Die Treppe der Orangerie

[526] Versailles


Wie Könige die schließlich nur noch schreiten

fast ohne Ziel, nur um von Zeit zu Zeit

sich den Verneigenden auf beiden Seiten

zu zeigen in des Mantels Einsamkeit –:


so steigt, allein zwischen den Balustraden,

die sich verneigen schon seit Anbeginn,

die Treppe: langsam und von Gottes Gnaden

und auf den Himmel zu und nirgends hin;


als ob sie allen Folgenden befahl

zurückzubleiben, – so daß sie nicht wagen

von ferne nachzugehen; nicht einmal

die schwere Schleppe durfte einer tragen.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 526-527.
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Neue Gedichte - Der Neuen Gedichte anderer Teil.
Insel Taschenbücher, Nr.49, Neue Gedichte