Die beurin mit dem eirimschmalz

[230] In der feielweis Hans Folzen.


14. april 1547.


1.

Ein beurin klug

ir alweg schlug

ein in ein schmalz acht eier,

Ueber die saß,

heimlich die fraß;

als das erfur der meier,

Das sie solichs trieb alle tag,

da macht er ir zu einer plag[230]

einen anschlag;

er war ein grober Beier.


2.

Als sie einmal

auch ir anzal

eier int pfannen schluge,

Schlich er hinein,

schlug ir darein

noch acht eier mit fuge,

Sie wests nicht und darüber saß,

auch zwelf eier herauser fraß,

darvon sie was

vol und het ir genuge.


3.

Sie erschrak, das

noch über was

und forcht sich vor geferden;

Sprach mit gedank:

»o, ich bin krank

oder ich wil krank werden,

das ich mein teglich eirimschmalz

nicht mag aufeßen! glück der walts!«

darvon ein alts

sprichwort noch bleibt auf erden.

Quelle:
Hans Sachs: Dichtungen. Erster Theil: Geistliche und weltliche Lieder, Leipzig 1870, S. 230-231.
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