1081. Das selige Weglein.

[130] Mündlich und Widmanns Chronik von Hof.


Unterhalb der Walkmühle in Hof, wo jetzt die Tuchmacher-Innung eine neue Fabrik erbaut hat, geht eine Furth durch die Saale. Hier ging vor Zeiten die Straße nach Sachsen und heißt diese Stelle das selige Gäßlein oder Weglein. Diesen Namen erhielt jene Furth aus nachfolgendem Anlaß.

»Vornemlich aber ist große Räuberei und Morden gewesen in dem ungetreuen und gefährlichem Wald an dem Orte, wo jetzt die Stadt Hof stehet und besonders in dem Revier, in welchem die Mordgasse war, welch letztere daher auch von solchem Morden und Rauben den Namen erhalten. Dann wer der alten Fuhrstraße nach über die Saale, bei dem Farbhause hinauf, durch die Orla-, Mord- und Judengassen reiste, ist daselbst gemeiniglich angefallen und des Lebens beraubt worden. Wenn einer daher die Mordstraße hinter sich hatte und bei der neuen Schule und dem Mönchkloster[130] hinab, unten bei der Walkmühle, an das Wasser in die Furth gekommen und also der großen Gefahr entronnen war, hat er sich gar selig und glücklich geachtet, woher denn noch heutiges Tages jene Furth das selige Gäßlein genannt wird.«

In früheren Zeiten mußten daselbst die Bauern von Unterkotzau während des Jahrmarktes in Hof Wache halten, wofür sie von der Stadt eine sogenannte Zehrung bekamen. Dieser Brauch bestand noch bis auf die jüngste Zeit.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 130-131.
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