Der Pavillon

[631] Aber selbst noch durch die Flügeltüren

mit dem grünen regentrüben Glas

ist ein Spiegeln lächelnder Allüren

und ein Glanz von jenem Glück zu spüren,[631]

das sich dort, wohin sie nicht mehr führen,

einst verbarg, verklärte und vergaß.


Aber selbst noch in den Stein-Guirlanden

über der nicht mehr berührten Tür

ist ein Hang zur Heimlichkeit vorhanden

und ein stilles Mitgefühl dafür –,


und sie schauern manchmal, wie gespiegelt,

wenn ein Wind sie schattig überlief;

auch das Wappen, wie auf einem Brief

viel zu glücklich, überstürzt gesiegelt,


redet noch. Wie wenig man verscheuchte:

alles weiß noch, weint noch, tut noch weh –.

Und im Fortgehn durch die tränenfeuchte

abgelegene Allee


fühlt man lang noch auf dem Rand des Dachs

jene Urnen stehen, kalt, zerspalten:

doch entschlossen, noch zusammzuhalten

um die Asche alter Achs.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 631-632.
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