Antwort auf alle strafer

[80] Im kurzen ton Müglings.


20. octob. 1534.


1.

Ich hab begeret lang,

zu horen gut meistergesang,

daraus zu lernen im anfang

gut sitten, tugent, scham und zucht,

Als ich hie funden han;

doch habt ir hie ein lumpenman

der nichs dan schmehen, schenden kan

gleich wie ein hüppenbub verrucht.

Den solt ir von euer gselschaft ausschließen

und vor der tür mit laugen wol durch gießen,

als het er tun verließen

sein hüppen und das hüppel faß


2.

Die weil er on verstant

mich schmehet hie durch seinen tant,

das ist der werten kunst ein schant,[80]

meistergesang ein hindernus;

Billich ist, so er schmecht,

das er geleichen lon entpfecht,

widergelten ist nit unrecht;

wer keglen wil aufsetzen muß.

Doch wil ich sein aus dismal noch verschonen,

seiner scheltwort mit scheltwort nit belonen,

sunder treulich vermonen,

das er sein fatzen unterlaß.


3.

Wil er erlangen er,

so sing er keinen strafer mer,

sunder gut cristenliche ler

aus alt und neuem testament

Und alt römisch geschicht,

sunst ander hofliche gedicht:

alsdan man im sein lob auch spricht

und keinen hüppenbuben nent;

Und ist dan wert bei alter und bei jugent,

so sein gesang lert gut sitten und tugent,

als die weisen fürtrugent;

ist er weis, so verstet er das.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 80-81.
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