8.

[179] Wenn sie Mahlzeit auf dem Blocks- oder Hetschaberge halten, trägt der Teufel auf. Brod wird nicht gereicht, denn dieses vertreibt sie: beschreyt sie aber ein Mensch, so wird die köstliche Speise zu Roßbollen, der Trank zu Roßpisse. Wieder besteht Trank und Speise derer, die unter dem Galgen sich versammeln, aus den Neigeln oder Ueberresten von Bier und Wein, welche die Menschen in den Gläsern stehen lassen, und jenem Brode, über welches die Menschen beym Anschneiden kein Kreuz gemacht haben. Neuenhammer.

Darnach scheint es, daß die Mahlzeiten je nach der Zeit oder dem Orte verschieden sind, vielleicht unter den Hexen selbst eine höhere und niedere Rangordnung beachtet wird. Jedenfalls mahnt das Verwandeln des Hexenmahles in Roßunrath an die alten Opfer zu denken, wo Rosse den Göttern dargebracht wurden, Theile davon den Opfernden selber als Mahl dienten.

In Bleystein heißt es: der Wind, der von Norden weht, komme aus dem Rosseschinderland; wo dieses liegt, weiß man nicht anzugeben. Es sind wohl die Heiden von den Christen so benannt worden; nördlich hin fand das Christentum später Eingang. Uebrigens ist an der[179] böhmischen Grenze ein Ort: Roßhaupten, wahrscheinlich eine altheidnische Opferstätte, so benannt von den Häuptern der geschlachteten Pferde, welche an Bäumen aufgehängt wurden.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 179-180.
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