1121. Der Hammer.

[156] Mündlich.


Auf den Bergen, welche das freundliche Thal der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz umschließen, stunden vor Alters viele Burgen, als Buchberg, Staufenberg, Dillburg, Ottenberg, der Heinrichsbürg, Heimburg und der Wolfstein. Von letzteren beiden sind noch bedeutende Mauerwerke, Reste von Thürmen, Gemächern und Gewölben zu sehen, von den übrigen nur noch Wälle, Gräben und hie und da Grundmauern. Von dreien dieser Burgen, welche eine Stunde und darüber von einander entfernt sind, nämlich dem Wolfsteine, der Heimburg und der Heinrichsbürg geht die[156] Sage, daß sie gleichzeitig von einem Baumeister erbaut worden seien. Dieser Meister führte einen Hammer, den er oft von einer Burg zur andern warf, um seine Werkleute zur Arbeit anzutreiben. Als die Schlösser fertig waren, warf er den Hammer in die Lüfte, da soll dieser gerade in den Mittelpunkt zwischen die drei Burgen herabgefallen und in der Erde versunken sein; wenn er aber gefunden wird, erstehen die drei Burgen in neuem Glanze.

Während der Arbeiten am Ludwigskanale, wo tiefe Erdeinschnitte durch das Thal gemacht wurden, die dem muthmaßlichen Mittelpunkte zwischen den drei Burgen nahe kommen mochten, glaubten die Erdarbeiter manchesmal verkohlte Stücke des Hammerstieles, ja wohl den zu Schwefeleisen verwitterten Hammer selbst gefunden zu haben, und mancher dabei Betheiligte träumte sich schon als wohlbestellter Kastellan oder wohl gar Burgherr in einem der neuerstandenen Schlösser. Es muß demnach doch nicht der rechte Hammer gefunden worden sein, zumal die Burgen täglich mehr zusammensinken.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 156-157.
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