2. Heimkehr

[146] Sei willkommen, Heimatherde,

Die ich fast verloren gab!

Führe zu dem alten Herde

Mich, mein treuer Wanderstab!

Die vor Jahren ich verlassen

Für die Welt, mit leichtem Fuß,

Hohe Thürme, krumme Gassen,

Nehmt des Heimgekehrten Gruß!


Du, mein Strom, geliebt vor allen,

Stolzer, königlicher Rhein,

Deine Fluthen seh' ich wallen

Glänzend unterm Sonnenschein!

Sei gegrüßt auf Berg und Hügeln,

Rebe, die den Segen bringt,

Dem auf tausend Liederflügeln

Preisgesang die Welt durchklingt!


Und ich nehm' es als Willkommen,

Das mich freudig überkam,

Daß ich Lieder dort vernommen,

Wo ich einsam Abschied nahm.[147]

Liederklänge holder Mädchen,

Ihr begleitet mich zu Thal!

Heimathboden, altes Städtchen,

Sei gegrüßt mir tausendmal!


Quelle:
Otto Roquette: Gedichte, Stuttgart 31880, S. 146-148.
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