1144. Albrecht Dürer im Munde des Volkes.

[174] Nürnb. Mundart von Joh. Wolfgang Weikart. S. Germaniens Völkerstimmen von Firmenich II., 386.


Amoahl dau sen die Künstler höi (hier)

Z'samm af ihr Stub'n kumma,

Und jeder haut a Kunststück g'macht

Und haut sih g'scheid z'samm g'numma.

Am End mouß ah der Dürer droh,

Der sagt: Ih mach's suh gout i koh, –

Und nehmt a Stückla Kreid'n.


Und macht an Krahs hih af'n Tisch,

In d' Mitt' an Tupfen neih.

»An Zirkel her!« Mer schlägt 'n oh,

Meinahd! der Krahs trifft eih.

Oeiz dau sens g'standen wöi von Stah,

Sie sög'n anander oh, – allah

Es iß halt doch suh g'wöhs'n.


Von Kaiser Maximilian

Dös kohn ih niht verschweig'n,

Der iß a Freund von Dürer g'wöhst,

A Kunstfreund ohna Gleich'n.

Amoahl dau geiht'r grohd verbei,

Su keihrt 'r ba sein Albrecht eih,

Es iß niht 's eirschtmoal g'wöhs'n.


Der Dürer ruckt'n gleih an Stouhl,

Der Kaiser oder sagt:

»Horcht, Albrecht, ih hoh wohs in Kuhpf,

Ih glahb, we mer's suh macht,

Gebt nehr a Stück Reißkuhl'n her,

Ih zeichens Euch – es iß niht schwer,

Ihr werd't mih scho begreifen.«


Suh fängt der Max zon zeichna oh,

Allah die Kuhl'n kracht,

Bricht alli Triht, – der Kaiser brummt,

Der Dürer häit gern g'lacht.

Und öiz proböiert er's noh amoahl,

Sie bricht halt wieder, – Blitz und Stroahl!

Suh fängt 'r öiz oh z' flouch'n.


Der Dürer waß scho, wos er mahnt,

Suh nehmt er halt die Kuhl'n

Und zeichnt's hih, – sie bricht niht oh –

»Mih soll der Gukkuk huhl'n,

Wenn ih's niht suh wöi Ihr hohb g'macht,

Oeiz ba Euch hält's, ba mir haut's kracht,«

Suh platzt er raus, der Kaiser.
[174]

»Ga! (ja) G'strenger!« sagt der Dürer draf,

»Die Kunst döi iß mei Reich,

Meih Scepter iß die Kuhl'n dau,

Und mir paröierns gleich;

Denn wenn Ihr ah noh moahl'n könnt,

Wos bleibet unser an am End'?

Regiert Ihr! – uns laßt moahl'n!«


Und af a Mauern haut amoahl

Der Dürer moahlen möiß'n.

Er siegt (sieht) von seiner Lattern roh

In Kaiser, und will gröiß'n.

Dau wankt die Lattern, – »Greift zua, Leut',

Halt ahner doch die Lattern!« schreit

Der Kaiser ganz derschrock'n.


Allah die Ritter und Hofherrn,

Döi lauß'n dös schöi bleib'n.

»An Moahler! d' Lattern halt'n? Ga!

Worum niht d' Farb'n reib'n?«

Suh brummes, – Kahner will's niht thou.

Dau greift der Kaiser selber zou

Und hält meinahd! die Lattern.


Nau sagt er: »Ritter wöi ihr seid,

Döi mach' ih alli Tog,

Suh viel ih will, – i zöig meih Schwerdt,

Es kost mih nehr an Schlog;

Ka Kaiser macht an Dürer mir,

Seih Hand ist meiher werth als ihr

Und noh a Duzet solchi.«

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 174-175.
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