Scena II.

[117] Mammon. Satan. Belial. Scharioth. Astaroth.


MAMMON.

Her, her, wer begert Gut vnd Geld!

Ich bin Mammon, ein Gott der Welt;

All, die mir dienen, mach ich reich

Per fas, nefas, gilt alles gleich.

Vntrew, Vnrecht, Betrug vnd List

Mein beste Kunst vnd Arbeit ist.

Doch führ ich einen guten schein,

Darunter gute Practickn sein

Voll Lust, Begierd zu allem ding,

Voll Hoffart, stoltz, biß das ich bring

All meine Diener in mein Reich.

Dar geb ich jnen allen gleich

Für Vnrecht eitel Grechtigkeit.

Wer reich wil sein, der brauch der zeit,

Wie mein Porphyrius gethan,

Dafür soll er sein Lohn auch han.

Wer das nicht möcht, der wer geleich

Eim narrn, der liebr arm wer denn reich.

SATAN.

Woher, Mammon? Wo gehst herümb?

MAMMON.

Ich schaw, das ich mehr Dienr bekum.

SATAN.

Du thust jm warlich eben recht.

Was macht Porphyrius, dein Knecht?

MAMMON.

Das ist mir ein gehorsams Kind,

Sein Brüder vnd auch all jr Gsind.

SATAN.

Warlich, das ist ein gute Mähr;

Schaw, das sich keiner von vns kehr![118]

Fürnemlich der reich Purpur Hans

Gar bald wird müssen an den Tantz.

Denn Gottes Stim ich da vernam,

Da ich mit den herümmer kam:

Sein Seel solt er noch heut auffgebn,

Vnd Lazarus wird auch nicht lebn.

Drümb hab ich mich hieher gemacht

Vnd diese Rott mit mir gebracht,

Das wirs an allen örten fein

Bestellen, wie es best wird sein.

Weil du den Reichen lang geführt

Vnd weist sein weiß, lust vnd begiert,

Sey dir befohlen dieser Man.

Sich, das er jetzt nicht mög entgahn!

Der Belial sey dein Gesell,

Der sorgt auch vleissig für die Hell.

MAMMON.

Der sachen wolln wir rathen wol;

Was gilts, ob er entrinnen soll?

Denn in so viel Strick halt ich jn

Gefangen, das er vnsr mus sein.

Der Geitz, Wucher vnd Schinderey,

Der Vbermuth, Pracht, Hoffartey,

Die Vppigkeit, friß voll, sauff aus,

Die halten stetigs mit jm Haus.

Gleichwol wenn man sein Feind veracht,

Hat manchen Man in Schaden gbracht.

SATAN.

Ich halt, jr werd jm wol recht thun.

BELIAL.

Ey, daran sols kein mangel han.

SATAN.

Du aber, hörstus, Scharioth,

Nim du zu dir hie diese Rott

Vnd schleich den andern Gsellen nach,[119]

Die mit dem Reichen alle Tag

Vns sein so vleissig ghorsam gwest

Vnd sich in vnser Küch gemest,

Das sie bestendig bleiben fest,

Biß das wir sie auch holen letzt

In vnser Loch, in Nobißkrug!

Da solln sie denn auch haben gnug

Pech, Schwefel, Fewr, ein köstlich Mahl,

Da vnten in dem finstern Thal.

Seht jo, das jr keiner entschleich,

Das sie kommn all in vnser Reich!

SCHARIOTH.

Sey wol zu fried, ich kan ein Kunst,

Die hab ich offt gebrauchet sonst,

Die heist: Sauff dich all Tage toll,

Sey nimmer nüchtern, allzeit voll!

Damit hab ich bethört genug,

Die sich sonst liessen düncken klug,

Die ich hab so von einer Sünd

Bald in die ander führen kund.

Das ist ein Speiß für diese Gest,

Darmit wil ich sie halten fest,

Das sie also der Moises wol

Vnd kein Prophet bereden soll.

SATAN.

Das ist ein Kunst probieret wol.

ASTAROTH.

Drümb sie dest wenigr feilen soll.

SATAN.

Ich wil dieweil versuchen mich,

Ob ich den Lazarum beschleich,

Vnd darnach vleissig vmbher fahrn,

Das ich mehr bring in vnser Garn.

Doch, Mammon, hab des vleissig acht,

Was bey dem Reichen wird gemacht![120]

Schleich alle Winckel ein vnd aus,

Sich vleissig, was geschicht im Hauß! –

Du, steck dich heimlich hintr die Thür

Vnd sich allzeit gantz still herfür,

Das, wenn sich nahen wil die Stund,

Du mir solches thust zeitlich kund,

Das ich jm denn die Beicht recht hör

Vnd, wie er beichtet, absoluier!

BELIAL.

Der sachen wolln wir wol recht thun.

ASTAROTH.

Alhier sols auch kein mangel han.

SATAN.

Nu ist mein zeit, das ich auch geh;

Denn sich, den Tod ich schon dort seh.


Quelle:
Georg Rollenhagen: Spiel vom reichen Manne und armen Lazaro. Halle a.d.S. 1929, S. 117-121.
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