mit Franzen äwer desen besonderen Fall unnerhöll. De Sak was allerdings för den Herrn sihr von Bedenklichkeit, dat Geld müßt schafft warden, süs kunn hei verklagt warden, was mäglicher Wis' all verklagt. Hei höll't nich länger ut, hei let sick sin Pird bringen, un obschonst dat all schummern warden wull, red hei spazieren – so säd hei wenigstens –, red äwer tau Pomuchelskoppen.

Pomuchelskopp hürte den Herrn von Rambow sin Mallür mit gor tau vele Weihleidigkeit an un swögte äwer de Slichtigkeit von de Minschen un meinte, wotau denn de Herr von Rambow äwerall en Inspekter hollen ded, wenn de nich mal so vel Verstand hadd, em för so 'ne wichtige Sak en säkeren Minschen antauschaffen, un meinte, hei wull noch nicks seggen, äwer dor künn ok woll noch wat anners achter steken; indessen säd hei vörlöpig noch nicks, äwer dat wull hei denn doch seggen, dat Hawermann denn doch ümmer sihr up sinen eigenen Vurtel bedacht west wir, so taum Bispill mit den Preisteracker; tau dese Pachtung hadd hei den verstorbenen Herrn Kammerrat ok man beredt, dat hei sülwst mihr Lastengeld kreg, denn de Pümpelhäger Wirtschaft hadd apenboren Schaden von de Pachtung, un dat wull hei em bewisen. Un nu rekente hei Axeln en langen Strämel vör, worin em de gor nich folgen kunn, wil hei äwerall nich tau reken verstunn un för den Ogenblick blot an sine Geldverlegenheit dachte. Hei säd also tau allens »ja« un kamm nu tauletzt mit sin Anliggen taum Vörschin, dat em Pomuchelskopp noch einmal 2000 Daler vörscheiten süll. Pomuchulskopp wrüng sick irst en beten un kratzte sick achter de Uhren un säd tauletzt ok »ja«; äwer unne de Bedingung, dat Axel den Preisteracker von den nigen Paster nich wedder pachten wull. – Dit hadd den jungen Herrn nu stutzig maken kunnt, un Muchel fäuhlte dat ok richtig rute, hei bewist' em also wedder mit Tallen, dat de Gürlitzer Wirtschaft vel ihre[367] dese Pachtung äwernemen kunn un dat sei up dese Wis' beid' bi den Tusch gewünnen. Axel hürte mit halwen Uhren tau un säd tauletzt tau, dit Verspreken schriftlich von sick tau gewen; sine Geldverlegenheit was dringend, de irste Not müßt' kihrt warden, un hei was so recht de Mann dortau, sine Melkkauh den Hals aftausniden, üm dat Fell tau verköpen.

De Sak was nu in'n Kloren: Axel bröchte sinen Revers tau Poppier, Pomuchelskopp packte de 2000 Daler in un schickte sei mit en Breiw von Axeln dörch sinen eignen Ridknecht nah Rahnstädt up de Post. So was't ok am besten, denn up de Ort kreg keiner in Pümpelhagen wat von de Sak tau weiten. As Axel nah Hus red, log hei sick twei Ding' so lang' bündig vör, bet hei sülwst doran glöwen ded: irstens, dat Hawermann eigentlich an den Verlust ganz allein schuld wir, un tweitens, dat hei froh sin kunn, den Preisteracker up so 'ne Wis' los worden tau sin.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 359-368.
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