Das IV. capitel.

Wie Bausback Bröseldieb will heimfüren.


Bausback antwort: "Mein lieber gast,

Von leibes vorrat rümest du fast,

Daran bei uns viel weniger not,

Wasser und erd geben uns brot.

Allerlei speis muß uns vorstehen,

Die warlich wol ist zu besehen,

Weil got uns hat die macht gegeben,

Das wir im nassn und trocknen leben,

Das wir auf erden gehn und lecken

Oder tief im wasser uns verstecken.

Du hast aber zuvor gesagt,

Du werst beherzt und unverzagt,

Nun merk ich, es mangelt an mut,

Das ist an eim könig nicht gut.

Trau nur und setz dich auf den rück,

Und fürcht gar nicht, das es mich drück.[110]

Ich bring dich heim on all gefar,

Netz dir auch nicht ein einigs har.

Wilt du aber nicht, so mag es sein,

Wo kein herz ist, da komts nicht ein." –

Bröseldieb verhonten die wort

Und sprach: "Wolan, fart immer fort,

Am herzen muß kein mangel sein,

Der mut ist groß, der man ist klein;

Wenn nur die eure meine man

Auch zugleich füren mit hinan." –

"Warum das nicht? – Ihr vier trabanten

Füret sie mit als freund verwandten",

Sprach der könig und wolt sich bücken.

Bröseldieb sprang ihm auf den rücken,

Schlug an den hals sein beide hend

Und jeden fuß auf jede lend,

Und sprach: "Ei nun, das walt got, amen!"

Gar bald sie in das wasser kamen,

Furen vom land frölich dahin.

Wie das die fröschlein wurden inn,

Schickt sich jeder an seinen ort

Und zog mit seinem könig fort:

Ihr etlich waren im vortrab,

Andre zogen zun seiten ab,

Der helle haufen zog hinten nach;

Wie man den Alexander sah

Zu Babylon mit seinem heer

Erstlich einziehn mit pracht und er,

Mit mannen, pferden und rustwagen,

Als er Darium hat geschlagen;

Wie die Venediger schiff prangten,

Als sie vom Türkn den sieg erlangten.
[111]

Quelle:
Georg Rollenhagen: Froschmeuseler. Zwei Theile, Teil 2, Leipzig 1876, S. 110-112.
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